Literarisches: Ostern. Das Leben geht weiter

Die Bibel erzählt von zwei Männern, die aus Jerusalem geflohen waren, nachdem sie die Hinrichtung Jesu am Kreuz erlebt hatten. Das Ende eines Hoffnungsträgers. Alles war vergeblich gewesen.
Von Peter Josef Dickers

Literarisches – Dann begegnet ihnen jemand, der „ihr Herz brennen lässt.“ „Als er mit ihnen das Brot brach“, eine alltägliche Handlung, „gingen ihnen die Augen auf.“ Alltägliche, vertraute Gesten, miteinander das Brot teilen, öffnen Augen und Herzen. Was wie ein Kartenhaus zusammenstürzte, war nicht so vergeblich, wie es den Anschein hatte.

Ostern. Die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein. Das deuten Negativ-Nachrichten an, mit denen wir fast täglich konfrontiert werden. Tornados mit Milliardenschäden und vielen Toten, eine überflutete, verrottete Erde werden prophezeit. Der Weltuntergang, das Ende der Menschheit scheinen bevorzustehen. Wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen, warnt man, sondern müssen mit dem Schlimmsten rechnen. „Krisenmodus“ war das Wort oder Unwort des vergangenen Jahres. Wenn man nicht weiß, wie es weitergeht, macht man Umfragen, um zu dokumentieren, was alles noch passieren wird. Kann man dann noch Ostern feiern?

Oder können wir mit positiv Neuem rechnen? Halten sich die Risiken in Grenzen? Häufig kommt alles ganz anders. Unvorhersehbare Ereignisse gab es immer schon. Unwetter kamen und zogen vorbei. Die Hiob-Geschichten im biblischen Alten Testament erzählen von einem Mann, der Besitz, Reichtum, Gesundheit und Familie verlor, nicht seine Zuversicht.

Ostern. Müssen wir Welterklärern folgen, die vor der Zukunft und anderen Katastrophen warnen und uns vor eine Wahl stellen, die uns keine Wahl lässt? Für Winston Churchill, ehemaliger britischer Premierminister, boten Krisen und Bedrohungen die Chance, Neues auszuloten. Krisen machen erfinderisch.

Ostern. Krisen nehmen wir ernst und stellen uns ihnen. Wo Licht ist, gibt es in der Regel auch Schatten. Im gegenseitigen Miteinander vertrauen wir alltäglichen Gesten, die uns die unsere Augen offen halten für das Positive, das die Welt immer noch bereit hält und zu entdecken lohnt. „Auferstehung“ können wir feiern nach einer Niederlage, nach einer Enttäuschung, auch wenn zunächst der Mut dazu fehlen kann und wir uns durchringen müssen, es doch zu wagen. Das Leben geht weiter. Das Leben bleibt lohnend. Nichts ist vergeblich.

Daher: FROHE OSTERN

Foto: Deborah Hudson/Pixabay

Foto: Privat

Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend  war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.

„Seit der Pensionierung bin ich weiterhin engagiert durch meine Schreibtätigkeit, mein Vorlese-Engagement in diversen Einrichtungen und sonstige Initiativen. In den Sommermonaten lese ich zeitweise als „Lektor“ auf Flusskreuzfahrt-Schiffen aus meinen bisher erschienenen Büchern“, so Peter Josef Dickers, der mittlerweile in Mönchengladbach beheimatet ist.