Kap Sounion – Wo Poseidon über das Meer wachte

An der südlichsten Spitze Attikas empfiehlt es sich einen Besuch am Kap Sounion einzuplanen. Hier können Besucher in den Ruinen des Poseidontempels nicht nur den Hauch der Geschichte erfahren, sondern ebenfalls einen beeindruckenden Panoramablick auf die umliegenden Inseln der Ägäis genießen.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Attika/Griechenland Das Kap Sounion, venetisch Capo Colonne (Kap der Säulen), gelegen an der südlichsten Spitze Attikas und 69 km von Athen entfernt beherbergt den berühmten Marmortempels des Meeresgottes Poseidon aus dem 5. Jahrhundert. Von dem Vorgebirge aus führt eine Landspitze, welche an drei Seiten abfallend den Blick auf das Meer eröffnet, zu einer künstlichen Terrasse. Von dieser soll sich nach einer Legende König Ägeus von Athen in tiefer Trauer in das nach ihm benannte ägäische Meer gestürzt haben, als er das Schiff seines Sohnes Theseus mit schwarzen Segeln einlaufen sah. Als Zeichen des Todes gedeutet, hatte Theseus zurückkehrend aus Kreta nach seinem Sieg über den Minotaurus vergessen das schwarze Segel gegen ein weißes auszutauschen.

Foto: Rheinischer Spiegel

Von den Ruinen aus können Besucher an klaren Tagen bis zu der Insel Milos in 97 km Entfernung sehen, die Stätte und ihre Umgebung gehört mittlerweile zu den griechischen Nationalparks, wodurch eine bauliche Erschließung gestoppt wurde. Auf den hohen Klippen standen seit Ende des 7. Jahrhunderts überlebensgroße Statuen junger Männer, sog. Kouroi. Eine dieser Statuen, der Sounion-Krieger, befindet sich heute im Archäologischen Nationalmuseum. Ebenfalls erhalten sind die Reste des dorischen Ringhallentempels (gegen 440 v. Chr.). Eine turmbewehrte Mauer umgab im peloponnesischen Krieg 413/412 den Tempel sowie den Ort Sounion, hiermit wurde der Seeweg von Euboea nach Athen gesichert. Bis in die römische Zeit wurde der Ort bewohnt, war ein häufig genutzter Hafen für den Sklavenmarkt.

Erste Grabungen wurden im Frühjahr 1884 durch das Deutsche Archäologische Institut durchgeführt. Von den insgesamt 38 Säulen standen im 19. Jahrhundert noch elf aufrecht, weitere fünf wurden in neuerer Zeit wieder aufgestellt. Nur spärliche Reste sind von dem aus parischem Marmor gehauenen Skulpturenschmuck erhalten. Den Kampf der Kentauren mit den Lapithen am Fries der Ostseite ist heute in diesem Rahmen noch ebenso zu bewundern wie „antike Graffiti“, Namensritzungen in das Gestein, die es durch die Jahrhunderte hinweg immer wieder gegeben hat. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel

Volos: Im Zentrum der Stadt wacht die Kirche Agios Nikolaos