Volles Programm beim 2. Närrischen Biwak auf dem Remigiusplatz

Kurz bevor das Rheinland traditionell vollständig in die Hand der Jecken fällt, hatte der Festausschuss Viersener Karneval zu seinem mittlerweile zweiten Biwak in die Innenstadt eingeladen. Auf der Bühne unter freiem Himmel bot sich auch Nicht-Karnevalisten die Möglichkeit einmal ganz ungezwungen das närrische Brauchtum zu verfolgen. Allerdings gehörte leider ein Regenschirm zum Kostüm dazu. 
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman und Fotograf Martin Häming

Viersche – Der Festausschuss Viersener Karneval lud erneut zu einer Open-Air-Veranstaltung in dieser Session ein. Nach der Premiere im vergangenen Jahr kündigt sich hier eine gute, niederrheinische Tradition an, für welche die Karnevalisten aus der ganzen Region gerne ihren Weg trotz Regenschauern am Samstag zum Viersener Remigiusplatz gefunden hatten. Das nasse Wetter sorgte leider nicht nur für technische Schwierigkeiten, sondern auch das Mariechen der Prinzengarde, Anna-Lena, konnte auf dem rutschigen Podium ihren Tanz nicht darbieten. Dennoch, auf der Bühne sollte nicht nur tänzerisch einiges geboten werden, auch das Staraufgebot des Karnevalsadels lockte mit geballter Kraft.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Schließlich wurden nicht nur alle Kinderprinzenpaare der Gesamtstadt erwartet (die alle drei zum Sessionshit „Karneval in Viersche“ und der Choreografie von Maike Gütjens tanzten), auch die Tollitäten aus Dülken, Boisheim, Süchteln und Lobberich hatte der Festausschuss gemeinsam mit dem Vierscher Prinzenpaar (welches standesgemäß mit dem Viersener Tambour Corps 1925 e.V. und der Prinzengarde einzog) eingeladen, der vertreten durch den Senatspräsidenten Frank Schiffers und den 1. Vorsitzenden der Prinzengarde Christoph Grundmann ein jeckes Programm in petto hatte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Wo so viel blaues, jeckes Blut bestgelaunt das Podium erstürmte, da wollte man gerne im Kreis der närrischen Familie feiern und wie geht das besser als mit den begeisternden Darbietungen der heimischen Vereine, zwischen die sich immer wieder René Heimes aus Brüggen mit seiner Akustik-Gitarre schob.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ob nun die ganz Kleinen aus dem Roahser, die Roahser Funken oder die Wibbels (die übrigens zum ersten Mal dabei waren), die herrlich jecke Freude (mit Sängerin Gina-Jolie) über den Remigiusplatz wehen ließen, oder die Funkengarde der KG Hoseria, die Tanzgarde Alt Viersen 2020, der KV De Üüle, die Vierscher Mispelblüten, die Tanzgarden aus Süchteln bis hin zu den Blau-Wette Jonges und der Tanzgarde der Grossen Viersener Karnevalsgesellschaft, sie alle sind mit Begeisterung der 5. Jahreszeit verfallen und geben den närrischen Virus auch gerne weiter.

Als dann am Nachmittag Kölsch auf Pop mit de Mädschere traf, da war die Stimmung trotz nasskaltem Wetter hervorragend. Aus Eschweiler stammen die Damen (die krankheitsbedingt leider nur mit vier statt fünf Künstlerinnen vertreten waren), die mit Live-Gesang (von Dat is jeil bis hin zu Superjeilezick oder Westerland) und Tanz nicht nur dem närrischen Biwak, sondern vor allen Dingen auch dem wunderbaren Jubiläum des Festausschusses Viersener Karneval die Krone aufsetzten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Schließlich feiert der Festausschuss Viersener Karneval in dieser Session bekanntlich sein 6 x 11-jähriges Jubiläum unter dem Motto: „Viersche fiert wie et is un woar – alle jeck im Jubeljoar!“ und was gibt es Schöneres als so ein grandioses Ereignis gemeinsam zu begehen. Natürlich gab es auch schon vor dem Festausschuss als „Dachverband“ ein emsiges Treiben verschiedener närrischer Vereine in Alt-Viersen. So ziemlich jede Sektion kürte damals ihren eigenen Prinzen oder ihr eigenes Prinzenpaar. Es waren also einige Tollitäten, die durch die Straßen zogen und so entstand der Ruf nach einem Prinzenpaar für ganz Alt-Viersen. Aus der KG Hoseria mit ihrem damaligen Präsidenten Kurt Haun hallte die Idee besonders laut nach draußen. Ein Dachverband war zwar eine gute Idee, aber die Vereine wollten auf keinen Fall ihre Eigenständigkeit aufgeben. Nachdem man sich hier einig war, dass die Gesellschaften auch weiterhin unbeeinflusst von einem Festausschuss feiern konnten, war es Franz von der Maßen (damals Ehrenpräsident der Roahser Jonges), der die Führung als Gründungspräsident übernahm.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Und so kam es, das am 30. Oktober 1956 der Festausschuss Viersener Karneval durch die Vereine Roahser Jonges, Hoseria, Helenabrunn und Hamm wer net in der Gaststätte ‚Pschorr-Bräu‘ auf der Lindenstraße ins Leben gerufen wurde. Der damalige Oberbürgermeister Hermann Hülser stellte zudem die Möglichkeit in Aussicht, dass der Karneval nun auch Einzug in die Festhalle halten konnte, denn es gab Saalprobleme bei Großveranstaltungen. An den Saalproblemen hat sich bis heute nichts geändert. Nach 66 Jahren wird es Zeit, dass eine Lösung gefunden wird, damit die Reinheit des Karnevals und Viersen als Heim- und Pflegestätte karnevalistischen Brauchtums auch weiterhin so erhalten werden kann, wie es im Gründungsprotokoll des Viersener Festausschusses niedergeschrieben wurde. (ea)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

3 Kommentare

    1. Sie meinen bestimmt die verbissenen Griesgrame, die ständig vom „Versagen der Altparteien“ faseln, die nicht verstehen, warum die Herausforderungen der Zeit (Klimawandel, Kriege etc.) von uns allen einen Beitrag verlangen, und die wütend sind, dass so viele Menschen neuerdings ganz offen für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus eintreten. Ja, da haben Sie Recht, ab und zu muss man diese Typen auch mal ausblenden.

      Und trotzdem ist es natürlich lustig, wenn diese Leute fast in jeder Büttenrede ihr Fett wegkriegen. Denn genau das passiert. Und noch lustiger ist es, wenn diese Leute dann auch noch den Karnevalisten vorwerfen, „Systemlinge“ zu sein, die – weil 3fach geimpft – willfährige Erfüllungsgehilfen der Regierung sind, soweit sie nicht ohnehin nur virtuell existieren, weil sie von KI erschaffen wurden. Und überhaupt, diese Karnevalisten sind natürlich alle nur linksrotgrün versiffte Schlafschafe, genau wie die CDU und die FDP und die Kirchen auch. DAS ist wirklich lustig.

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