Viersen im Wandel: Rund um die Kaisermühle

Heute noch erinnert die Kaisermühle mit ihrem oberschlächtigen Wasserrad an die einstmals achtzehn Mühlen der Stadt. Ihr angrenzender Weiher ist Quellgebiet des Dorfer Baches, der heute teilweise kanalisiert ist.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman

Viersen – Über die Jahrhunderte hinweg versorgte der Dorfer Bach fünf Mühlen mit Wasser. Elf Mühlen insgesamt hatten sich an Bächen in Viersen angesiedelt. Zu ihnen gehört die heute noch erhaltene Kaisermühle mit ihrem Mühlenteich. Vermutlich 1246 bereits urkundlich bekannt, trug sie ursprünglich den Namen Abrahamsmühle, denn zwischen 1397 und 1762 stammten die Müller der Stadt aus der Viersener Familie Abrahams. Da das Stift St. Gereon in Köln die Grundherrschaft in Viersen und das Wasserrecht über die Bäche hatte, erbrachte die Öl- und Kornmühle zunächst jährlich neun Malter Roggen an das Stift.

Foto: Privatarchiv Josten

Von 1575 bis 1599 wandelt sich der Name der Mühle, nachdem Keyser T’Abrahams die Mühle übernahm. Er erbaute eine neue Mühle, welche der Tradition folgend nach seinem Rufnamen benannt wurde und wodurch die Kaisermühle ihre Geschichte begann. Ab 1591 wurde dieser Name immer bekannter und die ursprüngliche Bezeichnung geriet in Vergessenheit.

Foto: Privatarchiv Josten

Bei einem Feuer im Jahre 1730 brannte die Kaisermühle mit den gegenüberliegenden Vallenhöfen vollständig ab. Auf ihren Ruinen entstand das heutige Mühlengebäude im Jahre 1732 als eingeschossiges Ziegelsteingebäude mit Satteldach. Das erhöhte Gelände am Mühlenteich machte es möglich die Mühle oberschlächtig in Gang bringen zu können. Das Wasserrad versetzte so am Ende der Konstruktion zwei Mühlsteinläufer in Bewegung, die im Jahre 1809 eine tägliche Mahlfähigkeit von sechs Malter Getreide sicherten.
Doch mit der Eröffnung des Wasserwerks im Einzugsbereich des Viersbaches Anfang November 1890 sank der Wasserspiegel immer weiter, weshalb 1905 der Mühlenbetrieb eingestellt wurde.

Foto: Privatarchiv Josten

Zu dieser Zeit gab es bereits eine kleine Gaststätte mit einem Gartenpavillon, die sich ab 1877 zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt hatte. Es dauerte bis nach dem Zweiten Weltkrieg, dann nahm das Interesse ab. Zu dem bestehenden Mühlengebäude ließ der letzte Müller der Kaisermühle, Johann Heinrich Kesselburg, 1905 ein zweigeschossiges Fachwerkgebäude im Jugendstil anbauen. Dieses Gebäude drängt bis heute das eigentlich freistehende Mühlengebäude in den Hintergrund.

Foto: Privatarchiv Josten

1971 kaufte die Stadt Viersen die Kaisermühle, die 1974 ebenfalls den Mühlenteich ausbaggern ließ und das Gebiet zu einem öffentlichen Park umgestaltete. Doch die Mühle verfiel und nachdem sich kein Käufer fand wurde beschlossen das Gebäude abzureißen. Erst kurz vor Ablauf der Frist fand sich ein Interessent und nach einer umfangreichen sowie teuren Restaurierung konnte das Gebäude am 11. Januar 1985 unter Denkmalschutz gestellt werden. (ea)

Foto: Privatarchiv Josten

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