Es ist in fast allen Karnevalsgesellschaften üblich, beim traditionellen Fischessen, Revue passieren zu lassen über die vergangene Session. So hatte auch die Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß Dorfbroich eingeladen, aber aus verschiedenen Gründen.
Bericht von RS-Redakteurin Marlene Katz
Mönchengladbach – Diese Gesellschaft, die 1938 gegründet wurde und 85 Jahre alt ist, wird ab dem 1. April 2023 in die Annalen des Mönchengladbacher Karnevalsverbandes eingehen. Denn die Mitglieder hatten beschlossen diese Gesellschaft aufzulösen. Nicht aus Streit, nicht aus finanziellen Mitteln, nein, weil sich kein Nachwuchs fand, der die Vorstandsarbeit weiterführen wollte.
Präsident Wilfried Irmen und der 1. Vorsitzende Norbert Bläsen begrüßten die geladenen Gäste leider zum letzten Mal, so auch den Bürgermeister Hajo Siemes, den Bezirksvorsteher Ulrich Elsen sowie den MKV-Vorsitzenden Gert Kartheuser. Diese drei Herren wurden dann noch vorne gebeten, um noch einmal ihre Wertschätzung gegenüber der Gesellschaft kund zu tun.
Siemes sprach mit Wehmut davon, dass man sich beim sogenannten Fischessen leider zum letzten Mal offiziell treffen könne. Da der Oberbürgermeister Felix Heinrichs leider verhindert war, bat dieser ihn namens der Stadt Mönchengladbach, Dank zu sagen für die jahrelange Arbeit, auch an die Vorgänger. Leider musste der Verein aufgeben, aber die Antriebskraft haben sie immer noch. Leider fehlt der Nachwuchs für den Vorstand, aber es war die richtige Entscheidung den Verein aufzulösen. Das war auch die Meinung aller Anwesenden.
Darum fand Siemes es ganz phantastisch, dass an diesem Abend noch einmal der Dorfbroicher Hofnarr vergeben wurde. Weiter führte er aus, wenn einer irgendwie jeck gewesen ist, dann wird er es auch bleiben, auch wenn die Krise uns einholt.
Der traditionelle Hofnarr wird an die Prinzessin der abgelaufenen Session verliehen. Er bescheinigte Bianca eine tolle Prinzessin gewesen zu sein, zusammen mit ihrem Prinzen Stefan stellten sie ein tolles Prinzenpaar. Die Beiden haben viel Spaß und Freude bei den Menschen auf der Straße und im Sitzungskarneval verbreitet und sind überall toll angekommen. Sie waren ein hübsches und sympathisches Gesicht des Mönchengladbacher Karnevals. Auch hierfür habe er Dank zu sagen im Namen des Oberbürgermeisters und der Stadt Mönchengladbach.
◄Im Jahr vorher gab es keine Prinzessin, sondern ein Prinzen-Paar. Diese erhielten eine wunderschöne Platte, auf der sie abgebildet waren und diese als Orden des Hofnarren erhielten.
Weiter führte Siemes aus, dass am heutigen Abend ein bisschen Glücksgefühl da sei, aber auch mit einer Träne im Auge, denn das sei der offizielle Abschied einer Karnevalsgesellschaft. Er wünschte den Mitgliedern, dass sie auch weiterhin dem Karneval treu bleiben.
Hier warf Irmen ein, dass sie eine wunderbare Kneipensitzung und viel Unterstützung gehabt hätten. Als dieser Abend zu Ende ging, haben alle um Fassung gerungen, aber keiner der Anwesenden konnte die Tränen unterdrücken. Er dankte allen mit den Worten, dass sie nicht immer alles richtig gemacht, aber auch nicht alles falsch gemacht hätten.
Elsen bescheinigte der Gesellschaft, dass sie viel Herzblut in den Verein gesteckt hätten, aber es sei ein vernünftiger Gedanke gewesen, diesen Verein aufzulösen, aber es tue sehr weh. Es war einfach toll: endlich wieder ein Prinzenpaar, endlich wieder auf die Straße, endlich wieder feiern. Der Veilchendienstagszug war das Ereignis in der Stadt.
Er empfand es als die letzte Wertschätzung gegenüber dem Verein, dass viele Prinzessinnen anwesend waren, die den Hofnarren erhalten hatten. Es breche jetzt etwas weg, es ist eine Umbruchphase, aber es ist nicht vorbei und man sollte es annehmen und produktiv gestalten.
Hierzu meinte Irmen, dass alles ein Ende habe, aber besser jetzt aufzuhören, als wenn man am Ende mit drei Leuten hier stehen würde. Im Karneval sehen wir uns wieder. Es tut zwar sehr weh, aber die Entscheidung war zum richtigen Zeitpunkt. Diese Entscheidung tut im Herzen weh, aber vom Kopf her ist es richtig.
Kartheuser begann mit den Worten, zu Freunden geht man, wenn Freunde rufen und so seien sie hier. Es war eine tolle Zeit mit der Gesellschaft und diese habe für die Menschen in der Stadt viel getan. Er sagte Dank für die letzten Jahre bzw. Jahrzehnte, denn Irmen und auch Bläsen seien aus dem Karneval nicht mehr wegzudenken.
Er bot Irmen und anderen Mitgliedern an, für den MKV tätig zu werden, denn dieser brauche immer Leute, besonders Unterstützer. Norbert Bläsen ist bereits seit vielen Jahren Mitglied des MKV. In der heutigen Zeit braucht man viele Genehmigungen, aber der MKV mache alles für die Menschen dieser Stadt, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen.
Weiter bescheinigte er der Gesellschaft, dass sie einen tollen Job gemacht hätten und der MKV stolz auf die 85 Jahre der Gesellschaft sei. Viele Nachbarstädte schauen neidvoll nach Mönchengladbach, was wir hier so auf die Beine stellen. Auch das Prinzenpaar habe die Stadt hervorragend vertreten, worauf der MKV sehr stolz sei.
In Bezug auf die Wagenbauhalle wandte er sich an Siemes und Elsen, denn die Karnevalisten in der Stadt benötigen dringend diese Halle. In anderen Städten wird so eine Halle kostenlos zur Verfügung gestellt, leider bei uns nicht, obwohl der Veilchendienstagszug die beste Werbung für die Stadt sei.
Dann kündigte sich der eigentliche Höhepunkt des Abends an. Die Verleihung des Dorfbroicher Hofnarrens an Prinzessin Niersia Bianca, leider zum letzten Mal.
Vor 22 Jahren hatte die Gesellschaft die Idee, auch für die Prinzessin etwas zu tun, denn sie wurde in keiner Weise irgendwie geehrt. Der Prinz erhielt immer den Großorden des MKV und die Prinzessin „nix“. So wurde der Hofnarr ins Leben gerufen. Juwelier Ralf Winkels setzte dies in die Tat um und schuf einen Hofnarren aus Silber mit Brillanten, Saphiren und Rubinen besetzt, der ein Gewicht von ca. 150 Gramm hat und an einer Kette getragen wird. Im Laufe der Jahre hat sich zwar das Aussehen immer wieder etwas verändert, aber es war und blieb immer ein Hofnarr.
Winkels hing Bianca auch im Namen der Gesellschaft zum letzten Mal diese Kette um, überreichte die entsprechende Urkunde und einen Blumenstrauß. Diese Auszeichnung sei zwar nicht die höchste, aber die wertvollste Auszeichnung im Karneval und somit sei sie in der Familie „Dorfbroich“ aufgenommen.
Irmen bescheinigte Bianca und Stefan, dass sie ein tolles Prinzenpaar waren und eine wunderbare Session hinter sich gebracht hätten. Weiter führte er aus, dass ein Sommerfest geplant sei, damit der Verein nicht ganz auseinanderfällt.
Prinzessin Bianca dankte für die Ehre und bat die Mitglieder der Gesellschaft in die Zukunft zu schauen. Sie ziehe den Hut, denn wenn man etwas aufgibt, ist es immer emotional und der Verein habe viel Herzblut bewiesen. Sie freue sich jetzt schon, wenn man sich mittendrin oder im nächsten Jahr wiedersehen würde.
Weiter empfahl sie Irmen und Bläsen nicht zum MKV zu gehen, sondern zu Schwarz-Gold Odenkirchen, denn auch sie suchen erfahrene Leute und sie seien herzlich dort willkommen.
Prinz Stefan dankte der Gesellschaft für die vielen schönen Stunden, die sie dort verbracht hätten. Er hoffe, dass die Mitglieder weiter machen in irgendeiner Weise und man sehe sich ganz bestimmt wieder.
Weiter stand noch eine Ehrung an und zwar die Mitgliedschaft in der Gesellschaft für 51 Jahre. Bianca Irmen, die am Tag zuvor ihren 55. Geburtstag feierte, wurde mit einem Blumenstrauß und einem Gutschein für ihre Treue belohnt.
Die letzten Worte an diesem Abend von Norbert Bläsen waren: „mir fehlen die Worte, ich kann nur Danke sagen“ und dabei versuchte er seine Tränen zu unterdrücken.
Ein letztes gemeinschaftliches Bild aller Hofnarren-Trägerinnen musste natürlich auch sein. Es waren Dagmar Gaden, Verena Gauls, Monika Baumeister-Eßer, Alexandra Schnitzler, Bianca Zimmermanns, Martina Weise, Doris Henk, Elvira Wirt und mit dem Hersteller des Hofnarren Ralf Winkels und dem Präsidenten Wilfried Irmen.
Während des abschließenden gemütlichen Beisammenseins wurden Bingo-Spiele durchgeführt, die den anwesenden Gästen viel Freude bereiteten.