Schlaglichter auf die Arbeit des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen wirft der jetzt veröffentlichte Jahresbericht 2023. Das neue Vorstands-Duo Christian Schrödter und Ulrich Krause fordert angemessene Vergütungen durch die Kostenträger und geht mit einer Kampagne zur Mitarbeitendengewinnung in die Offensive.
Kreis Viersen – „Es sind unruhige Zeiten für Wohlfahrtsverbände“, schreiben Christian Schrödter und Ulrich Krause im Vorwort des Jahresberichts, den sie während der Vertreterversammlung im Viersener Haus der Caritas präsentierten. In den vergangenen Jahren hätten sich die Rahmenbedingungen für die soziale Arbeit erheblich verschlechtert. Die Refinanzierung durch die verschiedenen Kostenträger, etwa Pflegekassen oder öffentliche Träger, hinke in vielen Bereichen den massiven Kostensteigerungen durch Inflation und Tariferhöhungen hinterher. Hinzu kämen immer umfangreichere bürokratische Aufgaben und gesetzliche Vorgaben. „Wir brauchen in der sozialen Arbeit dringend angemessene Vergütungen und weniger Bürokratie“, betonen Schrödter und Krause.
Gleichzeitig vertrauten immer mehr Menschen in der Region Kempen-Viersen auf die Unterstützung des Caritasverbandes. Umso wichtiger sei es, neue Mitarbeitende für die Caritas zu gewinnen. Der Verband habe daher seit dem vergangenen Jahr seine Aktivitäten im Bereich des Personalmarketings- und -recruitings erheblich verstärkt. Mehr als 20 Mitarbeitende hätten sich für Werbe- und Marketingmaßnahmen zur Verfügung gestellt. „Bessere Botschafterinnen und Botschafter können wir uns nicht wünschen“, sagt das Vorstands-Duo und fügt hinzu: „Der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen ist ein attraktiver Arbeitgeber.“
Ende 2023 beschäftigte der Verband 541 Mitarbeitende, darunter 26 Auszubildende. Damit es mehr werden, hat er nun eine Plakatkampagne gestartet. In mehreren Städten des Kreises Viersen werben Caritas-Beschäftigte auf Großplakaten und City-Light-Postern für ihren Arbeitgeber. „Wir möchten mit einigen Vorurteilen aufräumen“, erläutern Schrödter und Krause. Dabei geht es beispielsweise um flexible Arbeitszeiten, Wertschätzung oder darum, dass bei der Caritas Menschen verschiedener Glaubensrichtungen oder unterschiedlicher sexueller Orientierung willkommen sind.
Eine wieder steigende Nachfrage verzeichneten im vergangenen Jahr die insgesamt fünf Caritas-Tagespflegen für ältere Menschen im Kreis Viersen. Während der Pandemie und der damit verbundenen Schließungsphasen waren die Gästezahlen stark zurückgegangen. Auch danach blieben viele Gäste aus Sorge vor Ansteckungen zu Hause. Die Mitte 2022 neu eröffnete Caritas-Tagespflege „Haus am See“ in Viersen wurde von Anfang an gut angenommen. Insgesamt waren die Caritas-Tagespflegen zu fast 73 Prozent ausgelastet. „Die Tagespflege ist eine hervorragende Betreuungsform für ältere Menschen mit und ohne Demenz, die nicht den ganzen Tag alleine zu Hause bleiben können oder wollen“, betont Christian Schrödter.
Über vier neue Einzelzimmer verfügt nun das Altenheim St. Michael in Waldniel. Im vergangenen Jahr wurde hier ein umfangreiches An- und Umbauprojekt bis auf wenige Restarbeiten abgeschlossen. Die Erweiterung war notwendig geworden, nachdem der Gesetzgeber die Einzelzimmerquote für stationäre Pflegeeinrichtungen erhöht hatte. „Somit mussten wir Doppelzimmer reduzieren und zusätzliche Einzelzimmer zur Verfügung stellen. Nun können wir im Altenheim St. Michael wieder 90 Bewohnerinnen und Bewohner versorgen“, berichtet Ulrich Krause. Gleichzeitig wurden neue Gemeinschaftsräume geschaffen, der 1996 errichtete Altbau modernisiert sowie die Lüftungsanlage und der Brandschutz ertüchtigt.
Deutlich mehr neue Klienten nahm die maßgeblich durch Kreis- und Landesmittel finanzierte Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes im vergangenen Jahr auf: Die Zahl stieg von 375 im Jahr 2022 auf nun 531 – ein Plus von fast 42 Prozent. Insgesamt wurden 1686 Klientinnen und Klienten in Viersen, Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten betreut.
Der konzeptionell und gestalterisch komplett überarbeitete Jahresbericht des Caritasverbandes ist unter www.caritas-viersen.de abrufbar.
Daten und Fakten:
- Seit März führen der Diplom-Gerontologe Christian Schrödter (43) und der Diplom-Kaufmann Ulrich Krause (50) als hauptamtliches Vorstands-Duo den Caritasverband Region Kempen-Viersen, nachdem der langjährige Vorstand und Geschäftsführer Peter Babinetz Ende Februar in den Ruhestand getreten ist.
- Der Caritasverband unterhält rund 30 Dienste und Einrichtungen im Kreis Viersen – von integrativen Familienzentren über das Freiwilligen-Zentrum in Willich bis zur ambulanten, teilstationären und stationären Pflege älterer Menschen.
- 1320 Menschen gehörten dem regionalen Caritasverband Ende 2023 als persönliche Mitglieder an. Viele von ihnen engagieren sich ehrenamtlich in der Caritas. (opm)