Viersche feierte gemeinsam „Jeck un janz normaal“

Es war die erste integrative Karnevalssitzung in Viersen, zu der die KG Hamm wer net und der LVR-Verbund Heilpädagogische Hilfen in das evangelische Gemeindehaus eingeladen hatten. Eine Sitzung für Menschen mit und ohne Handicap – und eine grandiose Premiere.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Fotograf Martin Häming

Viersche – In anderen Städten und den närrischen Familien gibt es sie längst: Die integrativen Karnevalssitzungen für alle Menschen ob nun mit oder ohne Handicap. Schließlich ist der Karneval bunt und im jecken Brauchtum muss nichts zusammenwachsen. Willkommen ist jeder … oder nicht?

Die Sache ist nämlich die … der Kontakt zum LVR-Regionalen Beschäftigungs- und Begegnungszentrum Vorst ist vor fünf Jahren entstanden, als die Karnevalsgesellschaft Hamm wer net 1950 e.V. beim LVR aufgetreten war. Präsident Michael Berghausen erinnert sich noch gut an das fantastische Publikum und den gemeinsamen Spaß. Damals sei dann auch die Idee zum weiteren gemeinsamen Feiern gelegt worden. Mit Corona kam das Ganze zwar etwas ins Stocken, doch als im letzten Jahr wieder etwas Normalität einkehrte sponserte die KG Hamm wer net Karten für die eigene Sitzung für eine Wohngruppe des LVR. Die Freude des wunderbaren Geschenkes wurde jedoch getrübt, denn nicht jeder fühlte sich willkommen, so Leonie Lankes-Lemm, Teamleiterin LVR-Regionales Beschäftigungs- und Begegnungszentrum Vorst.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Aus dem Wehmutstropfen entstand allerdings der positive Impuls einer integrativen Sitzung, wie sie nicht nur in den karnevalistischen Hochburgen gefeiert wird. Da das evangelische Gemeindehaus sowieso gerade im Karnevalsmodus ist und ein passender Aufzug zur Verfügung steht, stand bald der Plan für „Jeck un janz normaal“. Gemeinsam luden die Initiatoren deshalb am Sonntag zur Premiere einer integrativen Karnevalssitzung ein, bei der auch im Thekenteam Menschen mit Handicap aktiv dabei waren und Süßigkeiten auf den Tischen für den kleinen Genuss zwischendurch lockten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Rund drei Stunden dauerte das bunte, jecke Programm, bei dem natürlich die vereinseigenen Highlights nicht fehlen durften. Ob nun das Männerballett der Les Hammphries (die übrigens in dieser Session ihr närrisches 11-jähriges Jubiläum feiern) oder der Hammer Show Express (der seit 25 Jahren das Publikum zum Jubeln bringt) – die Karnevalsgesellschaft Hamm wer net 1950 e.V. weiß zu feiern.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das bei einem Highlight auch weitere bekannte Gesichter gerne dabei sein wollen, das ist in der närrischen Familie selbstverständlich. So frohlockte unter anderem auch der Karnevalsadel mitsamt Begleitung und Prinzengarden im Scheinwerferlicht bei dieser eindrucksvollen Veranstaltung.

Neben dem Vierscher Prinzenpaar mit Prinz Helmut II. und seiner Prinzessin Anne I. fand ebenfalls das Viersener Kinderprinzenpaar (Prinz David I. und seine Lieblichkeit Laura I.) und das Süchtelner Prinzenpaar (Prinz Bastian I. und Prinzessin Bianca I.) Zeit für ein schallendes Helau (eigentlich waren die Dölker Tollitäten eingeplant – wir schicken dem Dölker Prinzen von Herzen gute Besserung, damit er bald wieder sein jeckes Volk regieren kann). Nicht einfach für die Prinzenpaare, denn dieses Wochenende konnte man getrost als voll bezeichnen – immerhin lockten zum Mitfeiern stolze neun närrische Events von Freitag bis Sonntag alleine in der Gesamtstadt Viersen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Es schloss sich den herrlichen Darbietungen ebenfalls die Garde der Karnevalsgesellschaft Hoseria 1950 e.V. an (Übrigens: Die KG Hoseria bestreitet in diesem Jahr die letzte karnevalistische Galasitzung im evangelischen Gemeindehaus am nächsten Wochenende). Mit einer Atmosphäre, die nicht hätte prächtiger sein können, brachten sie gewohnt traditionelle Gardeschritte mit modernen Einflüssen auf das Podium.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Gekonnt und gewinnend eben ein Auftritt der Extraklasse und ein närrisch berauschender Nachmittag, dem direkt drei Auftritt der Brachter Tanzschule Happy Dance das berühmte i-Tüpfelchen aufsetzten. Karneval vermischte sich mit Line-Dance und auch der Tanznachwuchs sorgte ebenso für eine Stimmungskanone wie die Happy Dance Crew.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nicht aus Metall mit viel Bling-Bling, dafür mit viel Liebe und Leidenschaft, hatten mit einer Transferpresse Bewohner der Gruppen vom Beschäftigungs- und Begegnungszentrum Vorst bedruckte Holzscheiben gestaltet. Schließlich darf doch die Ordensverleihung auf einer Sitzung traditionell nicht fehlen und diese Orden zählen zu den Prunkstücken des närrischen Brauchtums. Schnell avancierten sie zum besonderen Star der hoffentlich in der nächsten 5. Jahreszeit erneut stattfindenden integrativen Sitzung, die am Sonntag einen ganz besonderen Platz im jecken Herz eingenommen hat. (cs)