„Hände weg vom Kirchenasyl“ – Mahnwache mit große Beteiligung in Dülken

Nachdem ein kurdisches Ehepaar am 10. Juli bei einer unangekündigten Hausdurchsuchung in den Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde Lobberich/Hinsbeck festgenommen wurde, wächst der Protest gegen das Vorgehen der zuständigen Ausländerbehörde Viersen stetig an.
Von RS-Redakteurin Ebru Ataman und Fotograf Martin Häming

Viersen-Dülken – Es ist früh am Morgen als die Ausländerbehörde Viersen am 10. Juli bei einer unangekündigten Hausdurchsuchung in den Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde Lobberich/Hinsbeck ein kurdisches, schwer traumatisiertes Ehepaar im Alter von 43 und 34 Jahren festnimmt. Der anschließende Versuch der Abschiebung vom Flughafen Düsseldorf wurde von der Bundespolizei abgebrochen, weshalb sich das Ehepaar seitdem in der Abschiebehaftanstalt Darmstadt befindet. Nachdem die beiden 2021 aus dem Irak geflohen waren standen sie sich seit Ende Mai 2023 unter dem Schutz des Kirchenasyls.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Vorgehensweise der Ausländerbehörde Viersen wird seitdem von Verbänden, der Ev. Kirche und in den Sozialen Medien scharf kritisiert. Um die Behörden zu bewegen einen Konsens zu dem geplanten erneuten Versuch einer sogenannten Dublin-Überstellung nach Polen am 25. Juli zu finden, hatten das Ökumenische Netzwerk Asyl in der Kirche und die Evangelische Kirchengemeinde Lobberich/Hinsbeck zu einer Solidaritätskundgebung vor der Ausländerbehörde Viersen aufgerufen.

„Das Vorgehen der Ausländerbehörde Viersen, die die unangekündigte Abschiebung trotz eines offensichtlichen Zusammenbruchs der Frau unbedingt durchführen wollte und noch nicht einmal den von mir verständigten Rettungswagen zu ihr vorgelassen hat, ist schockierend“, so Pfarrerin Elke Langer von der Evangelischen Kirchengemeinde Lobberich/Hinsbeck. „Dieses gewaltsame Eindringen in die sicheren Kirchenräume hat die beiden extrem verängstigt und ihnen den letzten Boden unter den Füßen weggezogen. Umso notwendiger ist jetzt jede Unterstützung für das durch den völlig unverhältnismäßigen Abschiebeversuch noch zusätzlich traumatisierte Paar. Ihre Abschiebung nach Polen muss verhindert werden!“

Auch Pfarrerin Dr. Barbara Schwahn, Superintendentin des Kirchenkreises Krefeld-Viersen, Achim Schwabe vom Kirchenasyl der Kirche im Rheinland und Jan Niklas Collet vom Netzwerk Asyl nahmen gemeinsam mit den rund hundert Demonstranten kein Blatt vor den Mund, denn die gewaltsame Räumung von Kirchenasylen ist nicht nur ungewöhnlich, sondern auch selten. Seit mittlerweile 2014 seit der Schutzraum für Geflüchtete in Kirchengemeinden respektiert worden. Dass Viersen hier nun ausschert sei ein absoluter Skandal. Aktuell bestehen in NRW rund 140 laufende Kirchenasyle, im vergangenen Jahr hatten sich die Kirchen mit den Behörden in rund 98% der Fälle einigen können.

Oberkirchenrätin Dr. Wiebke Janssen, Leiterin der Abteilung Theologie und Ökumene, hatte sich bereits in der vergangenen Woche mit einem Protestbrief an die Viersener Bürgermeisterin gewandt: „Wir sind über das Vorgehen erschüttert und protestieren gegen diesen gewaltsamen Bruch des Kirchenasyls. Die Art und Weise des Vorgehens der Ausländerbehörde ignoriert alle Vereinbarungen zwischen der Evangelischen Kirche und dem Land NRW im Zusammenhang mit Kirchenasylen.“ Vor dem unangekündigten Bruch des Kirchenasyls durch die Ausländerbehörde der Stadt Viersen habe es keinerlei diesbezügliche Kommunikation oder Versuche seitens der Behörde gegeben, eine andere Lösung für die Situation dieses Kirchenasyls zumindest zu sondieren. „Genau das ist in konflikthaften Situationen aber bewährte Praxis und mit dem Land NRW so vereinbart.“ (ea/mh)

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Übersetzer Brief der Betroffenen: „Hallo an alle! Mein Name ist Nahida, mein Mann und ich sind irakische Staatsbürger. Auf meinem Weg nach Deutschland wurde ich in Polen festgenommen und sechs Monate lang in einer geschlossenen Haftanstalt eingesperrt. Die Behandlung dort war härter und grausamer, als man es sich vorstellen kann. In Deutschland wurden wir durch die Ausländerbehörde schrecklichen und grausamen Situationen ausgesetzt. Sie haben uns unserer Freiheit und unseres inneren Friedens beraubt und Angst in mein Herz und das Herz meines Mannes gesät. Sie drohten uns mit Inhaftierung und Abschiebung und beschimpften uns mit harten und schrecklichen Worten. Aufgrund dieser Behandlung verschlechterte sich mein psychischer Zustand und ich hatte einen Zusammenbruch, woraufhin ich für einen Monat in eine psychatrische Klinik aufgenommen wurde.
Als sie in die Kirche eindrangen, verlor ich das Bewusstsein, mein Mann half mir aufzustehen. Einer von ihnen fasste mich so hart an, dass rote Druckstellen zurückblieben. Dieses Vorgehen hat bei mir tiefe psychische Störungen verursacht. Auf dem Weg zum Flughafen verlor ich wieder das Bewusstsein und mein psychischer Zustand verschlechterte sich sehr und ich wurde hierher gebracht. Ich bin hier in Abschiebehaft, sie geben mir Beruhigungsmittel und Medikamente, weil ich aus Angst nicht schlafe.

Mein Mann und ich wollten nur nach Deutschland kommen und in Frieden leben, da es ein Land der Menschenrechte ist, insbesondere der Frauen.
Ich möchte mein Recht von diesen Menschen, die die härtesten Taten gegen uns begangen haben. Ich leide unter der Angst und unter meinen Zusammenbrüchen, die dieses Vorgehen verursacht hat.
Ich hoffe, dass meine Stimme Sie, die hier anwesend sind oder meine Worte lesen, erreicht. Ich habe alles bis auf meinen Ehemann in meinem Leben verloren und setze nun alle meine Hoffnungen in diesen Brief. Vergessen Sie nicht, dass Sie, wenn Sie meine Stimme hören, in mir die Hoffnung wecken können, aus diesem hoffnungslosen und einsamen Ort befreit zu werden.

Ich möchte, liebe Zuhörende, dass ihr euch vorstellt, dass ihr jede Nacht nicht schlafen könnt. Wie wirst du dich fühlen, wie wirst du leben, wie wirst du Angst und Furcht überleben? Ihr kennt die Antwort und antwortet mit offenem Herzen.
Ich möchte, dass mein Mann und ich sicher in Deutschland leben können, ohne Gewalt, obszönen Worten, ständigen Drohungen und ohne Abschiebungen von einem Ort zum anderen ausgesetzt zu sein.
Ich hoffe, dass ihr mir helfen werdet, meine Stimme an den gewünschten Ort zu bringen und mich und meinen Mann von all diesen Albträumen zu befreien. Ich flehe Dich mit aller Kraft die in mir steckt an, mir und meinem Mann zu helfen, denn ich habe in dieser Situation keine Unterstützung und niemanden, der mir hilft.
Danke.“
Frei übersetzt aus dem Arabischen

4 Kommentare

  1. Warum klebt ihr euch nicht fest? Das wird auch nicht als bewußter Rechtbruch definiert. Also los! Alle die meinen über dem Gesetz zu stehen festkleben!Hätten wir Querdenker, Impfverweigerer, Spaziergänger und Massnahmenverweigerer nur an sowas gedacht.Naja auf Hilfe der evangelischen Kirche bei der Ausgrenzung und Diskriminierung hätten wir verzichten müssen. Die habe eben auch nur mitgemacht.

  2. An anderer Stelle wurde zu diesem Thema ja bereits ausgeführt, dass es Kirchenasyl in der Rechtsordnung unseres Staates nicht gibt. Weiterhin: würde im Bereich Asyl/illegale Einwanderung usw. von diesem Rechtsstaat genauso konsequent verfahren wie er z.B. gegen Falschparker vorgeht, gäbe es die ganze Problematik überhaupt nicht.
    Dann wäre dieses „Wunschkonzert“ der Einwanderung nach Deutschland bereits an den Grenzen abgesagt. Aber so kann man ja auswählen! „Deutschland gut. Viel Geld!“. So antworteten Einwanderer auf die Frage, warum sie unbedingt zu uns wollen.
    Beim aktuellen Fall bleibt nur zu hoffen, dass der Rechtsstaat nun nicht wieder einknickt. Kirche hat da kein Sonderrecht. Und wie man sich im Fall der Abschiebung zu verhalten hat, bekommt man dann in unserem Land schon beigebracht. Unter anderem von den Kirchen – wobei sich die ev. Kirche ja schon lange als TOP-Unterstützer der links-grünen und deren immer radikaler werdenden Aktivistentruppen hervortut.
    Ich gehe auch soweit, dass der oben erwähnte „Klagebrief“ der Betroffenen sicher nicht ohne tatkräftige Unterstützung verfasst wurde. Auch leiden plötzlich viele Abschiebekandidaten unter Traumata; wurden von den Polizeien misshandelt; können vor lauter Ängsten den Heimatflieger nicht besteigen – oder randlieren eben so lange, bis die Abschiebung abgebrochen wird.
    Diese ganze „Verfahrensmechanik“ ist hinlänglich bekannt.
    Denn man darf eines nicht vergessen: die ganzen linken Unterstützertruppen sind gut organisiert. Ob Klimakleber, linksradikale Baumbesetzer, Straßenrandale bei G20 Gipfeln und Asylverfahren: sie alle können vom Rechtsanwalt bis zum Arzt und Kirche auf breite Unterstützung hoffen im Kampf, diesen Staat und seine Rechtsordnung zu bekämpfen. Leider lässt der Staat sich beinahe täglich zum Narren machen – auch weil ideologisch verpeilte Politiker heute oft genug an den entsprechenden Schaltstellen sitzen und ein rechtsstaatliches Handeln mit allen Mitteln verhindern.
    Und das hier ist jetzt mal frei übersetzt aus dem Deutschen !!!

  3. Ich vermisse eine Stellungnahme der Evangelischen Kirche zu den kritischen Einwänden. Hat sie etwas zu verbergen?

  4. Ich stimme den Rezensten hier zu. Ich möchte aber anmerken,wie willkürlich in unserem Land die Behörden das Asylrecht handhaben. Auch hier geht offenbar Ideologie vor Recht.
    Die dummen sind die Asylanten -wie in diesem Fall-die sich brav verhalten, ihren Aufenthaltsort nicht verschleiern und die Pässe schön auf der Kommode liegen haben,damit bei Eintreffen der Behörden zwecks Abschiebung alles schnell zur Hand ist. Anders geht man ja mit denen um, die ihre Herkunft verschleiern,ihre Pässe vernichten, ständig den Aufenthaltsort und ihre Identität wechseln, ihre Einnahmen zusätzlich durch Straftaten verbessern. Sie haben im Ländle fast Narrenfreiheit weil sich die Behörden zum Narren machen lassen. Und wenn sie das dann lange genug durchhalten, kommt die rot-grün-linke Politik und erteilt das Bleiberecht. Begründung: „Naja, jetzt sind sie schon so lange hier. Da lassen wir sie mal bleiben. Ist sonst zuviel Auffwand.“ Und bei dieser Betrachtung könnte man sagen: Dann lasst die kleine Familie jetzt mal auch hier. Entweder alle oder keiner!!? 😉😉😉

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