Wie können wir uns gegen Unwetter wappnen? Diese Herausforderung gehen der Kreis Viersen und der Schwalmverband nun gemeinsam an. Dazu haben sie einen Kooperationsvertrag zum Starkregenrisikomanagement geschlossen.
Kreis Viersen/Region – Landrat Dr. Andreas Coenen, Stephan Pusch, Verbandsvorsteher des Schwalmverbands und Landrat des Kreises Heinsberg, sowie Thomas Schulz, Geschäftsführer des Schwalmverbands, stellen die Pläne vor:
Ziel des neuen Starkregenrisikomanagements ist es, eine detaillierte Planungsgrundlage und ein einheitliches System zu entwickeln, um präventiv auf starke Regenfälle reagieren zu können. Dafür erarbeiten die Kooperationspartner anhand einer Simulation eine Starkregen-Gefahrenkarte. Die Karte zeigt, wie sich die Niederschlagsereignisse auf einzelne Gebiete auswirken. So können mögliche Gefahrenpunkte, zum Beispiel Straßen oder Gebäude, identifiziert werden. Das Gefahrenpotential wird dabei in drei Stufen – gering, mittel, hoch – unterteilt. Anhand der Simulation soll anschließend ein Konzept mit konkreten Maßnahmen für den Unwetterfall, unterteilt nach Priorität, entstehen. Mit ersten Ergebnissen ist bis Ende des Jahres zu rechnen.
Die Grundlage des Managements bilden neue Oberflächenabflussmodelle. „Hochwasser gibt es nur an Gewässern, Starkregenabfluss kann aber überall auftreten. Zentrale Fragen des Modells sind daher zum Beispiel: Wie viel Wasser fließt wann wo? Wie gelingt es, dass das Wasser möglichst wenig Schaden verursacht? Aber auch: Wie kann das Wasser im Anschluss sinnvoll genutzt werden?“, erklärt Thomas Schulz vom Schwalmverband.
„Ereignisse wie das Unwetter in Viersen-Dülken oder die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr haben gezeigt, dass im Zuge des Klimawandels auch lokal mit Extremwetterlagen zu rechnen ist. Mit dem gemeinsamen Starkregenrisikomanagement können wir uns auf solche Ereignisse besser vorbereiten, um im Ernstfall bedarfsgerechter agieren und den Schaden minimieren zu können“, so Landrat Dr. Andreas Coenen.
„Diese wasserwirtschaftlichen Fragen lassen sich nicht kleinräumig beantworten. Starkregen und Gewässer halten sich nicht an Verwaltungsgrenzen. Es ist gut, sie im Schwalmverband kreisübergreifend zu untersuchen. Darum wollen wir uns gemeinsam mit dem Kreis Viersen diesen wichtigen Fragen widmen, nach Ursachen forschen und Lösungen entwickeln“, sagt Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg und Vorsteher des Schwalmverbands.
„Bislang haben sich die Kommunen dezentral um mögliche Präventionsmaßnahmen und Schäden im Zusammenhang mit Starkregenereignissen gekümmert. Eine ganzheitliche Betrachtung des Kreisgebietes ist jedoch zielführender. Im ersten Schritt lassen wir daher für die Gemeindegebiete Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal ein gemeinsames Starkregenrisikomanagement mit dem übrigen Schwalmverbandsgebiet erstellen. Dies ist aus hydrologischer Sicht sinnvoll“, erläutert Rainer Röder, technischer Dezernent des Kreises Viersen, das Vorgehen.
Für die übrigen Kommunen im Kreis Viersen (Grefrath, Kempen, Nettetal, Tönisvorst, Viersen und Willich) wird der Kreis unter seiner Federführung zeitnah ein Vergabeverfahren zur Erstellung eines äquivalenten Starkregenrisikomanagements einleiten. Beide Starkregenrisikomanagements werden kompatibel zueinander gestaltet, so dass als Endergebnis eine ganzheitliche Risikoeinschätzung des gesamten Kreisgebietes vorliegt. Die Erstellung erfolgt in Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Viersen und den kreisangehörigen Städten, Gemeinden sowie den betroffenen Wasser-und Bodenverbänden. Die kreisangehörigen Kommunen können später hieran anknüpfen und darauf aufbauend weitergehende Planungen entwickeln. Die gesamten Kosten des Starkregen-risikomanagements für die Gebiete des Kreises übernimmt der Kreis Viersen. Die Kosten der Mitgliedskommunen des Schwalmverbands im Kreis Heinsberg und die Stadt Mönchengladbach, tragen die jeweiligen Kommunen über die Verbandsumlage. (opm)