Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) weist auf zwei verlorene Jahrgänge der Schwimmausbildung während der Corona-Pandemie hin. Doch bereits zuvor gab es immer mehr Nichtschwimmer – in Viersen soll sich das nun ändern.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen – Die Viersener Politik, die im Sport- und Schulausschuss vertreten ist, hatte im Herbst letzten Jahres die Verwaltung beauftragt ein Konzept zur Steigerung der Schwimmquote im Stadtgebiet zu erstellen, nachdem die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen passenden Antrag gestellt hatten. Diese hat mittlerweile verschiedene Maßnahmen und Ideen zusammengestellt, die als Orientierungshilfe genutzt werden sollen, denn die Nichtschwimmerquote wächst auch am Niederrhein. Bereits vor zwei Jahren nahm der DLRG 75 Prozent weniger Schwimmprüfungen ab als im Jahr davor, schon in 2017 waren 59 Prozent der Zehnjährigen laut einer forsa-Umfrage keine sicheren Schwimmer, weshalb der DLRG eindringlich vor dem wachsenden Risiko des Ertrinkens warnt. Doch längst lernen nicht mehr alle Kinder in der Schule das Schwimmen und mit einem veränderten Freizeitverhalten in den ersten Jahren steht der Schwimmunterricht zudem nicht mehr bei allen Familien im Focus. Den meisten fällt erst im Urlaub auf was fehlt, wenn der Nachwuchs Meer und Pools meidet.
Die Viersener Sportverwaltung hat deshalb in den vergangenen Wochen unter anderem mit Schulen, Stadtsportverband und NEW erste Gespräche zur Verbesserung der Schwimmqualität geführt. Für nicht wenige Impulse allerdings muss zunächst eine Finanzierung sichergestellt werden. Nicht unter die städtischen Maßnahmen fällt allerdings eine Ausweitung des kostenlosen Eintritts der NEW-Bäder, in die Kinder bis 5 Jahren aktuell freien Zugang haben – eine solche Entscheidung liegt beim Betreiber und muss wirtschaftlichen Aspekten folgen.
„Es ist wichtig, dass Kinder schwimmen lernen, wir müssen die Ressource Wasserbecken aber auch für andere offenhalten“, so Dr. Frank a Campo (FDP) im Schulausschuss, mit dem Blick auf die Vorbeugung von gesundheitlichen Schäden bei Senioren. „Ich kenne sehr viele ältere Menschen, die sich bitter danach sehen wieder zu ihrer Wassergymnastik gehen zu können. Gerade in der Zeit des Lockdowns.“
Drei „Säulen“ geben nun Handlungsempfehlungen vor, die mit der effizienteren Gestaltung der Belegungszeiten ihren Anfang finden, denn die Schwimmbelegungspläne der Schulen sind veraltet und wurden in den letzten Jahren kaum verändert und nicht an die Anforderungen eines geänderten Schwimmunterrichts angepasst. Hierzu wird die Einrichtung eines Kommunalen „Schwimmassistenzpools“ vorgeschlagen, der bereits von ersten Modellkommunen umgesetzt wird. Hierbei wird auf den Ausbau von qualifizierten Schwimmassistenten gesetzt, die bei Bedarf Lehrkräfte an Schulen beim Schulschwimmunterricht vor Ort unterstützen, um eine noch bessere Förderung einzelner Kinder ermöglichen zu können. Daneben könnten besondere Angebote, wie Schulschwimmwochen oder Grundschulschwimmfeste für das Wasser begeistern.
Hilfreich sei zudem das Förderprogramm „Extra-Geld“ durch das die Sportverwaltung mit den Grundschulen auch eine Schwimmmöglichkeit für ausgewählten Kindern im Rahmen der Schule einen Kompaktkurs in der Schulzeit ermöglichen könne. Hierzu finden aktuell ebenso noch intensive Gespräche statt, wie zu der Erweiterung des Landesprogramms „NRW kann schwimmen!“ oder der Durchführung einer Imagekampagne zum Schwimmenlernen. (nb)
