Der Ausschuss für Klima- und Umweltschutz berät in der kommenden Woche über einen Gedenkwald für Viersen. Zwischen den Süchtelner Höhen und der Autobahn A61 würde sich eine solche Fläche für Buchen und Eichenbäume anbieten.
Viersen/Süchteln – Ob die Verwaltung das Konzept für einen Mittelwald als Gedenkwald für die Gesamtstadt Viersen vorantreiben soll steht auf der aktuellen Tagesordnung des Ausschusses für Klima- und Umweltschutz, Land- und Forstwirtschaft, der am kommenden Montag im Dülkener Bürgerhaus tagt. Ab Ende 2024 soll die Umsetzung erfolgen und bis dahin gibt es einige Überlegungen anzustreben.
Bereits jetzt finden sich an zahlreichen Stellen im Stadtgebiet Viersen noch Relikte historischer Waldnutzungsformen, so wurde die Bockerter Heide wegen der noch besonders gut erkennbaren und besonders häufig zu findenden kulturhistorischen Nutzungsrelikte zum Naturschutzgebiet erklärt. Weitere Flächen findet man noch auf dem Hohen Busch und den Süchtelner Höhen. Von besonderer Bedeutung mittelalterlicher Waldnutzungsformen in der hiesigen Region waren der Niederwald, stellenweise aber auch der Mittelwald. Obwohl man es der auf dem Hohen Busch stehenden Buchenaltholzbestockung nicht ansieht, handelt es sich um Niederwald. Die ursprüngliche Nutzung, bei der die Buchen regelmäßig zur Brennholznutzung abgeschnitten, also auf den Stock gesetzt wurden, wurde mit zunehmender Industrialisierung aufgegeben.
Die Buchen wuchsen durch und wurden so zu mächtigen, bis zu 170 Jahre alten Baumriesen. An anderer Stelle, vor allem in der Bockerter Heide, wurde das auf den Stock setzen noch bis in die jüngere Vergangenheit praktiziert, sodass dort noch häufig jüngere Aufwüchse mit geringeren Baumdimensionen zu finden sind. Es gibt schon seit längerem den Wunsch, insbesondere des ehrenamtlichen Naturschutzes, wieder Flächen mit historischen Waldnutzungsformen zu begründen, damit diese Form der Waldnutzung nicht verloren geht und somit nicht in Vergessenheit gerät.
In Verbindung mit einem Gedenkwald würde sich laut den aktuellen Konzeptüberlegungen der Verwaltung die Anlage einer Mittelwaldfläche anbieten. Eine flächenhafte Bestockung aus Buche oder Hainbuche, die regelmäßig zur Brennholzgewinnung auf den Stock gesetzt wird, in einem gleichmäßigen Raster überstanden von Eichen in weitem Verband würden diesem historischen Waldbild entsprechen. Die Eichen dienen dann als Gedenkbäume, können über einen Zeitraum von mehreren Jahren in die Fläche eingebracht werden und werden langfristig erhalten.
Für dieses Vorhaben stehen, als potenziell bereits eingeplante Flächen städtische, landwirtschaftlich genutzte Flächen zwischen den Süchtelner Höhen und der Autobahn A61 zur Verfügung. Zur Erstaufforstung eines Mittelwaldes als Gedenkwald stehen ca. 27.500 m² zur Verfügung. Eine weitere Fläche von ca. 29.100 m² soll zunächst als Potentialfläche für eine durch den Fachausschuss noch gesondert zu beschließende Erstaufforstungsfläche und in Teilen als Hundewiese vorgehalten werden.
Die Umsetzung eines Mittelwaldes als Gedenkwald für die Gesamtstadt Viersen wird für das Jahr 2024 vorgeschlagen. Für die Maßnahmen müssen noch die Kosten ermittelt und die entsprechenden Mittel für den Haushalt 2024 beantragt werden. Zudem müssen die vorgesehenen landwirtschaftlichen Flächen entpachtet werden. Eine erste forstliche Nutzung der Buchen oder Hainbuchen durch auf den Stock setzen ist in 20-30 Jahren möglich, bis dahin wird die Fläche ohne Holznutzung im Rahmen der Jungbestandspflege und Läuterungen entwickelt. Das von der Verwaltung vorgestellte Konzept enthält die Aspekte einer Neubegründung von Waldflächen auf städtischem Grund (Antrag B90/ Die Grünen vom 27.09.2019) und die Möglichkeit, weitere Spenden- und Gedenkbäume durch Viersener Bürger (analog dem Bürgerwald Süchteln, der 2023 vollständig bepflanzt sein wird) auf städtischen Flächen zu ermöglichen. Weiterhin wird der vielfach vom amtlichen wie auch ehrenamtlichen Naturschutz vorgetragene Wunsch nach einer Erhaltung der kulturhistorischen Nutzung des für den Niederrhein typischen Nieder- bzw. Mittelwaldes entsprochen. (Vorlage Stadt Viersen/dt)
