Antisemitismus hat viele Formen, darunter offene Äußerungen oder weniger klar erkennbare Ausprägungen.
Magazin – „Der Antisemitismus in unserer Gesellschaft und damit auch in unseren Schulen bereitet mir Sorge, und ich empfinde es als unerträglich, dass Jüdinnen und Juden in unserer Gesellschaft wieder Angst haben. Dagegen müssen wir alles tun, was möglich ist“, betont Schulministerin Dorothee Feller. Bereits unmittelbar nach dem Hamas-Angriff am 7. Oktober vergangenen Jahres hatte das Ministerium in den Herbstferien die Schulen auf Beratungsstellen und Unterrichtsmaterialien zum Umgang mit dem Thema Nahostkonflikt und Antisemitismus hingewiesen. Nun werden die Unterstützungsangebote ausgebaut: Das Schulministerium hat auf seiner Internetseite, dem Bildungsportal, umfassende Informationen unter dem Titel „Handlungsleitlinien für Schulen zur Stärkung jüdischen Lebens und zur Bekämpfung von Antisemitismus“ veröffentlicht.
Die Leitlinien enthalten unter anderem vertiefende Informationen zu präventiven Ansätzen zur Bekämpfung von Antisemitismus, Anleitungen für den Schutz von Betroffenen und konkrete Tipps, wie Schulen ein multiprofessionelles Beratungs- und Unterstützungsnetzwerk und eine antisemitismuskritische Schulkultur etablieren können. „Schulen wirken an einer lebenswerten Gesellschaft mit, und Kinder und Jugendliche müssen früh lernen, was es bedeutet, in einer Demokratie zu leben und sich für sie einzusetzen. Ich danke unseren Lehrkräften sehr, dass sie diese Aufgabe mit sehr viel Wissen und Einsatz ausfüllen und alles unternehmen, einen wertschätzenden Schulalltag zu ermöglichen. Um sie darin noch mehr zu unterstützen und Antisemitismus, Rassismus, Hass und Ausgrenzung mit allen Mitteln entgegentreten zu können, bietet unser Handlungsleitfaden passgenaue Lösungen für verschiedene Situationen. Wir wollen damit unseren Lehrkräften auch in schwierigen Lagen den Rücken stärken“, erläutert Ministerin Feller.
Prävention spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang sollte auch die Normalität des jüdischen Lebens in Deutschland herausgestellt werden. Zum Beispiel können Lehrerinnen und Lehrer Aspekte wie koscheres Essen oder jüdische Musik zu Themen im Unterricht oder von Projekttagen machen. „Eine umfassende Sicht auf jüdisches Leben kann ein wichtiger Schlüssel zu mehr Akzeptanz sein“, sagt die Ministerin. Fehlt diese Akzeptanz allerdings, müssen Lehrkräfte in Momenten, in denen sich Antisemitismus offenbart, unmittelbar einschreiten und klar zum Ausdruck bringen, dass solch ein Verhalten nicht geduldet wird. Liegt gar der Anfangsverdacht einer Straftat vor, muss die Polizei einbezogen werden. Auch für all diese Fälle beinhaltet der Handlungsleitfaden umfangreiche Hilfestellungen mit vielen Links zu Institutionen und Organisationen, die vertiefende Unterstützungsangebote bereithalten.
Grundsätzlich gilt: Alle am Schulleben in Nordrhein-Westfalen Beteiligten sind aufgerufen, jeder Form von Antisemitismus und Extremismus entschieden entgegenzutreten. Grundlage hierfür ist der Erlass zur Zusammenarbeit bei der Verhütung und Bekämpfung der Jugendkriminalität. Und auch wenn die Schulen beim Kampf gegen den Antisemitismus eine wichtige Rolle haben, so bleibt es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, jeder Form des Antisemitismus und des Rassismus entgegenzutreten und Haltung zu zeigen.
Weiterer Hintergrund
Das Schulministerium erweitert und ergänzt schrittweise das Angebot zur Antisemitismusbekämpfung, zum Beispiel mit Unterrichtsmaterialien, Informationsangeboten und Projekten zu den Themen Jüdisches Leben, Umgang mit Konflikten in der Schule und Antisemitismus. Unter https://www.schulministerium.nrw/antisemitismus gibt es ausführliche und umfangreiche Hinweise zur Prävention und Materialien zur antisemitismuskritischen Bildungsarbeit.
Die Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit – Beratung bei Rassismus und Antisemitismus, kurz: SABRA, unterstützt die Schulen in Nordrhein-Westfalen seit 2020 bei der Antisemitismusprävention und hat ihre Angebote nach dem Überfall der Hamas noch einmal erweitert. Neben einer systemischen Beratung von Schulen bietet SABRA zum Beispiel den virtuellen Methodenkoffer MALMAD gegen Antisemitismus an, der unter anderem Hintergrundinformationen, Methodenanleitungen und landesweite Exkursionsziele für die antisemitismuskritische Bildungsarbeit enthält.
Darüber hinaus steht auch die Schulaufsicht den Schulen mit Rat und Tat zur Seite, wenn es vor Ort zu antisemitischen Vorfällen kommt, und informiert über lokale Angebote zur Antisemitismusprävention. Sollten Schulen im Umgang mit antisemitischen oder extremistischen Äußerungen oder Vorfällen Beratungsbedarf haben, können sie sich außerdem an die Fachkräfte der systemischen Extremismusberatung (SystEx) wenden, die bei den 54 schulpsychologischen Beratungsstellen vor Ort angesiedelt sind.
Alle Schulen verfügen zudem über den Notfallordner „Hinsehen und Handeln“ inklusive seines Krisenpräventionshandbuchs (https://www.schulministerium.nrw/system/files/media/document/file/krisenpraeventionshandbuch_2023.pdf) Das Handbuch enthält auch ein eigenes Kapitel zu Extremismus, Verschwörungsmythen und Radikalisierungsprozessen mit weiterführenden Hinweisen. (opm)