Im Reich der Flossen und Fühler: Der Aquazoo Düsseldorf als lebendige Wunderkammer der Natur

Mitten im Düsseldorfer Nordpark, eingebettet zwischen gepflegten Gartenanlagen, Platanenalleen und Wasserbecken, liegt eine Institution, die Naturwissenschaft, Tierbeobachtung und Ausstellungsästhetik auf ungewöhnliche Weise vereint: der Aquazoo Löbbecke Museum.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen

Reisen – Auf den ersten Blick wirkt der schlichte Bau aus den 1980er Jahren eher zurückhaltend – doch wer eintritt, begibt sich auf eine faszinierende Entdeckungsreise durch Milliarden Jahre Erdgeschichte und begegnet dabei mehr als 500 Tierarten aus allen Teilen der Welt.

Foto: Rheinischer Spiegel

Der Aquazoo ist eine Hybridform, wie man sie in Europa nur selten findet: Er ist zugleich Aquarium, Zoo und Naturkundemuseum. Diese besondere Mischung geht auf eine lange Geschichte zurück. Die Wurzeln reichen ins frühe 20. Jahrhundert, als der Naturforscher und Sammler Theodor Löbbecke seine außergewöhnliche Sammlung von Meeresschnecken öffentlich machte. Seine Passion für die Weichtierkunde, die Malakologie, legte den Grundstein für das spätere Museum. Über die Jahrzehnte wurde aus dieser Sammlung ein bedeutendes naturkundliches Museum, das 1987 in seiner heutigen Form als Aquazoo im Nordpark neu eröffnet wurde – mit einem pädagogischen Konzept, das seiner Zeit voraus war.

Im Zentrum steht ein Rundgang, der Besucher chronologisch durch die Entwicklung des Lebens führt – vom ersten Einzeller über die Besiedlung des Wassers bis hin zur Eroberung des Festlands. Dabei wechseln sich lebende Tiere, Präparate, Fossilien, Modelle und interaktive Stationen ab. Man schreitet vorbei an leuchtenden Quallen, beobachtet Kröten beim Tauchen, entdeckt Korallenriffe in schillernden Farben und erlebt hautnah das Verhalten von Reptilien, Amphibien und Insekten. Jedes Becken und jedes Terrarium ist thematisch eingebettet – sei es in die Evolutionstheorie, die Anpassung an unterschiedliche Lebensräume oder ökologische Kreisläufe.

Eine Besonderheit des Aquazoos ist die Verbindung von Wissenschaft und Emotion. Wo klassische Museen mit Schautafeln arbeiten, setzt man hier auf Inszenierung und Immersion. Besucher erleben die Dunkelheit der Tiefsee, die Schwüle tropischer Feuchtgebiete oder das Flirren einer Wüstenlandschaft – begleitet von Tierstimmen, Lichtspielen und naturgetreuen Nachbildungen. So wird nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch ein unmittelbares Gefühl für die Bedingungen des Lebens auf unserem Planeten.

Trotz seiner vergleichsweise kompakten Fläche von rund 6.800 Quadratmetern schafft es das Haus, eine enorme Bandbreite abzudecken. Von winzigen Wasserflöhen über majestätisch gleitende Rochen bis hin zu kuriosen Insektenarten gibt es hier zahllose Details zu entdecken. Wer genauer hinschaut, erkennt auch immer wieder den wissenschaftlichen Anspruch: Der Aquazoo dokumentiert nicht nur, er forscht auch, vor allem in den Bereichen Biodiversität, Tierhaltung und Umweltpädagogik. Dabei arbeitet er eng mit Hochschulen, Schulen und Bildungseinrichtungen zusammen.

Der Standort im Nordpark ist dabei mehr als nur ein schönes Umfeld: Der Park selbst wurde zur Bundesgartenschau 1937 angelegt und ist mit seinen japanischen Gärten, Wasserspielen und Spazierwegen ein Ruhepol inmitten der Stadt. Ein Besuch im Aquazoo lässt sich ideal mit einem Spaziergang oder einem Picknick im Grünen verbinden – ein weiterer Grund, warum sich das Museum bei Familien, Schulklassen und Touristen großer Beliebtheit erfreut.

Nicht zuletzt ist der Aquazoo ein Ort des Perspektivwechsels. Er zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie vielfältig, anpassungsfähig und zugleich verletzlich das Leben auf der Erde ist. In Zeiten von Klimawandel, Artensterben und Umweltkrisen wird die Rolle solcher Einrichtungen immer wichtiger: Sie schaffen Bewusstsein, ohne zu moralisieren – und erinnern daran, wie eng wir mit allen anderen Lebensformen verbunden sind. Der Aquazoo Düsseldorf ist damit mehr als ein Ausflugsziel: Er ist ein Fenster in eine Welt, die vielen verborgen bleibt – und ein Appell, sie zu bewahren. (dt)

Foto: Rheinischer Spiegel