Große Rheydter Prinzengarde feiert 88jähriges Jubiläum

Da die Garde nicht in jedem Jahr eine Sitzung abhält, sondern nur bei halbrunden, runden und karnevalistischen Jubiläen, war es in diesem Jahr wieder soweit. Sie hatte in das Theater Rheydt (Stadthalle) eingeladen, um das 88-Jährige gebührend mit vielen Freunden feiern zu können. Dort wurden sie von Gardisten begrüßt, die Spalier standen.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz

Mönchengladbach/Rheydt – Präsident Dieter Beines und der 1. Vorsitzende Holger Vits moderierten an diesem Abend abwechselnd auf der Bühne.

Beines begrüßte die Geburtstagsgesellschaft recht herzlich, schaute in den vollen Saal und war von den phantastischen Kostümen begeistert. Aber da sich die Beiden sehr einsam dort oben fühlten, baten sie um den Einmarsch der Schwarz-Weißen.

Alles was mit Leib und Seele Mitglied der Garde ist, zog auf die Bühne. Voran die Fahne, dann die Mariechen, die Gardisten, die Marketenderinnen, das Reservistencorps und zum Schluss die Rheer Knöppkes.

Als alle auf der Bühne waren bot sich ein phantastisches Bild und Beines konnte nicht verhehlen, dass ihm das Herz aufginge. Weiter führte er aus, dass alle Aktiven hier sind, um mit den Gästen einen schönen Abend zu verbringen.

Ganz besonders herzlich begrüßte er die Vertreter des Elisabeth-Krankenhauses, mit dem seit vielen Jahren eine gute Freundschaft bestehe. Ihnen gegenüber äußerte Beines, dass sie in Zukunft nur noch halbtags mit Professor Huan Nguyen rechnen könnten, denn dieser hat ein Forschungsvorhaben angenommen über das Vererben von Karnevalsgenen. Auch ist die Frage, kann man es erlernen, ja man kann.

Ein großes Dankeschön ging an die KG Schwarz-Gold Rheydt, die an diesem Abend den Service übernommen hatte, nachdem es im Vorfeld zu Unstimmigkeiten mit der Gastronomie gekommen war. Dafür revanchiert sich die Große Rheydter Prinzengarde bei der Sitzung der Schwarz-Goldenen am 4. Februar 2023 ebenfalls hier im Theater.

Nach drei Jahren Abstinenz wurde dann auch wieder der Schlachtruf der Garde ausgerufen und zwar „All Rheydt“, was zur Freude von Beines hervorragend klappte und keiner etwas verlernt habe.

Jetzt war es an der Zeit, dass die Rheer Knöppkes, ein Eigengewächs der Garde, ihr Können unter Beweis stellten. Wie immer war es ein phantastischer Tanz in den Kostümen als Eisköniginnen. Während dieses Tanzes stand ein kleiner Neuzugang an der Seite um sich das anzuschauen, was sie in Zukunft auch mittanzen würde.

Die Rheer Knöppkes der GRPG

Auch die Corona-Zeit ist an den Rheer Knöppkes nicht vorbei gegangen, so Beines. Er appellierte an die Gäste, der Garde zu helfen neue Mädchen zu finden, die große Lust am Tanzen haben.

Dann zog die gesamte Truppe von der Bühne, um den Weg frei zu machen für das Programm an diesem Abend.

Begonnen wurde mit „De Boore“, die bereits vor drei Jahren ein Höhepunkt auf der damaligen Sitzung waren. Ihr Markenzeichen sind die Lederhosen.

Sie begonnen mit ihrem Lied „Rut sin de Ruse“, mit dem ihnen 2003 der nationalen Durchbruch gelang. Sha la la und Rut un Wises waren weitere Lieder, die sie in ihrem Repertoire hatten. Bei einem Lied forderte der Frontsänger Chris Koch die Besucher auf, die Arme nach oben zu strecken und wer das nicht mache, habe kein Deodorant benutzt.

Nachdem Vits die einzelnen Bandmitglieder vorgestellt hatte, kam von der Band folgendes: Wir sind zu Huss in Kölle am Rhing, aber das ist nichts gegen die Sitzung bei der Großen Rheydter Prinzengarde.

Nach so viel Lob kamen sie nicht daran vorbei noch eine Zugabe zu geben und zwar mit ihrem Song „Alaaf und Yippie Yeah”.

Ein großer und erwarteter Auftritt stand bevor. Das Prinzenpaar wurde erwartet. Begleitet wurden sie von der Prinzengarde der Stadt Mönchengladbach, die mit sehr vielen Aktiven ihre Aufwartung machte.

Beines stellte sie im Einzelnen den Gästen vor und zwar Prinz Stefan und Prinzessin Niersia Bianca mit den Adjutanten Dieter Lichtenhahn und Stefan Neus sowie dem Hofmarschall Christian Ernst. Nicht fehlen durfte natürlich der MKV-Vorstand mit dem Vorsitzenden Gert Kartheuser.

Für Beines geht immer das Herz auf, wenn das Prinzenpaar auf der Bühne steht und betonte ausdrücklich, dass sie bereits schöne Wochen hinter sich gebracht und viel Spaß dabei hatten.

Für Prinz Stefan war es ein „Wow“ wert für diese Halle. Es war für ihn ein Traum hier einzumarschieren und die tollen Kostüme zu sehen. Er fand lobende Worte für die Rheydter Prinzengarde, aber natürlich auch für die Gladbacher Prinzengarde.

Prinzessin Bianca fand es an diesem bombastisch und phantastisch. Für sie war es ebenfalls ein Traum oben zu stehen und auf die Gäste zu blicken mit ihren bunten Kostümen.

Nach ihren Worten wollten sie gerne noch etwas Musikalisches vortragen und damit war ihr Prinzenpaarlied gemeint, welches sie mit choreographischen Schritten untermalten.

Auch Kartheuser ließ es sich nicht nehmen, ein paar Worte an die Besucher zu richten. Er bescheinigte dem Prinzenpaar, dass sie ganz toll seien, dankte ihnen für ihr Engagement und er habe bisher nur Positives über sie gehört. Viele vom MKV-Präsidium sind hier und auch Mitglied der Gesellschaft. An die Garde gewandt, äußerte er, dass sie einen hervorragenden Job machen und das jeweilige Prinzenpaar seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten begleiten. Er wünschte alles Gute und vielleicht denkt die Garde jetzt schon über das Jubiläum in zwei Jahren nach.

Nach dem Auszug der Prinzengarde Mönchengladbach blieb das Prinzenpaar nebst Hofstaat an einem separaten Tisch auf der Bühne, um den weitere Programmablauf von dort aus mitzuerleben.

Ein weiteres Eigengewächs der Garde zog auf die Bühne und zwar das Tanzcorps mit ihrem neu einstudierten Gardetanz. Hierbei merkte man den beiden Tänzern und den Mädchen an, mit welcher Leidenschaft sie sich dem Tanzen verschrieben haben. Als Zugabe gab es dann den Show-Tanz und zwar unter dem Motto „Piraten“, der ebenfalls bei den Gästen phantastisch ankam.

Das Tanzcorps der GRPG

Beines dankte der Gruppe, aber ganz besonders der „Allzweckwaffe“ Petra Beckers, die nicht nur dieses Corps trainiert, sondern auch die Rheer Knöppkes. Besonders hervor hob Beines, dass Petra Beckers 13 Jahre lang Kommandantin der GardeGirls war.

Nach dem Auftritt blieb die Tanzgarde auf der Bühne, um ein weiteres Eigengewächs der Garde im Hintergrund zu unterstützen. Es wurden die Garderottis auf die Bühne gebeten. Leider waren es nur zwei, die beiden anderen konnten krankheitsbedingt nicht an der Sitzung teilnehmen.

Nach so viel Musik und Tanz bat Vits die Gäste Platz zu nehmen, still zu sein und zuzuhören, denn er kündigte eine weltweit bekannte Rednerin an und zwar Frau Kühne.

Die GardeGirls der GRPG

Diese kam mit einer grün-schwarzen Armbinde auf die Bühne und meinte hierzu, diese habe ich extra für Mönchengladbach angezogen. Dann begann sie mit ihrem Vortrag.

In ihrem von Lachsalven begleiteten Vortrag erzählte sie, wie immer, aus ihrem persönlichen Leben. In diesem Jahr musste ihr Sohn herhalten. Dieser war ausgezogen, weil Mama ihm auf den Sack ging. Aber nur ins Vorderhaus. Dann kam er traurig zu ihr, weil er mit der Freundin Schluss gemacht hatte. Die erste Frage von Kühne war danach, hat sie die Tupperdosen da gelassen. Eine Woche später sah sie ihn dann mit einer Neuen auf dem Hof stehen. Sie musste weiter vom Fenster weg, sonst hätte sie der Sohn ja sehen können. Also ging sie zum Briefkasten und fragte, ob er nichts Besseres gefunden habe.

Kinder bleiben sie ein ganzes Leben lang und so erhielt Kühne nachts um 2.30 Uhr eine WhatsApp von ihrem Sohn mit folgendem Text: Zelt, nass, ja. Ihr Mann wollte wissen, was das heißt, worauf Kühne antwortete: er ist im Schützenzelt, es regnet und ich soll ihn abholen, was sie natürlich auch sofort machte.

Ca. eine Stunde später erhielt sie wiederum eine Nachricht von ihrem Sohn: du brauchst mich nicht abzuholen, bin schon zu Hause.

Das war nur eine kurze Wiedergabe ihres tollen Programms, denn man muss sie live erlebt haben um zu verstehen, warum die Besucher nach diesem Auftritt Bauchschmerzen vom Lachen hatten.

Ohne Zugabe kam sie natürlich nicht von der Bühne und so folgte noch eine kurze Episode ihres Lebens.

Sie geht zum Gynäkologen, liegt auf dem Stuhl und der Arzt macht einen Ultraschall. Dann beginnt er zu lachen und gratuliert ihr herzlich. Das war für sie in ihrem Alter nicht erklärlich und hakte nach. Der Arzt meinte hierzu, ich sehe gerade, gestern hatten sie Geburtstag.

Ihre letzten Worte auf der Bühne war der Dank an das disziplinierte Publikum, was nicht immer der Fall sei, wenn sie ihren Vortrag mache.

Nach dem Auszug des Prinzenpaares war es dann soweit. Die Aktiven der Garde bereiten seit 20 Jahren zu jedem Jubiläum einen eigenen Auftritt vor, von dem der Präsident nichts weiß und das war in der Vergangenheit immer ein Riesenerfolg.

Und dann begann der besondere Auftritt. Jochem Enzenmüller saß als Erzähler in einem gemütlichen Sessel um zu träumen, wie sich das Gardeleben für einen Außenstehenden anfühle. Hauptperson in diesem Stück war Jonas Vits.

Die Gardisten – ein schräger Verein

Jonas kam nach Hause und dachte sich, was für ein Tag heute. Tagein, Tagaus, immer das Gleiche, aufstehen, arbeiten, essen und schlafen. Er fragte sich, soll das Leben so immer weiter gehen und so bleiben. Er legte sich zum Schlafen hin, aber ohne seine Brille abzunehmen, damit er seine Träume besser erkennen könne.

Dann sah er sich in einem fremden Haushalt und wie eine Frau bügelte. Ihr Mann kam hinzu und frug nach der Uniform, setzte dabei einen Koffer in das Zimmer. Die Uniform ist im Ankleidezimmer und die Hose direkt daneben. Dann fehlte dem Mann noch das weiße Hemd, welches er auf dem Bügeltisch fand, sah aber nicht das große Loch auf dem Rücken und zog es an. Während er seine Schuhe anzog, fragte er nach seinem Schiffchen. Das liegt neben dem Schuhregal, denn dort liegt es immer wenn du besoffen nach Hause kommst, so seine Frau. Und wo sind die anderen Sachen wie Kummerbund, Fliege und Orden. Die sind in der Karnevalskiste ganz unten.

Jonas konnte nicht verstehen, dass um Karneval so viel Aufhebens gemacht wurde. Er hat als Kind auch gefeiert, aber als Clown, während die anderen Kinder als Piraten oder Indianer unterwegs waren und alle hatten ihn ausgelacht.

Dann vibrierte der Boden bei Jonas und es entstand ein fürchterlicher Lärm, denn in seinem Traum ritten Gardisten auf ihren Degen in die Halle ein und zeigten ihren Tanz.

Das war also für Jonas die Große Rheydter Prinzengarde und er verstand nicht, was das sollte.

Dann erschien Jonas ein Bus und Kommandant Guido Gauls forderte die Gardisten und Mariechen auf, schnellstmöglich einzusteigen, denn es seien nur noch 30 Minuten bis zur Kaiser-Friedrich-Halle. Es war eine Kiste Bier im Bus und einer hatte in seinem Dreispitz Frikadellen gebunkert. Das Bier wurde verteilt und nach einer Weile sang der ganze Bus das „Pipilied“.

Jonas war fassungslos, was er da gesehen hatte. Für den Mann mit der Trillerpfeife war es leichter einen Sack Flöhe zu hüten, als diesen Haufen, obwohl sie viel Spaß hatten. Er überlegte, ob das etwas für ihn sei.

Im Traum mussten dann die Gardisten unter Anleitung von Petra Beckers tanzen und das bekamen sie auch hin mit dem Stippeföttche-Tanz.

Jonas konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal einen solchen Spaß hatte. Tanzen und Musik gehört also dazu, aber was noch fehlte waren hübsche Mädchen.

In seinem Traum erschienen leider keine hübschen Mädchen, sondern nur Raumpflegerinnen mit Kopftuch und Kitteln. Jonas war schockiert über die gruseligen, alten Frauen. Etwas anderes fiel ihm nicht ein. Aber im Traum gab es noch die Herrensitzungen. Dort tanzten dann einige „leicht gekleidete Damen“ auf ihren Stühlen.

Jonas war begeistert und fragte sich, warum hat man es mir nicht vorher gesagt, dass es auch diese Sitzungen gibt. Er begann zu begreifen, was den Karneval ausmacht. Das bedeutet Gleichheit und Teil einer großen Garde zu sein, in die Säle zu ziehen, zu lachen und zu feiern und Freundschaften fürs ganze Leben zu finden. Das war und ist, was die Rheydter Garde oder die Pinguine ausmacht.

Bei den Jubiläumssitzungen laufen die Gardisten zu Hochformen aus und dann sieht sich Jonas plötzlich mitten drin.

Plötzlich erscheinen in seinem Traum drei Gardisten, die wie fest gemauert auf einem schrägen Untergrund stehen und sich nach vorne, nach hinten und zur Seite bewegen konnten. Dabei sangen sie das Lied „Aber dich, gibst nur einmal für mich“.Diese Vorstellung wurde von den Gästen mit viel Applaus und Lachern frenetisch gefeiert.

Jonas hatte in seinem Leben noch nie so viel Spaß. Er wollte der Großen Rheydter Prinzengarde beitreten, am Besten sofort. Aber können Träume wahr werden?

Uli Leuchter, der 2. Kommandant der Garde, trat leise an das Bett von Jonas und weckte ihn auf. Er erklärte Jonas, dass er das alles nicht geträumt habe, das ist Realität. Er ernannte Jonas zum Gardisten und dieser musste ihm versprechen, Frohsinn, Spaß und Heiterkeit zu vertreten, denn erst dann ist man ein wahrer Gardist.

Zum Finale erschienen Alle auf der Bühne, die diesen Auftritt in irgendeiner Weise mitgemacht hatten. Es war ein tolles Bild, welches sich den Gästen darbot.

Beines war gerührt und sehr stolz auf seine Truppe, die immer wieder etwas Neues, ihm Unbekanntes, auf die Beine stellen.

Aber damit war der Traum noch nicht zu Ende. Als Vorschau auf den Veilchendienstagszug zogen alle Aktiven von der Bühne, während sie Wurfmaterial zu  den Gästen schmissen.

Der letzte Programmpunkt waren dann die Klüngelköpp. Mit ihrem wohl bekanntesten Lied „Stääne“  und „Jedäuf met 4711“ sangen sie sich trotz der späten Stunde noch einmal in die Herzen der Gäste ein, die immer noch in guter Stimmung waren und die Lieder lautstark mitsangen.

Beines dankte allen Gästen und hoffte, dass die Aktiven den Besuchern einen vergnügten Abend bereitet hätten. Es gehe jetzt in eine Session, wo man alle zusammen viel Spaß und Freude haben werde.

Vits entschuldigte sich bei Beines, dass er jetzt noch einmal das letzte Wort habe, aber das sei nötig. Er bedankte sich bei Dieter Beines für die 44 Jahre als Präsident und gab ihm mit auf den Weg, er solle bitte so bleiben wie er sei.

Damit war die Sitzung zum 88-jährigen Jubiläum beendet und alle warten mit Gespanntheit, was in zwei Jahren passiert, nämlich beim 90.