Von der Friedenstraße zur Theodor-Frings-Allee: Eine historische Entwicklung

Viersens lebendige Geschichte … Straßen und Plätze erzählen
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Viersen-Dülken – Die Theodor-Frings-Allee, eine der repräsentativsten Straßen Dülkens, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts reicht. Ursprünglich als Friedenstraße bekannt, hat diese Straße zahlreiche Veränderungen und Entwicklungen erlebt, die ihre Bedeutung und ihren Charakter nachhaltig prägten.

Die ersten Überlegungen zur Anlage eines größeren Straßenzuges südlich der historischen Altstadt reichen bis in die 1850er Jahre zurück. Der Bebauungsplan von 1858 sah eine „Canalstraße“ vor, die später zur heutigen Theodor-Frings-Allee zwischen Langer Straße und Turmstraße werden sollte. Diese frühen Planungen wurden jedoch nicht umgesetzt, und es dauerte bis zur Gründerzeit, bis der Ausbau konkret wurde. Ausgangspunkt war ein schmaler Gartenweg, der entlang des Stadtgrabens führte und mit rotblühenden Kastanien bepflanzt wurde.

Mit dem Bau der Realschule, später Gymnasium und heute städtischem Verwaltungsgebäude II, erhielt die Straße in den Jahren 1871/72 ihren ersten markanten Bau. Dieser Schulbau, eine Schenkung des Geh. Kommerzienrats Matthias Bücklers, wurde 1910 erweitert und trug maßgeblich zur Bedeutung der Straße bei. Auch der Bau repräsentativer Gebäude entlang der Westseite, die im Zuge der Festlegung der Fluchtlinie 1893 entstanden, verliehen der Straße ihren wilhelminischen Charakter.

Eine weitere Aufwertung erfuhr die Straße durch den Bau des Rathauses, das der „Führer durch Dülken“ von 1925 als „schönstes Gebäude der Stadt“ beschreibt. Das Rathaus wurde 1896 errichtet und 1910 um einen südlichen Flügel erweitert. Infolge des Rathausbaus musste die Friedenstraße 1902 verbreitert werden, und 1908 wurden Bürgersteige angelegt, um dem zunehmenden Verkehr gerecht zu werden.

Trotz mehrfacher Bürgeranträge zur Entfernung der prächtigen Kastanienbäume in den Jahren 1908, 1910 und 1920 blieben diese erhalten und prägen noch heute den Charakter der Theodor-Frings-Allee. Der „Führer durch Dülken“ von 1925 beschreibt die Allee als „schöne Kastanien-Allee mit hübschen Villen und Häusern und gut gepflegten Gartenanlagen auf der Westseite“.

Im Zuge der Arbeitsbeschaffungsprogramme der 1930er Jahre wurde die Friedenstraße 1933 modernisiert und erhielt eine Teerdecke. Die Bürgersteige wurden begradigt, was die Straße weiter aufwertete.

An der Straße befanden sich bedeutende Gebäude wie das ehemalige Mädchenheim, das 1913 durch den Umbau eines Lagergebäudes der Niederrheinischen Flachsspinnerei eingerichtet wurde. 1967 wurde es abgerissen, um Platz für neue Entwicklungen zu schaffen.

Eine wichtige Grünfläche entstand zwischen der restaurierten Stadtmauer mit Gefangenenturm und der Theodor-Frings-Allee. Der Gefangenenturmgarten, seit 2004 so benannt, beherbergt seit 1934 eine Kriegergedächtnisstätte, die an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs erinnert. Die monumentale Tuffsteinfigur Siegfried, geschaffen vom Bildhauer Willy Meller, wurde 1934 feierlich eingeweiht.

Mit der Kommunalen Neugliederung in den 1970er Jahren wurde die Straße schließlich am 17. November 1970 zu Ehren des in Dülken geborenen Germanisten und Linguisten Theodor Frings in Theodor-Frings-Allee umbenannt. (sk)

Foto: Rheinischer Spiegel