Feuchtgebiete und Kohleausstieg: Parents for Future Kreis Viersen luden zum Dialog 

Der Erhalt der Feuchtgebiete nach dem Absenken des Grundwasserspiegels im Kreis Viersen stand im Mittelpunkt auf dem Viersener Sparkassenvorplatz. Initiiert hatten die Parents for Future eine Malaktion mit Infostand.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman

Viersen – Immer wieder folgten am Samstag politische Vertreter dem Weg zum Sparkassenvorplatz in der Viersener Fußgängerzone. Eingeladen hatten die Parents for Future im Kreis Viersen den Landrat des Kreises Viersen, die Vertreter des Kreises im Landtag und die Direktkandidaten im Kreis für die Landtagswahl, um mit ihnen einen Dialog zum Schutz der Feuchtgebiete in der Region zu finden. Während auf der einen Seite Gespräche im Vordergrund standen, kam der Nachwuchs spielerisch bei einer Malaktion mit dem Thema Umwelt- und Klimaschutz in Kontakt. 

Die Parents for Future im Kreis Viersen fordern nicht den Schutz der Feuchtgebiete und den Kohleausstieg gegeneinander auszuspielen, denn der Braunkohletagebau hat dramatische Folgen für die Wasserwirtschaft von Bonn bis nach Schwalmtal. Fast 10 Prozent der Landesfläche von Nordrhein-Westfalen sind durch Sümpfungsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem rheinischen Tagebau betroffen. Bei diesen Maßnahmen wird der Grundwasserspiegel großflächig abgesenkt, teilweise um mehrere hundert Meter.

Unter anderem der Landtagsabgeordnete Dr. Marcus Optendrenk (CDU) nutzte die Möglichkeit zum Gespräch.
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Eine direkte Folge dieser Sümpfungsmaßnahmen ist, dass die Feuchtgebiete im Naturpark Schwalm-Nette Stützungswasser benötigen. Aus dem Tagebau abgepumptes Grundwasser muss in den Naturpark gepumpt werden, um dort die Feuchtgebiete zu erhalten. Das passiert aber nur mit einem Teil des Grundwassers, der Großteil des Grundwassers wird verbraucht – als Trinkwasser und als Brauchwasser für die Industrie. Fehlt das Stützungswasser, dann fallen die Feuchtgebiete trocken, weil sie ihren natürlichen Grundwasseranschluss auf Grund der Sümpfungsmaßnahmen verloren haben. Der Tagebau hat somit erhebliche Folgen für die Wasserwirtschaft. 

„Wir fragen aber, welche Folgen ein Ausstieg aus der Braunkohlegewinnung für die Wasserwirtschaft haben sollte?“, so die Klimaschützer. Im Braunkohleplan Garzweiler II ist seit 1995 vorgesehen, dass das Sümpfungswasser ab 2025 kontinuierlich reduziert wird und ab 2030 die Feuchtgebiete aus anderen Quellen gestützt werden müssen. Die Reduzierung des Sümpfungswassers ist seit über 25 Jahren beschlossen und eine politische Entscheidung gewesen. 

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Seit dieser Zeit gibt es auch bereits den Plan, dass das bisherige Stützwasser durch Rheinwasser ersetzt wird. Es ist klar, dass viele Fragen bislang unzureichend beantwortet sind. Aber dieses Problem ist unabhängig von dem konkreten Ausstiegsdatum aus der Braunkohleförderung“, ergänzen die Parents for Future. 

„Nach dem Ende des Tagebaus ist die Flutung der Tagebaue mit Rheinwasser geplant. Dadurch entsteht eine Konkurrenzsituation: Die Tagebaue und die Feucht- und Grundwassergebiete sollen aus derselben begrenzten Quelle versorgt werden. Diese Konkurrenzsituation stellt das Problem für die Wasserwirtschaft dar, nicht der Ausstieg aus der Braunkohleförderung. Wir fordern die Politik zu mehr Ehrlichkeit auf: Nicht der frühere Ausstieg aus der Braunkohlegewinnung stellt ein Problem für die Wasserwirtschaft dar, sondern die Konkurrenzsituation zwischen der Flutung der Tagebaue und der Stützung der Feucht- und Trinkwassergebiete. Wir fordern eine eindeutige Stellungnahme der Politik und aller anderen Beteiligten, die sich für eine Priorisierung der Stützung der Feuchtgebiete und des Grundwassers gegenüber den Tagebauen ausspricht. Wir fordern eine inhaltliche offene Sondierung der Frage, welche Alternativen zur Entwicklung von Tagebauseen bestehen.“

Sollte es keine Alternative zur Anlage von Tagebauseen geben, etwa in Form einer – teilweisen – Verfüllung der Restlöcher, fordern die Klimaschützer, dass etwaige Seen eine möglichst kleine Fläche einnehmen müssen. „Dazu ist ein möglichst schneller Ausstieg aus der Braunkohleförderung unerlässlich. Wir fordern, dass der Verursacher, der Tagebaubetreiber RWE, die Kosten der Beseitigung der Tagebaufolgen zahlt und diese nicht zu Lasten der Allgemeinheit gehen, während RWE aus der klimaschädlichen Braunkohleverstromung und der nachhaltigen Belastung des Grundwasserhaushalts satte Gewinne erzielt. Der Ausstieg aus der Braunkohleförderung darf nicht aus ökonomischen Gründen verschleppt werden, sondern muss aus ökologischen Gründen sofort geschehen!“ (ea/opm)