Nach dem 159. Schuss war es endlich soweit, die St. Sebastianus Bruderschaft Süchteln Sittard 1407 hat mit Rüdiger Cremers einen neuen König. Doch bevor der Vogel um 18:36 Uhr endlich fiel, stand der Vogelschuss kurz vor dem Abbruch.
Viersen-Süchteln – Denn nach und nach hörten immer mehr Schützen auf zu schießen, sodass nach dem 146. Schuss nur noch Rüdiger Cremers übrigblieb. Bis auch dieser nach dem 154. Schuss das Schießen einstellte.
Präsident Christoph Wartmann und der 2. Vorsitzende Uwe Böhnert waren sofort zur Stelle und erkundigten sich beim Königs-Adjutant Rüdiger Cremers. Er wolle eigentlich erst beim nächsten Schützenfest den Vogel runterholen und auch die angedachten Minister wären nicht bereit sofort loszulegen, war seine Aussage.
Danach wurden die letzten drei Schützen gefragt, ob sich jemand vorstellen könnte die Königswürde zu erlangen und gaben den drei Kandidaten Bedenkzeit. Aber auch von diesen konnte sich keiner vorstellen die kommenden drei Jahre König vom Sittard zu werden.
Der Vorstand der Sittarder Bruderschaft traf sich unter Beobachtung der rund 200 anwesenden Schützen und Gästen auf dem Schießplatz und beratschlagte sich. Als der Entschluss den Vogelschuss abzubrechen gerade gefällt war, gesellte sich Rüdiger Cremers zum Vorstand dazu. Er war nochmal in sich gegangen, hatte mit einigen Leuten geredet und würde gerne den Vogel runterholen. Einziges Problem: Er hatte zu diesem Zeitpunkt keine Minister.
Laut Königs- und Vogelschussordnung der Sittarder Bruderschaft ist derjenige König, der den Vogel geschossen und innerhalb einer angemessenen Zeit sein Königshaus bestellt hat – ansonsten würde ein größerer Teil des Vogels wieder aufgestellt. Da aber abzusehen war, dass es ansonsten keinen Kandidaten geben würde, machte der Vorstand von Punkt 9 der Königs- und Vogelschussordnung Gebrauch, der besagt, dass Umstände die nicht vorher geregelt sind, vom Vorstand entschieden werden. So versicherte man dem Königsanwärter, dass er sich einige Wochen Zeit nehmen kann um seine Minister zu finden.
Also trat Rüdi – wie er von allen liebevoll genannt wird – wieder an und holte um 18:36 Uhr mit dem 159. Schuss unter großem Jubel den Vogel von der Stange. Da stand er nun alleine vor seiner Bruderschaft ohne Minister und bekam das Königssilber vom Präsidenten überreicht. Was dann in den folgenden 3,5 Stunden passierte zeigt aber welch hohen Stellenwert er im Sittard und auch im benachbarten Rahser hat, wo er lange Zeit gewohnt und bei vielen Festivitäten der Notburga-Bruderschaft geholfen hat.
Im 30 Minuten Takt meldeten sich immer wieder Kandidaten bei Rüdiger und beim Präsidenten, die sich in den kommenden Tagen überlegen würden das Ministeramt zu übernehmen. Aber es sollte anders kommen.
Als die Bruderschaft kurz nach 22 Uhr zum Königstanz in das kleine Zelt einzog, saßen am Königstisch neben König Rüdiger, dem Bezirksbundesmeister und Generalfeldmarschall Arno Weyers noch drei Damen – Steffi Schwoll, Sabrina & Mareike Görissen, die eigentlich erst in drei Jahren als Hofdamen des Königshauses vorgesehen waren, aber sofort Ihre Unterstützung zugesagt hatten.
Als der Präsident dann das Wort ergriff, sich noch einmal bei allen bedankte und dann König Rüdiger vorstellte hatte er für alle Anwesenden noch zwei Überraschungen parat. Denn neben den Kandidaten die sich das Ganze überlegen wollten hatten sich auch zwei Mitglieder der Sittarder beim neuen König gemeldet und sofort zugesagt.
So wurden unter großem Jubel und einigen erstaunten Gesichtern die beiden Mitglieder der Sittarder Schützenflotte Jasmin Springer und Christian Rußlies zu Ministern ernannt. Das Königshaus war nach einem geschichtsträchtigen Verlauf endlich komplett.
Damit schreiben die Sittarder Schützen mal wieder Geschichte, denn der neue König ist bekennender Homosexueller und somit erster schwuler Schützenkönig in Bezirk Süchteln. Darum bekam er auch direkt seinen neuen Spitznamen verpasst: Der Regenbogenkönig. Hinzu kommt mit Jasmin Springer die erste weibliche Ministerin der Bruderschaft. Ob Christian Rußlies auch der jüngste Minister der Bruderschaft ist kann man aufgrund der 626-jährigen Geschichte nicht genau sagen, er wird aber mit Sicherheit einer der Jüngsten sein!
Zu den Klängen von Kerstin Otts Lied Regenbogenfarben absolvierten die Drei mit den drei Hofdamen ihren ersten Königstanz bevor bis in die frühen Morgenstunden gefeiert wurde. (opm)