Christus mitten unter uns: Fronleichnam in St. Remigius

Mit großer Beteiligung feierte die katholische Pfarrgemeinde St. Remigius das Hochfest Fronleichnam. Die Heilige Messe fand im Jubiläumsgarten statt und bildete den feierlichen Auftakt für eine festliche Prozession durch die Stadt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Martin Häming

Viersen – Von dort führte der Weg über die Hardter Straße, Zweitorstraße und Schützenstraße bis zur Kirche St. Peter, wo auf dem Platz hinter der Kirche der feierliche Schlusssegen gespendet wurde. Viele Gläubige begleiteten die Prozession, darunter auch zahlreiche Kinder, Messdiener, Pfadfinder und Gemeindemitglieder sowie Schützenbruderschaften in herausgeputzten Uniformen. Im Anschluss luden die Pfadfinder der Gemeinde zu einer Begegnung mit Kuchen und Getränken ein. Dabei baten sie um Spenden zur Unterstützung ihrer Jugendarbeit – eine Einladung, die viele gerne annahmen und so den Gemeinschaftssinn weitertrugen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Doch, was genau wurde eigentlich gefeiert? Fronleichnam – offiziell „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“ – ist ein traditionsreiches Hochfest der katholischen Kirche, das die bleibende Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie feiert. Die Eucharistie gilt als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens: Nach katholischer Lehre ist Jesus Christus in der gewandelten Hostie leibhaft gegenwärtig. Fronleichnam bezeugt diesen Glauben öffentlich – nicht nur im Kirchenraum, sondern mitten im Alltag der Welt.

Die Bezeichnung „Fronleichnam“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen: vrône lîcham bedeutet „des Herrn Leib“. Das Fest wurde im 13. Jahrhundert eingeführt, nachdem die Augustinernonne Juliana von Lüttich (heute Belgien) eine Vision von einem Fest zu Ehren des Altarsakraments gehabt hatte. 1264 erhob Papst Urban IV. das Fest zum Hochfest der gesamten Kirche.

Ein zentrales Element des Festes ist die Fronleichnamsprozession. Dabei wird die konsekrierte Hostie – das als Leib Christi verehrte Brot – in einer Monstranz unter einem „Himmel“ durch die Straßen getragen. Diese feierliche Prozession stellt den Glauben an Christus in der Mitte der Welt sichtbar dar. Altäre am Wegesrand laden zu Gebet, Segen und Betrachtung ein. Blumen, Fahnen und festlicher Schmuck verleihen dem Fest einen einzigartigen Charakter, der Volksfrömmigkeit, Liturgie und Gemeinschaft verbindet.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Fronleichnam steht thematisch in enger Verbindung zum Gründonnerstag, an dem die Einsetzung der Eucharistie beim letzten Abendmahl gefeiert wird. Da die Karwoche jedoch von Stille und Besinnung geprägt ist, wurde für die festliche öffentliche Verehrung ein eigener Feiertag eingeführt: Fronleichnam, 60 Tage nach Ostern, also am zweiten Donnerstag nach Pfingsten.

Heute steht das Hochfest nicht nur für die Verehrung der Eucharistie, sondern auch für das gemeinsame Glaubenszeugnis, die Dankbarkeit für Gottes Gegenwart im Leben und die Segnung der Lebenswelt der Menschen. Die Prozession wird deshalb auch als Zeichen verstanden: für das Unterwegssein der Kirche mit Christus durch die Welt – durch Straßen, Städte und Dörfer – mitten im Alltag der Menschen. So verbindet Fronleichnam liturgische Tiefe, sichtbaren Glauben und gemeinschaftliches Feiern – wie auch in diesem Jahr in Viersen wieder eindrucksvoll erlebbar wurde. (nb)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming