Laut Analysen des Umweltbundesamts (UBA) hat das Trinkwasser in Deutschland eine hervorragende Qualität. Mikroorganismen und Schadstoffe oberhalb der Grenzwerte wurden in nur Ausnahmefällen entdeckt.
Service – Als Grund dafür nennt das UBA vor allem die regionalen Wasserversorgungsbetriebe, die das Regenwasser und Schmelzwasser (Niederschlagswasser) und das gebrauchte Wasser aus Gewerbe und Haushalten (Schmutzwasser) komplex aufbereiten, bevor es wieder in die natürlichen Gewässer der Umwelt eingeleitet wird.
Zusätzlich sind an der Wasseraufbereitung auch viele Industrie- und Gewerbebetriebe beteiligt. Wenn diese Abwässer produzieren, das nicht pH-neutral sind, müssen die Unternehmen dieses vor der Einleitung in das öffentliche Kanalnetz neutralisieren, also sicherstellen, dass das Abwasser einen pH-Wert zwischen 6,5 und 9 hat. Häufig ist dies bei Krankenhäusern, Kliniken und Laboren der Fall.
Warum muss Abwassers neutralisiert werden?
In den Kläranlagen der Wasserversorgungsbetriebe wird Abwasser chemisch, mechanisch und biologisch gereinigt. Bei der biologischen Reinigung des Abwassers wandeln aerobe Mikroorganismen und Bakterien organische Verunreinigungen in Kohlendioxid und Biomasse um. Abwasser mit einem nicht neutralen pH-Wert kann Säuren und Basen enthalten, die die Kleinstlebewesen aufgrund ihrer ätzenden Wirkung schädigen und töten können. Die biologische Reinigungsstufe der Kläranlage würde dadurch ihre Leistungsfähigkeit verlieren. Es ist deshalb nötig, dass Industrie- und Gewerbebetrieb die Abwasser-Neutralisation einsetzen, um die Kleinstlebewesen in den Kläranlagen zu erhalten.
So arbeitet eine Neutralisationsanlage
Unter einer Neutralisation versteht man in der Wissenschaft die Reaktion einer Säure mit einer Base. Bei diesem Prozess heben beide Substanzen ihre Wirkungen auf und bilden dadurch eine Flüssigkeit mit einem neutralen pH-Wert von 7. Neutralisationsanlagen für gewerbliche Betriebe und die Industrie verwenden dazu in der Regel liquide Neutralisationsmittel wie Salzsäure (HCl), Natronlauge (NaOH) und Schwefelsäure (H2SO4).
In einer Neutralisationsanlage durchströmt die zu behandelnde Flüssigkeit einen Reaktor mit dem Neutralisationsmittel. Ein automatisches Rührwerk sorgt dabei dafür, dass das Abwasser gleichmäßig mit der Lauge oder Säure durchmischt wird. Die benötige Menge an Neutralisationsmitteln wird in modernen Anlagen automatisch durch einen integrierten pH-Messer bestimmt.
Anschließend erfolgt die pH-Endkontrolle. In dieser Kontrollmessung wird überprüft, ob der gewünschte Ablaufwert tatsächlich erreicht wurde. Zur Sicherheit wird für diese Messung eine andere Sonde verwendet als zur Regelung des pH-Wertes.
Einsatzgebiete von Neutralisationsanlagen
In Deutschland werden Neutralisationsanlagen, die einen für biologische Kläranlagen nicht schädlichen pH-Wert erreichen, vor allem in Unternehmen aus folgenden Brachen verwendet:
- Lebensmittel- und Getränkeproduktion
- Papierfabriken
- Großküchen
- Chemischen und medizinischen Laboren
- Schlachtereien und Molkereien
- Färbereien und Beizereien
- Oberflächentechnik
Neutralisationsanlagen werden außerdem in unterschiedlichen produzierenden Betrieben eingesetzt, wenn diese Wasser mit einem bestimmten pH-Wert benötigen.
Gesetzliche Nachweispflicht über die Abwasser-Neutralisation
Das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) schreibt in Deutschland vor, dass Unternehmen, die eine größere Menge von nicht neutralen Abwasser erzeugen, eine strenge Nachweispflicht erfüllen müssen. Laut dieser müssen die Unternehmen Nachweise darüber vorhalten, dass ihr Abwasser einen pH-Wert innerhalb der gesetzlichen Grenzwerte hatte, bevor es in das öffentliche Kanalnetz eingeleitet wurde. Außerdem schreibt das WHG vor, dass die betroffenen Unternehmen dokumentieren müssen, wie viel Abwasser sie täglich in das Kanalnetz einleiten. Technisch umgesetzt werden die beiden Nachweispflichten über Schreiber, die die Abwassermenge und den pH-Wert des Abwassers messen und aufzeichnen. (opm)