Bei der KG Hoseria nahm Elmar Orta ein ganz besonderes Herz entgegen

Mittlerweile seit 1962 zeichnet die Karnevalsgesellschaft Hoseria 1950 e.V. verdiente Karnevalisten mit dem „Goldenen Vierscher Herz“ aus. Mit dem neuen Herzträger wurde erneut ein Jeck ausgewählt, den das närrische Virus in den vergangenen Jahren nie losgelassen hat.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Fotograf Martin Häming

Viersche – Die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden, als am Samstagabend die Karnevalsgesellschaft Hoseria 1950 e.V. Karnevalisten aus nah und fern zu ihrem beliebten (und übrigens ausverkauftem) Galaabend willkommen hieß. Doch die Sonne tragen die Jecken sowieso immer bei sich und so fügte sich das diesjährige Motto der Gesellschaft „Karneval mit Sonne im Herzen“ mühelos in die gemeinsamen Stunden ein. Schließlich sollte an diesem Abend ein ganz besonderer Karnevalist im Sonnen… äh Scheinwerferlicht stehen, der mit viel Engagement und Leidenschaft für die 5. Jahreszeit den Vierscher Karneval viele Jahrzehnte geprägt hat.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Für den Sitzungspräsidenten und 1. Vorsitzenden der KG Hoseria Peter Hillekes sowie den Kommandanten Marcel Schaath (die beide hervorragend mit dem Mikrofon umzugehen wussten) war es deshalb eine große Freude auch viele der Wegbegleiter des neuen Herzträgers begrüßen zu dürfen. Der baldige Ritter wurde traditionell bereits im letzten Jahr vorgestellt, an diesem Abend sollte die Verleihung dann auch den offiziellen Charakter auf der Bühne erhalten. Doch dazu erst später, denn schließlich hat es sich bewährt, dass der gastgebenden Gesellschaft der erste Auftritt gebührt, die mit dem Viersener Tambour Corps 1925 e.V. ihren Einzug genoss.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Hier kommt es der 1950 nach einer Idee von Franz Brocker gegründeten Karnevalsgesellschaft natürlich zugute, dass sie direkt stolz mehrere eigene Garden präsentieren kann. In den Vereinsfarben gelb-blau und erprobten Uniformen könnte man sie fast auf einem Ölgemälde verewigen, solch eine glanzvolle Verkörperung des närrischen Brauchtums bieten sie bei ihrer Vorstellung. Die Zugabe sollte es dabei im späteren Verlauf der Galasitzung noch geben.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Das Podium im Evangelischen Gemeindehaus kam althergebracht nach dieser begeisternden Darbietung in den kommenden Stunden nicht mehr zur Ruhe und dafür sorgte gekonnt ebenfalls das Vierscher Prinzenpaar, Helmut II. und Anne I., welche sich die ganz besondere Veranstaltung natürlich auch nicht entgehen lassen wollten (während der „Hut“ für eine Sammlung zugunsten der Senioreneinrichtung Haus Greefsgarten durch den Saal reiste). Mit der ansehnlich großen Begleitung und der stattlichen Prinzengarde mit ihrem Mariechen Anna-Lena verschwand der Bühnenhintergrund und die Jecken formten ihre eigene Kulisse zu ihren packenden Darbietungen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nun steuert die 5. Jahreszeit unaufhörlich in dieser kurzen Session ihrem Höhepunkt entgegen und bald wird die Zeit mit diesen Tollitäten zu einer wunderbaren und vor allen Dingen unvergesslichen Erinnerung werden. Umso mehr freute sich die jecke Seele ein weiteres Mal über die bei den meisten schon bekannten Klänge.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Als sich dann die Bühne gewohnt schlagartig leerte, nahm sie ein einzelner Künstler in Beschlag, der auf den Viersener Podien bisher eher unbekannt ist, jedoch schon bei der Herrensitzung der Ki Ka Kai a für Lacher sorgte.

Die karnevalistische Branche erstürmte der Comedian allerdings schon vor stolzen 25 Jahren und seitdem berichtet der Agrarökonom Heinrich Schulte-Brömmelkamp von seiner Frau Erna, den Stammtischtreffen mit Nachbar Willem oder dem nicht mehr vorhandenen Geld (also eigentlich aktueller denn je, denn auch die Politik bekam bei seinen Geschichten ihr Fett weg). Er hat halt so seine Problemchen mit seinem Hof in Kattenvenne am Ölberg und die weiß er gekonnt bei den Sitzungen zwischen Rheinland-Pfalz und der Nordsee … oder eben in Viersche in unaufhörliche Lacher umzuwandeln.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Hier und da wurde bereits das Handy für ein Erinnerungsfoto gezückt, als dann Karneval auf Boygroup traf. Ja, das gibt es tatsächlich und die Jeck Street Boys, das „heißeste Trio im Kölner Karneval“ fügt die zwei Welten mit Bravour zusammen. Nun schreiben sie selbst von sich, dass sie die Herzen der Damenwelt im Sturm erobern, das bestätigende Klatschen zu ihrem modernen, kölschen Style gab es allerdings auch zahlreich aus der „Herrenecke“.

Steven Timmermann, Sascha Breuer-Rölke und Andreas Hardegen hatten dazu nicht nur moderne Karnevalshits mitgebracht, sondern auch kölsche Lebensfreude mit ihrem Hit „Su Sin Mir“, die ins Publikum schwappte und vorbereitete auf den Höhepunkt des Abends. Die Herzverleihung geht immerhin auf das Jahr 1962 zurück und mit dem „Goldenen Viescher Herz“ wurden schon bekannte Namen wie Willy Millowitsch, der Mainzer Hofsänger Heinz Heuzeroth oder Sänger Ernst Neger ausgezeichnet. Ins Leben gerufen hatte diese Auszeichnung Heinz Menzel und natürlich gibt es auch weibliche Herzträger wie beispielsweise Bürgermeisterin a. D. Marina Hammes.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Nun mag der Name Elmar Orta im Mainzer Karneval vielleicht nicht als bekannte Berühmtheit gelten, das ist in Viersche aber anders. Er ist der neue Herzträger und Ritter der Gesellschaft, der sich viele Jahre, ja gar Jahrzehnte, für das heimische Brauchtum eingesetzt hat, und dessen Werdegang in der Laudation von Dirk Mangold nochmals ausführlich dargelegt wurde. Erst im vergangenen Jahr hat er nach 21 Jahren die Position als Senators für Finanzen des Festausschusses Viersener Karneval abgegeben, gestartet ist er jedoch schon mit zehn Jahren als Fahnenträger beim Tulpensonntagszug.

Seitdem ist er aus der närrischen Zeit nicht mehr wegzudenken und war mittlerweile seit 24 Jahren als Zugleiter mit Verantwortlich für die Durchführung des Viersener Tulpensonntagszuges. Eben durch und durch ein echter Jeck, dem Standing Ovations und Glückwünsche aller vertretenen Vereine entgegenwehten. Eine hervorragende Wahl, da waren sich die Karnevalisten einig, für die es Schlag auf Schlag im Programm weiter ging mit den Ratsherren Unkel.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Sie gelten als bekanntestes Blasmusikboygroup des Rheinlands und auch wenn bei dem einen oder anderen „Boy“ ein wenig weiter gefasst werden muss, von Musik haben sie auf jeden Fall Ahnung. Mit Trompeten, Saxophon, Posaune & Co. brachten sie kölsche Töne von „En d´r Kayjass Nummer Null“ bis zu „Pirate“ mit. Texte, die der Saal aus dem Effeff mitträllern konnte, bis dann die Garde der Hoseria das bestgelaunte Publikum kurzerhand für ihre Zugabe übernahm.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Von der (im Vergleich zum nächsten Programmpunkt kleinen) Garde der Hoseria wechselte das Bühnenbild zu „voll“, denn die Showtanzformation Calypso aus Duisburg ließ sich an diesem Tag in der Teilnehmerzahl nicht lumpen. Girlpower pur nach den verschiedenen jecken Boygroups und abgerundet mit packender Musik – der Vierscher Jecken präsentierte sich ein Auftritt mit anspruchsvollen Choreographien und akrobatischen Elementen. Klassisch und modern vereinte zu einem echten Hochgenuss in neongrünen Tops und mit 80er-Jahre Jeansjacken.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Bevor dann das berühmte Schlusslied angestimmt wurde und die Gesellschaft gemeinsam mit den Prinzenpaaren auf der Bühne den Ausklang eines fantastischen Abends feierte, waren es Roland Zentgraf (Der Fabulöse Roland … und eine wirklich fantastisch gelungene Überraschung) ebenso wie die Band Tacheles, die die jecken Gäste noch einmal zum Feiern anheizte. Tacheles: „umgangssprachlich, (jemandem gegenüber) ganz offen und freimütig seine Meinung äußern“ und tatsächlich in den letzten Minuten konnte alles und Stimmung musste.

Diese fünf kölschen Musiker sind nämlich für ihre wilde Show zum Mitmachen bekannt. Ein wenig durchgeknallt, ein wenig exzentrisch und garantiert ohne Grenzen. Kein Lied und kein Genre war vor ihnen sicher und wurde kunstgerecht durch den Stimmungsfleischwolf gedreht. Eben ein makelloser Abschluss für die letzte närrische Sitzung im Evangelischen Gemeindehaus in dieser Session. (nb)

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