Rom: Der Najaden-Brunnen – bewundert und umstritten

Die Busse der Stadtrundfahrten starten am Bahnhof Roma Termini in der Nähe der Piazza della Repubblica. Doch bevor #Rom vom offenen Deck aus erkundet wird, lohnt sich ein Spaziergang am Beginn der Hop-on-Hop-off-Tour.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Rom/#Italien – Rund um den Najaden-Brunnen (Fontana Delle Naiadi) auf der Piazza della Repubblica, den Platz der Republik, ziehen täglich tausende von Autos ihre Kreise. In direkter Nachbarschaft zum berühmten Hauptbahnhof Roma Termini und der Diokletiansthermen, eine der größten Thermenanlagen der Stadt aus den Jahren 298 bis 306, räkeln sich Wassernymphen, die Najaden. Die von Mario Rutelli gestalteten Figuren gaben der 1901 eröffneten Anlage ihren Namen, auf dem das lebenswichtige Nass bildlich dargestellt wurde.

Für die Seen steht der Schwan, für die Flüsse die Wasserschlange. Der Drache symbolisiert die unterirdischen Gewässer, während stolz der Hippokamp, ein Fabelwesen, vorne ein Pferd, hinten ein Fisch, versucht dem griechischen Meeresgott Glaukos Widerstand zu leisten, der als „die widrigen Naturkräfte besiegende Mensch“ erst 1912 in der Mitte einen Platz fand. Lange war der Brunnen umstritten, römische Stadträte wollte die „anstößigen“, unbekleideten Figuren sogar entfernen lassen, denn ihre „lasziven Posen“ zogen zahlreiche Schaulustige an.

Lange war der Brunnen umstritten, römische Stadträte wollte die Figuren sogar entfernen lassen, denn ihre „lasziven Posten“ zogen zahlreiche Schaulustige an. Foto: Rheinischer Spiegel

Dieser Brunnen und die Exedra der Diokletiansthermen bestimmen noch heute das Bild des Platzes, der früher als Piazza dell’Esedra bekannt war. Die monumentalen, halbkreisförmigen Gebäude, die 1887 bis 1898 erbaut wurden, stehen ebenso auf dem Gebiet der antiken Thermenanlage, wie die Basilica Santa Maria degli Angeli e dei Martiri. Ihr Besuch ist nicht nur für Gläubige fast schon ein Muss. Nachdem Pius IV. den Mönchen von Santa Croce in Gerusalemme das Ruinengelände zur Nutzung überlassen hatte, begannen ab 1563 die Arbeiten unter der Leitung Michelangelos. Bis heute stammen die monolithischen Säulen aus ägyptischem rotem Granit und ebenfalls die Kreuzgratgewölbe von der früheren Thermenanlage. Zur letzten Ruhe fanden in ihr bedeutende italienische Persönlichkeiten wie Armando Diaz, Paolo Thaon di Revel sowie die Barockmaler Salvator Rosa und Carlo Maratta.

Herausragend ist zudem der in den Fußboden eingearbeitete Meridian. Die 45 Meter lange Bronzelinie wurde mit wissenschaftlicher Genauigkeit als Bezugspunkt für mathematische und astronomische Berechnungen genutzt. Nicht nur das Ablesen der Tagundnachtgleiche im Frühjahr und damit die Bestimmung zur Festlegung des Osterfestes wurde möglich, ebenfalls die Zuverlässigkeit des Gregorianischen Kalenders konnte anschaulich verdeutlicht werden. (nb)

Die monumentalen, halbkreisförmigen Gebäude, die 1887 bis 1898 erbaut wurden, stehen ebenso auf dem Gebiet der antiken Thermenanlage, wie die Basilica Santa Maria degli Angeli e dei Martiri. Foto: Rheinischer Spiegel