Zum Tag der Weltbevölkerung fordern die SOS-Kinderdörfer, anstatt den Fokus auf die Reglementierung der Geburtenrate zu legen, die Selbstbestimmungsrechte von Frauen zu fördern.
Magazin – Boris Breyer, Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer, sagt: „Weltweit zeigt sich: Wenn Frauen die nötige Unterstützung bekommen und selbst über ihr Leben entscheiden können, sinkt die Zahl von Kinderehen, Teenager-Schwangerschaften sowie die Zahl der Geburten. Eine wichtige Voraussetzung dafür: Mädchen und Frauen müssen Zugang zu Bildung bekommen.“
Gemäß Zahlen der UN hat sich die Weltbevölkerung in den letzten 50 Jahren verdoppelt. Aktuell leben über acht Milliarden Menschen auf der Erde. Laut Prognosen soll die Zahl bis zum Ende des Jahrhunderts auf elf Milliarden anwachsen. Das größte Bevölkerungswachstum herrscht zumeist dort, wo ohnehin viele Menschen von Armut und Ressourcenknappheit betroffen sind. So gehören Bangladesch und Indien, beides Länder mit hoher Armutsquote, zu den zehn bevölkerungsreichsten Staaten. Das starke Bevölkerungswachstum potenziert die Not der Menschen in Ländern des globalen Südens. Die fehlende Autonomie von Frauen ist neben weiteren Faktoren ein wesentlicher Grund. Frauen können oft nicht frei entscheiden, ob, wann und mit wem sie eine Familie gründen.
Zu den Ursachen gehören unter anderem unzureichende Gesetze. Etwa eine Milliarde Frauen ist nicht durch die Gesetzgebung vor sexueller Gewalt im häuslichen Umfeld geschützt. Ihre Entscheidungsfreiheit hinsichtlich Schwangerschaften oder auch eines legalen Schwangerschaftsabbruchs schränkt dies erheblich ein.
Dazu komme, dass rund 257 Millionen Frauen infolge ungenügender Sexualaufklärung, gynäkologischer Beratung und fehlendem Zugang einen ungedeckten Bedarf an Verhütungsmitteln haben. Auch religiöse Vorbehalte, ein Verhütungsverbot durch den Partner oder die Angst vor Nebenwirkungen spielen eine Rolle.
Infolgedessen kommt es auch heute noch zu einer großen Zahl von Teenagerschwangerschaften und Kinderehen. Jedes dritte Mädchen wird in Ländern des globalen Südens vor ihrem 18. Lebensjahr verheiratet, die Zahl der Geburten von Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren liegt bei 13 Millionen.
Die Mutterschaft hat für Mädchen und Frauen meist den Abbruch ihrer Schul- oder Berufsausbildung oder beruflichen Tätigkeit zur Folge. Das steigert ihre ökonomische Abhängigkeit von Partner und Institutionen. Breyer sagt: „Es zeigt sich immer wieder: Wenn Mädchen und Frauen zu ihren Rechten kommen, wird dieser fatale Kreislauf unterbrochen.“
So helfen die SOS-Kinderdörfer weltweit:
Die SOS-Kinderdörfer fördern die Bildung und Chancengleichheit von Mädchen und Frauen in zahlreichen Ländern. Bildung verbessert das Wissen und die Handlungsfähigkeit von Frauen, inklusive ihrer körperlichen Selbstbestimmung.
- Die SOS-Kinderdörfer bieten Mädchen ohne elterliche Betreuung ein sicheres Zuhause, das sie vor Missbrauch und Kinderehe schützt.
- In den Schulen der SOS-Kinderdörfer und Berufsbildungszentren erhalten Mädchen Zugang zu Bildung.
- In Projekten wie dem „Girls-Club“ in Bangladesch fördern die SOS-Kinderdörfer Frauenrechte.
- In den Programmen und Einrichtungen der SOS-Kinderdörfer erfolgt eine altersgerechte Sexualaufklärung, zudem gibt es Beratungsangebote etwa zur Empfängnisverhütung oder zur Monatshygiene.
- In den medizinischen Zentren der SOS-Kinderdörfer erhalten Frauen und Mädchen kostenlos ärztliche Hilfe. (opm)