Viersens lebendige Geschichte … Straßen und Plätze erzählen
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler
Viersen-Süchteln – Seit dem 1. März 1994 trägt die L-förmige Straße zwischen der Wilhelm-Ling-Straße im Westen und der Hindenburgstraße im Norden den Namen „Am Irmgardisstift“ und erinnert dabei an das historische Gebäude und seine reiche Vergangenheit.
Errichtet zwischen 1907 und 1909 nach den Plänen des renommierten Architekten Clemens Caspar Pickel, diente das Irmgardisstift ursprünglich als „Höhere Töchterschule“ und Pensionat. Im Mai 1909 zogen die ersten Schülerinnen in das imposante Gebäude ein, das seitdem den Ort prägt. Ein Platz im Pensionat war damals ein Luxus: 900 Goldmark pro Jahr – das entsprach dem Jahresverdienst eines Webers.
Nach dem Zweiten Weltkrieg änderten sich die Nutzungen des Hauses mehrfach. Ab 1984 stand es leer und verfiel zusehends. Doch dank einer großzügigen Spende des Süchtelner Unternehmers Peter Bröckskes begann eine neue Ära für das Irmgardisstift. 1994 übernahm der Caritasverband für die Region Kempen-Viersen den Betrieb des Hauses als Altenheim, das bis 2015 in dieser Funktion blieb.
Mit dem Wechsel der gesetzlichen Vorschriften musste der Betrieb eingestellt werden. 2016 kauften die Viersener Familien Zaum und Janissen das Gebäude und verwandelten es in die heutige Residenz Irmgardis, die seniorengerechtes Wohnen anbietet. Die Pflege des historischen Erbes des Gebäudes war dabei von zentraler Bedeutung. „Sowohl innen als auch außen ist das Bauwerk reich an baugeschichtlichen Schätzen. Jeder Eingriff in die historische Substanz wurde intensiv diskutiert, die räumlichen Strukturen und Details blieben fast unverändert erhalten“, heißt es aus der heutigen Residenz Irmgardis.
Die Straße „Am Irmgardisstift“ zeugt von der engen Verbindung zwischen der Geschichte des Gebäudes und der städtischen Entwicklung. Sie ist nicht nur eine Verkehrsverbindung, sondern auch ein Symbol für die wechselvolle Geschichte und die Kontinuität dieses besonderen Ortes. (sk)