Ran an die Möhre … im Süchtelner Josefshaus wurde geschält was das Zeug hält

Pünktlich um 11:11 Uhr standen am Sonntagvormittag die Jecken bereit, immerhin galt es ein ganz besonderes Highlight des Winterbrauchtums zu begehen. Das Süchtelner Möhrenschälen ist schon lange gute Tradition und auch dieses Mal ging es darum, ob das Prinzenpaar gekonnt mit den Schälmessern umgehen konnte. 
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz und Martin Häming

Soetele – Das bekannte Trömmelche schlug laut im Herzen der Karnevalisten, die das Süchtelner Josefshaus am Sonntagvormittag gestürmt hatten. Zu früh, um im Kreise der närrischen Familie zu feiern? Nein, das gibt es nicht, auch wenn der Abend zuvor erst in den frühen Stunden des neuen Tages geendet hatte … Umso schöner ist das gemeinsame Feiern zudem, wenn es von einem guten Zweck bereichert wird. Das traditionelle Möhrenschälen des Festausschusses Süchtelner Karneval sorgt nämlich gewohnt auch für eine wichtige finanzielle Unterstützung, die im vergangenen Jahr beispielsweise zwei Süchtelner Schulen zugutegekommen war.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Damit auch in diesem Jahr eine Spende fließen kann, mussten aber natürlich die Schälmesser wieder ran. Der Höhepunkt sollte jedoch noch etwas auf sich warten lassen und so begrüßten Lara Böhmer und Detlef Belk nicht nur die zahlreichen angereisten Jecken und Tollitäten aus Viersche, Dölke, Bossem und natürlich Soetele, sondern auch die Tanzgarde Süchteln, die direkt mit sämtlichen Tänzerinnen auflief. Ob nun als Bambini oder großes Tanzmädel, alle drei Gruppen hatten das Möhrenschälen fest im Kalender eingeplant, um ihre jeweiligen Sessionstänze gekonnt darzubringen. Wer gerne selbst einmal in schwarz-gelbem Outfit auf der Tanzfläche stehen und das Publikum begeistern möchte, dem steht auf der Seite https://festausschuss-suechteln.de/2020/04/16/suechtelner-tanzgarde/ ein Kontaktformular für alle Anfragen zur Verfügung.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ganz frisch haben übrigens die Trainerinnen Magarete Blomberg, Anna Koschatzky und Lisa Penski die Juleica Ausbildung abgeschlossen, um die Jugendarbeit noch stärker entwickeln zu können. Juleica ist die Abkürzung für die Jugendleiter*in-Card, ein bundesweit einheitlicher Ausweis für ehrenamtliche MitarbeiterInnen in der Jugendarbeit. Diese ist nicht nur ein Qualifikationsnachweis, sie soll auch die gesellschaftliche Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement zum Ausdruck bringen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Wer weiß, wie die Ursprünge dieser Tanzgarde ausgesehen haben, der wird freudig ihr Wachsen begleiten. Es war nämlich in der Session 2013/2014, als im Süchtelner Karneval nicht nur das neue Prinzenpaar, sondern auch drei Funkenmariechen (Michelle Cremer, Kathrin Hünnekes, Lara Böhmer – die heute als Moderatorin auf der Bühne steht) präsentiert wurden. Die drei Mädels begleiteten das Prinzenpaar die ganze Session über und stellten schnell fest, dass sie nicht nur Begleitung sein wollten.

Kurzerhand wurde deshalb nach jungen Leuten und Karnevalssympathisanten gesucht. Bereits eine Session später wuchs aus dem Wunsch ein gemeinsamer Tanz mit der Prinzengarde und seitdem ist die Süchtelner Tanzgarde eigentlich nicht mehr aufzuhalten, die in der Session 2015/2016 dann auf offiziell ins närrische Rampenlicht trat.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Schlag auf Schlag ging es zudem mit der KG Süchtelner mit Herz und ihren Tänzerinnen Leonie und Lynn ebenso weiter, wie mit der KG De Brook Müerkes (die schon seit 1967 das Süchtelner Kinderprinzenpaar stellen) und der DüKaGe. Man feierte eben gemeinsam und Stadtgrenzen sind längst Vergangenheit – auch wenn im Karneval auf die eine oder andere Stichelei mit Freude nicht verzichtet wird. Ein wenig Spaß muss sein und in der 5. Jahreszeit lachen die Jecken sowieso nicht nur gerne mit anderen, sondern auch über sich selbst.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Obwohl, manchmal wird es richtig ernst auf der jecken Bühne. Dann nämlich, wenn man den Partner fürs Leben finden möchte. Marc Marsollek, 1. Vorsitzender der KG Süchtelner mit Herz, nutze nämlich den besonderen Augenblick für eine unvergessliche Erinnerung. Nicht nur, dass er im Josefshaus seinen Geburtstag feierte, auch ein ‚Ja‘ schlug ihm entgegen, als er seiner Lisa Esser einen Heiratsantrag machte (die Redaktion des Rheinischen Spiegels wünscht den Frischverlobten alles erdenklich gute für die gemeinsame Zukunft). Eine Sekunde lang stand die Welt still …

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

… dafür wurde es gewohnt hektisch beim Möhrenschälen, schließlich musste das Süchtelner Prinzenpaar gegen die unerbittliche Zeit antreten. Prinz Bastian I. und Prinzessin Bianca I. waren allerdings gesundheitlich etwas angeschlagen, weshalb sie sich zwei Joker an ihre Seite stellten. Keine Geringeren als Weinkönigin Kristina Schmitz und der Landtagsabgeordnete Guido Görtz nahmen gemeinsam mit dem Karnevalsadel die Herausforderung an, während sie von befreundeten Tollitäten und Jecken lautstark angefeuert wurden. Erfolgreich, denn 80 kg Möhren waren ein Klacks für die Schälmeister. Bevor die Stoppuhr ihr Ziel (11 Minuten und 11 Sekunden) erreichte waren nämlich keine Möhren mehr da. Am Ende wuchs der Spendentopf nicht nur durch die geschälten Möhren auf eine stolze Summe an (immerhin war jede Möhre 1 Euro wert), auch die Gäste gaben gerne ihren Teil dazu und mit dem Ergebnis von 2.222 Euro lässt sich doch einiges anfangen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Wie eng die Vereine zueinander stehen, das ist eben ein ganz besonderes Jeföhl, welches auch vom Vierscher Prinzenpaar ebenso aufgegriffen wurde, wie von den Dölker Crazy Kids und der Ki Ka Kai a (wobei der Prinz natürlich auf der eigenen Herrensitzung in Breyell einen festen Platz hatte). Als sich dann noch die Garden der KG Hoseria und die KV De Üüle einreihten, da war der Reigen der tänzerischen Darbietungen fast vollständig vertreten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ihm setzte die Showtanztruppe der Tanzgarde Süchteln nicht nur die Krone auf, sie zündeten am Nachmittag die letzte Stimmungskanone. „You can dance, you can jive. Having the time of your life. Ooh, see that girl, watch that scene, digging the dancing queen“ … ein Sonntag, der sich in das Puzzle der schönsten Zeit des Lebens im wunderbaren jecken Brauchtum einreihte, aber auch so langsam den Countdown zum Ende der kurzen Session einläutete. Für die Karneval-Enthusiasten ein kleiner Wehmutstropfen. Wie gut, dass der Hoppeditz auch im nächsten Jahr wieder aufersteht und die 5. Jahreszeit erneut als farbenprächtige Blume erblühen wird. (cs)