Ki Ka Kai a feierte für das neue Prinzenpaar ein närrisches Fest

In einem gefüllten Dülkener Bürgerhaus, in dem bis zu den ersten Stunden des neuen Tages die Stimmung auf einem durchgehenden Höhepunkt gehalten werden konnte, proklamierte die berühmte „rote Welle“, die Boisheimer Ki Ka Kai a 1902 e. V., am Samstagabend ihr neues Prinzenpaar.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersen-Dülken – Während im Vorraum des großen Saals im Dülkener Bürgerhaus ein Markt mit Stroh und Glücksspielrad die hochgestimmten Gäste empfang, traf innen der Blick entzückt auf das Bühnenbild unter anderem mit Feuerwehrgebäude, DORV-Zentrum und St. Lucia Kapelle, welches von der Viersener Künstlerin Hanna Langer gestaltet worden war, oder auf die kleinen Säcke der Deutschen Bundesbank, die in diesem Jahr die Tische zierten bis hin zu den Gummientchen … Warum diese? Die Auflösung dazu gibt es später in diesem Bericht.

Als Ki Ka Kai a-Präsident Marko Dillikrath und Gardist Andreas Küsters als Moderatoren des Abends die erste und aktuell noch einzige Proklamation eines „großen“ Prinzenpaares der neuen Session in der Gesamtstadt Viersen einläuteten, da wussten die Jecken, die von nah und fern angereist waren bereits: Dieser Abend wird wieder le-gen-där. So war es selbstverständlich, dass der erste gesangliche Act aus den eigenen Reihen mit viel Beifall unterstützt wurde.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Ich lass Konfetti für dich regnen, ich schütt dich damit zu, ruf dein’n Nam’n aus allen Boxen, der beste Mensch bist du.“ Jenny Uhing hatte in diesem Jahr bereits bei „Mallorca meets Karneval 7.0“ auf der Dülkener Melcherstiege mit ihrer Stimme mitgerissen – warum also sollte es im Bürgerhaus anders sein. Vor und nach der Entthronisierung war sie es, die dem festlichen Akt, den die stellvertretende Bürgermeisterin von Viersen und Ortsbürgermeisterin von Dülken Simone Gartz vornahm, auch mit „Nie mehr Fastelovend“ den passenden Rahmen gab.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Schließlich lagen Lachen und Weinen nah beieinander, als das mittlerweile langjährige Prinzenpaar mit Frank I. und Annabelle I. die letzten Zeichen ihrer Macht abgeben musste. Nicht nur auf der Bühne, auch im Publikum musste das eine oder andere Taschentuch gezückt werden, als kurz Highway to Hell von AC/DC angestimmt wurde und sich der wieder bürgerliche Frank Steffens für die lange, ungewöhnliche Zeit seit der Session 2019/2020 und während der Pandemie bedankte.

Für die nun wieder „einfachen“ Mitglieder und für das kommende Ereignis des Abends tanzte als Zwischenakt die Kindertanzgarde der Gesellschaft. Die „Mini-Minis“ waren auch im späteren Verlauf an Niedlichkeit mit Ah- und Oh-Faktor nicht zu überbieten und sicherten sich einen tosenden Applaus.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Und dann … ja dann stand an, worauf in den vergangenen Jahren verzichtet werden musste. Es dauerte allerdings gute zwanzig Minuten, bevor das nächste zu kürende närrische Paar den ersten Schritt auf die Bühne machte. Eingespielt von den Ki Ka Kai a-Vierstadtmusikern und begleitet von der Garde, den Ehrensenatoren und den Damen der Gesellschaft ließen sich die neuen Tollitäten genügend Zeit ihr närrisches Volk zu begrüßen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

An den einzeln verpackten Rosen, die mit Schwung durch die Luft flogen, hatte das neue Prinzenpaar übrigens selbst Hand angelegt – Prinz und Prinzessin hatten sie passend zurechtgeschnitten und für den großen Abend vorbereitet. Ein Dank geht in diesem Zusammenhang an Gartenbau Bernhard Uebel für die großzügige Spende.

Die Insignien ihrer Macht – Schlüssel, Zepter und Prinzenfedern, übernahmen die neuen jecken Blaublütigen Uwe I. und Claudia I. in die erste Re-Session nach der Zwangspause von keinen Geringeren als direkt zwei Ortsbürgermeistern mit Simone Gartz (Dülken) und Rainer Thielmann (Boisheim).

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Und wer genau trägt nun das närrische Zepter? Uwe I. (Keimer) stammt ursprünglich aus Duisburg wo er seit 1989 in der Sparkasse Duisburg als Vorsorge- und Vermögensmanager arbeitet. Wenn es ihn in den Urlaub zieht, dann werden München, Venedig, Südtirol und Mallorca angesteuert, zudem teilt er sich auch noch das Hobby Nordic Walking und die Sammelleidenschaft für Gummienten mit seiner Frau und Prinzessin Claudia I.

Diese sorgte auch für den Erstkontakt mit dem närrischen Virus in der Session 2007/2008. Er kann sich noch genau an seine eigenen Worte erinnern: „Claudia, ich fahre dich hin und ich hole dich ab, aber mit Karneval habe ich nichts an der Mütze“, so das Zitat des seit 2013 aktiven Geschäftsführers der Ki Ka Kai a – ein Mann, ein Wort. Neben den Skorpions und Ben Zucker hält es den Prinzen längst auch bei Karnevalsmusik nicht mehr ruhig auf dem Stuhl.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Gegensätze ziehen sich halt an, auch wenn es nicht immer ganz so einfach für die närrischen Tollitäten ist, wenn der berühmte Ball über den heiligen Rasen läuft. Den sehen beide nämlich irgendwie irgendwo anders … Prinzessin Claudia jubelt nämlich für Borussia Mönchengladbach, Prinz Uwe dagegen für den FC Bayern München. Die Fußballliebe ist bei Prinzessin Claudia (Kamps-Keimer) als gebürtige Mönchengladbacherin selbstverständlich in der Nachbarstadt zuhause. Seit 2018 arbeitet sie als kaufmännische Angestellte im Vertrieb bei der Firma Viking.

Seit Mai 2013 ist sie mit ihrem Prinzen verheiratet und brachte ihre zwei Kinder Christina (24) und Phillip (26) mit in die Ehe. Leider ist ihr dabei ein klitzekleiner Fehler unterlaufen, denn ganz im Gegensatz zu Christina, die dem Karnevalsvirus komplett verfallen ist, konnte sich Phillip nie wirklich für den Karneval begeistern … aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bereits seit 24 Jahren unterstützt die neue Prinzessin die Ki Ka Kai a tatkräftig und ist als Los- und Pinverkäuferin mit Leidenschaft bekannt. Mallorca und Ägypten gehören zu ihren liebsten Urlaubszielen. Wobei sie schon immer von einer großen Safari Reise nach Afrika träumt – dann natürlich mit Prinz Uwe gemeinsam.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Für ein Spendenprojekt in dieser Session hat sich das Prinzenpaar gemeinsam mit den Prinzenführern Gedanken gemacht. Alle waren sich in einem Punkt sehr einig: Sie wollen Gutes tun! So wurde ein Stoffbeutel für den guten Zweck kreiert, auf dem groß und mit geschwungenen Buchstaben „I love Ki Ka Kai a“ zu lesen ist. Während der Session besteht nun die Möglichkeit einen dieser Beutel in den Farben rot oder schwarz für 5 Euro zu erwerben. Der Erlös wird nach der närrischen Zeit an die Stiftung „Fundación für Kinder“ gespendet.

Wohl gewählte traditionelle Schritte dominierten bei der Tanzgarde Süchteln, die gewohnt mit Feuer und Flamme das ehrwürdige Winterbrauchtum mit modernen Elementen verband, und auch dem schmucken Mariechen Christina einen Auftritt ermöglichte (Moment Mariechen Christina? Tatsächlich wirbelte auf der Bühne in rot-weißer Gardeuniform die Tochter des neuen Prinzenpaares akrobatisch über das Parkett.), bevor dann die Karnevals-Cover-Band „De Kloetschköpp“ die gute Laune weiter anheizte.

Gegründet bereits 2002 wussten die Herren gekonnt das Publikum mit rockiger Karnevalsmusik und mehrstimmigem Gesang zu erreichen. Längst war der Jeckenchor des Publikums gestartet, während schunkelnd kölsche Lieder in die Halle geschmettert wurden und nur wenige auf ihren Plätzen verblieben.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Passend für den Einzug der gesellschaftseigenen Gruppe der Frauen mit ihren immer wieder erneut mit viel Liebe zum Detail einstudierten Darbietungen – die in diesem Jahr ganz im Zeichen des Fußballs die Bühne eroberten. Der liebevolle, sportliche Kampf zwischen Prinz und Prinzessin – zwischen Bayern und Mönchengladbach – suchte dieses Mal kurzerhand als Tanz das passende Tor, bevor die Damen einem Büttenredner und Comedian den Platz freiräumten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Handwerker Peters nämlich wurde durch den XXL-Satiriker (der sichtlich abgenommen hatte) und Comedy-Pfundskerl Kai Kramosta – oder besser gesagt eine Eifelaner Comedykugel – kreiert. Ja, über bauliche Verfehlungen weiß Handwerker Peters Bescheid und er wusste auch sonst einige Skurrilitäten zu berichten.

Schließlich kütt er oss unne janz einfache Huus und einen Vornamen konnten sich seine Eltern bei der damaligen Armut nicht leisten. Während der Ausbildung war das aber sowieso egal, da wurde er meist nur „Ey, halt ma!“ gerufen. Der bekannteste Schwarz-Arbeiter von Rheinland-Pfalz war zumindest ganz froh, dass sein Altargeschenk Dauerwellens Lisbeth den Spitznamen nicht übernommen hat. Na und sein Lebensmotto? Klar doch … Wie aufm Bau: Normalerweise müsste dat halten!

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Er und die Red Men Group der Ki Ka Kai a mit roten Mönchskutten, einer Reise zurück in die Zeit von Sister Act und passenderweise einem tanzenden Prinzen, läuteten langsam aber sicher das Ende der mitreißenden Prinzenproklamation ein.

Damit der Abend selbst aber auch mit einem Krönchen seinen Abschluss finden konnte, sorgte die Gruppe „Mir sin Jeck“ nochmal für ein Mitsing-Muss. Junge, sympathische Künstler – ebenso wie die Fauth Dance Gentlemen, die tatsächlich die vorab erwähnte königliche Bedeckung abgestimmt auf diese besondere Stunden im Gepäck hatten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ein grandioses, närrisches Fest, welches nur mit einem Lied, eingestimmt von dem Süchtelner Sänger und DJ Detlef Belk, einem schunkelnden Chor im Publikum und der gesamten Gesellschaft auf der Bühne enden konnte … „Wat och passeht, dat eine is doch klar, dat schönste wat m’r hann, schon all die lange Johr, is unser Veedel, denn he hällt m’r zesamme, ejaal wat och passet.“ (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming