Literarisches: Maikundgebungen. Schrille Töne

Im Rampenlicht der Öffentlichkeit erwartet man Aufmerksamkeit. Recht und Ordnung im Land scheinen in Gefahr, Chancen für ausgleichende Gerechtigkeit vertan zu sein, die Demokratie auf der Kippe zu stehen.
Von Peter Josef Dickers

Literarisches – Gewerkschaften fordern viele Prozent mehr Lohn, Schüler besseres Klopapier. Die Rechnung bezahlt irgendeine Portokasse. Man stellt Ansprüche, die nicht in Zweifel zu ziehen sind. Schrille Töne und Gereiztheit machen die Worte scharf. Signale einer gestressten Gesellschaft.
In „stürmischen Zeiten“ werden „starke Zeichen“ gesetzt. „Bringen wir es hinter uns.“ Auswege sind Irrwege. Böse Mächte haben ihre Hände im Spiel, wenn etwas nicht zum gewünschten Ziel führt.
Der Staat soll Krisen beseitigen und individuelle Bedürfnisse absichern, nach Möglichkeit ohne einen Beitrag der Bürger einzufordern. Es geht nicht ums Überleben, sondern um besseres Leben mit vielen Vorteilen und wenig Verpflichtungen. Entschädigung einklagen für das, was man sich nicht leisten kann. Sich beschweren in den sozialen Medien, ohne zu registrieren, je lauter man etwas fordert, desto belangloser kann es werden.

Deutsche Autobauer beklagen ein „Jahr zum Vergessen“, obwohl es schon länger bergab geht und keine Trendwende in Sicht ist. Hohe Preise, Überkapazitäten, Stellenabbau, Rezession lassen nicht auf bessere Zeiten hoffen. Konkurrenz aus China belastet zusätzlich. Die fetten Jahre sind vorbei. Handgefertigte Luxusautos und Sonderausausstattungen sollen eine bekannte Nobelmarke aus der Krise verhelfen. Glanz und Gloria, Goldgräberstimmung, naiver Optimismus waren gestern. Aus ehemaligen Erfolgsgeschichten werden rückwärts gewandte Geschichten. Die Welt ist eine andere geworden.

Gibt es Auswege aus der Sackgasse, statt sich gegenseitig zu blockieren? Neuerungen gelingen in der Regel durch Herantasten und besonnene Strategien. Um realistische Forderungen und Ergebnisse wird gerungen unter Beachtung von „Treu und Glauben“, Ehrlichkeit, Vertrauen und Fairness. Nicht kurzfristiger Aktionismus und belehrende Parolen, nicht ständiges Wiederholen von Forderungen werden honoriert, sondern die berühmten „kleinen Schritte“. Aus der Nähe sieht vieles anders aus.

Auch leise Töne werden gehört, wenn sie nicht in der Reizüberflutung untergegangen sind oder von Verstimmungen des Alltäglichen übertönt wurden. Nicht alles kommt zustande, was man sich zum Ziel gesetzt hat. Das Gute siegt nicht immer und ist nicht überall gut. Nein bleibt nicht immer ein Nein. Nicht alles, was nicht passt, muss passend gemacht werden.

1.Mai. Es darf demonstriert werden. Nicht allen geht es zufriedenstellend gut. Dafür zu sorgen, dass es besser wird, ist Anlass genug, sich zu engagieren. Schrille Töne allein genügen nicht. (opm)

Foto: Pixabay

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Peter Josef Dickers wurde 1938 in Büttgen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie sowie der Philosophie und Pädagogik in Bonn, Fribourg/Schweiz, Köln sowie Düsseldorf erhielt er 1965 die Priesterweihe. Anschließend  war er in der Seelsorge und im Schuldienst tätig, bis er sich 1977 in den Laienstand rückversetzen ließ und heiratete. Nach der Laisierung war er hauptamtlich tätig an den Beruflichen Schulen in Kempen (jetzt Rhein-Maas-Kolleg) mit den Fächern Kath. Religionslehre, Pädagogik, Soziallehre, Jugendhilfe/Jugendrecht.

„Seit der Pensionierung bin ich weiterhin engagiert durch meine Schreibtätigkeit, mein Vorlese-Engagement in diversen Einrichtungen und sonstige Initiativen. In den Sommermonaten lese ich zeitweise als „Lektor“ auf Flusskreuzfahrt-Schiffen aus meinen bisher erschienenen Büchern“, so Peter Josef Dickers, der mittlerweile in Mönchengladbach beheimatet ist.