Rund 450 Meter über dem Meeresspiegel liegt das Bergdorf #Milies, welches durch die #Pilion-Bahn zu einer kleinen Berühmtheit der Reiseführer wurde. Von hier aus blicken die Besucher fast überall auf Olivenhaine und die große Bucht des Pagasitischen Golfs.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Pilion/Griechenland – Nur wenige Apfelplantagen erinnern heute noch an die Herkunft des Namens Milies (Apfelbäume). Meist stechen die beeindruckenden Olivenhaine ins Auge, welche das Bergdorf einrahmen. Bekanntheitsgrad erlangte das Dorf durch die Eisenbahnstrecke der Pilion-Bahn (Trenaki) mit ihrer historischen Schmalspurstrecke.
Die Bahn selbst diente bis in die 1950er-Jahre als Straßenbahn in Volos. 1985 wurde die Bahn unter Denkmalschutz gestellt, die ursprüngliche Bergstrecke von Ano Lehonia nach Milies reaktiviert. Seit 1996 verkehrt in den Sommermonaten ein Museumszug jeden Samstag und Sonntag, teilweise sogar häufiger zwischen der Station Ano Lehonia mit dem Bergdorf Milies. 1999 wurden zwei neue Diesellokomotiven gestaltet, die äußerlich nach Dampfloks aussehen. Die einzig verbliebene Dampflokomotive wird für Gruppen auf Bestellung eingesetzt.
Hin- und Rückfahrkarten kosten 18 Euro für Erwachsene und 10 Euro für Kinder. Tickets bietet das Reisebüro TRAINOSE-Volos, im Bahnhof von Volos (Öffnungszeiten: Montag – Freitag, 08:00 – 14:00, Tel. +30 2421039723, E-Mail: grafeiovolou@trainose.gr. Am einfachsten lassen sich Karten über die Webseite www.trainose.gr buchen.
Der Bahnhof Ano Lehonia liegt 12 km von Volos entfernt, Parkplätze stehen an der Station zur Verfügung. Hier startet die Fahrt am Vormittag und dauert pro Strecke 1,5 Stunden mit einem Zwischenstopp in Ano Gatzea. Die Rückfahrt erfolgt am Nachmittag nach einem Stopp in Milies von 3,5 Stunden und führt mit einem grandiosen Blick auf tiefe Schluchten durch zwei Tunnel sowie über neun beeindruckend erbaute Brücken. Ein Highlight sind zudem die Drehscheiben in Volos und Milies, an denen die Zuggäste mit Hand anlegen dürfen. Die Fahrt mit einer der schmalsten Bahnen der Welt führt mit einer Länge von 28 Kilometern entlang an den Hängen des Berges Pilion bis sie ihren Zielort Milies erreicht.
Alle Häuser des Dorfes sind denkmalgeschützt, jeder Neubau muss dem traditionellen Stil angepasst werden. Von hier aus blicken die Besucher fast überall auf Olivenhaine und die große Bucht des Pagasitischen Golfs. Der Aufstieg vom Bahnhof Milies aus ins Dorf verläuft über Natursteinwege (Kalderimia) mit einigen Höhenmetern. Festes Schuhwerk sollte deshalb mitgenommen werden. Mit etwas Glück wartet aber auch ein Taxi am Bahnhof, welches sich auf den einzigen zwei asphaltierten Straßen auskennt. Fast jede dieser Treppenstraßen führt zum Dorfplatz (Platia).
Ursprünglich wurde das Bergdorf von Einwohnern des Ortes Miles auf Euböa zum Schutz vor Piraten gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges brannten deutsche Besatzungstruppen das Dorf am 4. Oktober 1943 als Vergeltungsmaßnahme für Partisanen-Aktionen des griechischen Widerstandes fast vollständig nieder. Kurz zuvor waren ein deutscher Offizier und ein Soldat in der Nähe des Dorfes getötet worden.
Besonders sehenswert ist die Kirche Agios Taxiarchis auf der Platia mit ihren aufwändigen Wandmalereien, die Kirche Agios Nikolaos mit den Gräbern der Freiheitskämpfer Anthimos Gazis, Grigorios Konstantas und Daniel Filipidis, eine der ältesten Bibliotheken Griechenlands, die von Anthimos Gazis, einem griechischen Philosophen des 19. Jahrhunderts, als Schule genutzt wurde und ein kleines Heimatmuseum.
1814 war die älteste Schule nur eine von wenigen, die von der türkischen Besatzung geduldet wurde. Nicht verwunderlich, dass hier einer der Orte zu finden ist, in denen die Unabhängigkeitsbewegung ihre Anfänge nahm. Und was wäre eine solche Reise ohne ein wenig mystischer Legende, denn der Zug überquert die Wege der Zentauren und des Dodecatheon. Der Pilion galt in der Antike schließlich als Sommersitz der Götter. Wo heute die Station in Milies liegt, sollen einst die Eltern von Achilles – Pileas und Thetis – ihre Hochzeit gefeiert haben und die Zentauren mit den Lapithen gekämpft haben.
In der Schlucht von Taxiarchis liegt die Höhle des Cheiron (Chiron), der Sohn des Kronos und der Philyra, Halbbruder des Zeus und einer der Kentauren. Gelegen am Fuße des Felsens, auf dem die Kapelle von Taxiarchis erbaut wurde, erzählt die Legende, dass diese Höhle bis hin zum Hügel von Goritsa unterirdisch verbunden ist.
Beliebt ist eine Wanderung ebenfalls auf dem alten Maultierpfad, für den rund vier Stunden eingeplant werden müssen und der in der Nähe der Bogenbrücke von Tsangarada endet. Möglich ist eine Wanderung zudem bergab nach Kala Nera. Die Strecke nimmt rund zwei Stunden in Anspruch und verläuft an Wasserfällen und der Siedlung Argireika vorbei. Etwas kürzer bietet sich der Wanderweg nach Vizitsa an, welches nordwestlich des Bergdorfes Milies liegt. (nb)