Campo Santo Teutonico: Deutsche Spuren auf italienischem Boden

Nur über die Vatikanstadt ist der Campo Santo Teutonico, der Friedhof der Deutschen, erreichbar, der eigentlich auf italienischem Staatsgebiet liegt. Neben dem vollständig geschlossenen Gräberfeld eröffnet sich den Gläubigen hier ebenfalls die Kirche Santa Maria della Pietà.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Rom/Italien – Ein Raum der Ruhe in einem grünen Paradies, so mag mancher Besucher den Campo Santo Teutonico beschreiben – vorausgesetzt er hat bei der Schweizer Garde in deutscher Sprache um Einlass gebeten. Nur so nämlich ist der Zugang möglich zum Friedhof der Deutschen, der offiziell ‚Campo Santo dei Teutonici e dei Fiamminghi’ heißt. Der Weg führt über die Vatikanstadt am Tor des südlichen Petersdoms zwischen den Kolonnaden und dem Palazzo del Sant’Uffizio zurück auf italienischen Grund. Geöffnet ist der Pilgerfriedhof täglich von 7 bis 12 Uhr und zu den Gottesdiensten. Pilgergruppen haben nach Voranmeldung bei der Erzbruderschaft die Möglichkeit in der Kirche Santa Maria della Pietà mit ihrem begleitenden Geistlichen zu feiern. Die Heilige Messe findet am Sonntag um 9 Uhr sowie montags bis samstags um 7 Uhr statt (mittwochs in lateinischer Sprache, samstags in italienischer Sprache, sonst in deutscher Sprache).

Der deutsche Friedhof und die anliegenden Gebäude wurden 1929 durch die Lateranverträge ein exterritorialer Besitz des Heiligen Stuhls, der Friedhof selbst liegt auf italienischem Staatsgebiet. Hier haben die Erzbruderschaft zur schmerzhaften Mutter Gottes (Mater Dolorosa) der Deutschen und Flamen, das Päpstliche Kolleg Collegio Teutonico di Santa Maria in Campo Santo und das Römische Institut der Görres-Gesellschaft ihren Sitz. Dabei weißt der Bereich nicht nur auf deutsche Wurzeln hin, sondern auf alle, die im historischen deutschen Kulturraum leben – darunter unter anderem Österreicher, Liechtensteiner und Elsässer.

Foto: Rheinischer Spiegel

Der Friedhof war für die Pilger aus dem Heiligen Römischen Reich gedacht, die von der Pilgerfahrt aus nicht mehr heimkehrten. Während zu einem großen Teil deutsche und deutschstämmige Geistliche hier begraben wurden, kamen einige Prominente hinzu, die in Rom lebten und starben. In der Neuzeit haben das Beerdigungsrecht alle Mitglieder der Erzbruderschaft ebenso wie einige religiöse Gemeinschaften deutschen Ursprungs. Erhalten auf dem Friedhof sind seit dem 15. Jahrhundert rund 1.400 Namensnennungen, darunter der Theologe Anton de Waal, Künstler Joseph Anton Koch, Archäologin Hermine Speier, Kirchenhistorikerin Eva-Maria Jung-Inglessis oder Charlotte Friederike von Mecklenburg ebenso wie Prinzessin Carolyne zu Sayn-Wittgenstein und Junker Hans III. zu Rodenstein, der 1500 n. Chr. in Rom starb.
Schon Papst Benedikt XVI. nutze den Friedhof, als er noch Leiter der Glaubenskongregation war, um hier zur Ruhe zu finden und an der kleinen Friedhofskapelle zu verweilen, die in der Südostecke des Friedhofs gelegen ist und einige der älteren Grabplatten beinhaltet.

Die anliegende Kirche Santa Maria della Pietà wurde im Renaissance-Stil erbaut und 1500 geweiht. Erst im 17. Jahrhundert erhielt sie ganz im Stil des Barock Statuen und Deckenfresken, verfiel dann jedoch und wurde erst im 19. Jahrhundert (1972 – 1975) restauriert – zu dieser Zeit erhielt sie ihre farbigen Fenster. Während ursprünglich beide Eckfelder der Südseite Seitenkapellen enthielten, ist heute nur noch die Schweizerkapelle erhalten, die der Schweizergarde gewidmet ist. Die Grabplatten am Boden geben Zeugnis ab von der Grablege der Hauptleute und ihrer Familien.
Gegründet durch Karl den Großen bietet das „heilige Feld“, der Pilgerfriedhof in unmittelbarer Nähe des Petersdoms, als ein blühender Ort christlichen Totengedenkens damals wie heute die Möglichkeit zur inneren Einkehr. Ein Ort des Friedens und die letzte Ruhestätte für Generationen von Menschen, die alle ihre Spuren im Laufe der Geschichte hinterlassen haben (www.camposanto.va). (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel