80 Jahre danach: Grenzenloses Gedenken für eine gemeinsame Mahnung

Am 30. Dezember fand zum 28. Mal die niederländisch-deutsche Gedenkfeier am Mahnmal Lüsekamp statt. Rund 200 Menschen aus Roermond und Deutschland kamen zusammen um der furchtbaren Taten zu gedenken, die Ende Dezember 1943 durch die Naziherrschaft begann. Der 80. Jahrestag dieser Veranstaltung verlieh der Veranstaltung eine besondere Tiefe und Dringlichkeit.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Region – Die Veranstaltung begann traditionell mit der „Voettocht 30. Dezember“, einer Wanderung, die an der H. Hartkerk in Roermond begann und nach einer Zwischenstation am Denkmal „Vergessene Kinder von Spik und Maalbroek 1945“ schließlich am Mahnmal Lüsekamp endete. Hier, an der historischen Stätte der Verbrechen, wurde durch bewegende Reden, Musik und symbolische Kranzniederlegungen der Opfer gedacht.

Foto: IPPNW Regionalgruppe Mönchengladbach-Viersen

Das Mahnmal erinnert an 13 junge Männer und einen polnischen Zwangsarbeiter, die am 30. Dezember 1943 von den deutschen Besatzern ermordet wurden. Die Opfer hatten sich dem Befehl zur Zwangsarbeit widersetzt und wurden nach ihrer Entdeckung in einem Versteck grausam hingerichtet. Besonders berührend war die Erinnerung an den 17-jährigen polnischen Flüchtling Franz, dessen Name erst kürzlich durch Nachforschungen teilweise rekonstruiert werden konnte. Die Teilnehmer dachten nicht nur an dieses Opfer, sondern auch an etwa 3.000 Männer, die unter unmenschlichen Bedingungen von Roermond nach Dülken marschieren mussten, um von dort aus ins Arbeitslager deportiert zu werden.

Unter den Teilnehmern waren Bürgermeister und Politiker aus der Grenzregion. Ihre Reden, auf Niederländisch und Deutsch gehalten, betonten die Bedeutung der grenzüberschreitenden Verständigung und Aussöhnung. Besonders bewegend war der Beitrag zweier Brüder, die aus den Tagebuchaufzeichnungen ihres verstorbenen Vaters vorlasen. Dieser schilderte das Leid, die Kälte und die Angst, die im Dezember 1944 in Roermond herrschten. Die Veranstaltung, die durch musikalische Beiträge von Gitarre, Akkordeon und Trompete untermalt wurde, vermittelte eine Botschaft der Trauer, der Mahnung und der Hoffnung. Die Kranzniederlegungen und die symbolische Übergabe von 14 Rosen verliehen dem Gedenken eine tiefe Würde.

Das „Comité Voettocht“, unter der Leitung von Renée Sarton, sorgte erneut für eine exzellente Organisation. Zahlreiche Organisationen und Angehörige der Opfer trugen aktiv zur Gestaltung des Gedenkens bei, darunter auch die Ortsgruppe Mönchengladbach-Viersen der IPPNW. Die Gedenkfeier am Mahnmal Lüsekamp ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie die Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit über Grenzen hinweg lebendig gehalten wird. Sie mahnt dazu, dass solches Unrecht niemals vergessen und niemals wiederholt werden darf. (nb)

Foto: IPPNW Regionalgruppe Mönchengladbach-Viersen