Tradition, Innovation, Nachhaltigkeit – Innung für Informationstechnik Niederrhein besteht 75 Jahre

Fernsehprogramme gibt es in Deutschland seit 1952, und von den damaligen Schwarz-weiß-Geräten bis zum heutigen ultraflachen OLED-Smart-TV ist es nicht nur technisch ein ziemlich weiter Weg. Begleitet haben ihn von Anfang an die Betriebe der Innung für Informationstechnik. Der Zusammenschluss besteht seit 75 Jahren.

Region – In den Fachbetrieben der Innung für Informationstechnik Niederrhein Krefeld-Viersen-Kleve können die Kunden modernste Technik bestaunen: Smarte Fernseher und Soundbars, Internetradios, Satellitentechnik, Telefonanlagen und Navigationsgeräte. Der stellvertretende Obermeister Josef Heckens hat aber auch ein Faible für die guten alten „Schätzchen“, die er im Laufe vieler Jahre behalten hat. Ein Tonbandgerät ist ebenso dabei wie ein Plattenspieler oder ein Radio aus den 50er-Jahren. „Das Bedürfnis der Menschen nach Unterhaltung war zu allen Zeiten da; je nach Stand der Technik gab es halt unterschiedliche Möglichkeiten, es zu befriedigen. Das spiegeln diese Geräte wider. Kaum ein Handwerk steht so sehr für Tradition und Innovation wie unseres“, sagt Heckens.

1947 wurde die Rundfunkmechaniker-Innung Krefeld gegründet, aus der 2011 die heute für die Kreise Kleve und Viersen sowie die Stadt Krefeld zuständige Innung für Informationstechnik hervorging. Schon die verschiedenen Namen sagen etwas über die Technik der jeweiligen Zeit aus: 1954, als das Fernsehen gerade seinen Siegeszug antrat, benannte sich der freiwillige Zusammenschluss in Innung für Radio- und Fernsehtechnik um. Und nachdem 1999 die beiden Ausbildungsberufe des Radio- und Fernsehmechanikers und des Büroinformationselektronikers zum Informationselektroniker zusammengeschlossen worden waren und es nun als höchste Qualifikation den Informationstechnikermeister gab, änderte sich der Name erneut.

Der Informationselektroniker von heute kennt sich in einem denkbar breiten Technik-Spektrum aus. „Dazu gehört die Unterhaltungselektronik ebenso wie die IT- und Bürosystemtechnik, Sende-, Empfangs- und Breitbandtechnik, Brandschutz- und Gefahrenmeldeanlagen und die Telekommunikationstechnik“, erläutert Obermeister Horst Rinsch. Wer eine Ausbildung in diesem Handwerk abschließt, ist gefragt. Josef Heckens: „Ich habe bestimmt 30 junge Menschen ausgebildet, davon sind noch zwei in unserem Handwerk tätig.“ Und die anderen? Heckens nennt Beispiele: Einer arbeitet in der Medizintechnik, einer am Flughafen in Frankfurt und einer beim Versandhändler Amazon in der EDV.

„Unsere Betriebe sind besonders interessiert an Studienzweiflern“, sagt Horst Rinsch. Das Handwerk sei „sehr spannend für Leute, die nicht an einer akademischen Ausbildung interessiert sind, sondern am Menschen“. Das bestätigt Stefan Klinkhammer vom Innungsvorstand. „Unser Beruf macht Riesenspaß und bietet ganz viel Freiheit. Unsere Mitarbeiter fahren zum Kunden und arbeiten dort eigenverantwortlich und selbstständig“, erläutert er. Um sich intensiv mit Elektronik zu beschäftigen, müsse man nicht studiert haben, erklärt Marc Peters, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein: „Das Informationstechniker-Handwerk ist am Puls der technischen Entwicklung und damit sexy und interessant für junge Leute.“

Die Fachgeschäfte der Innung punkten bei ihren Kunden mit persönlicher Beratung und Rund-um-Service. „Die Leute kommen zu uns, weil wir jeden Kunden individuell bedienen können, den neuen Fernseher zu Hause anschließen und ihn nach ein paar Jahren auch reparieren können, wenn mal etwas kaputt ist“, erklärt Horst Rinsch. Es gebe nun einmal Geräte, die vor allem für ältere Menschen „unbedienbar“ seien. Aber auch viele jüngere Kunden seien mit der Technik überfordert. Da müsse man Alternativen bieten. Zum Beispiel mit einem Fernseher, dessen Fernbedienung über verschiedene einstellbare Bedienungslevel verfügt.

Die Innungsfachbetriebe erleben derzeit eine „Renaissance der Reparatur“, wie Stefan Klinkhammer berichtet. Josef Heckens kann das bestätigen: „Früher hieß es bei einem defekten Flachbildfernseher: ,Schmeiß weg, kauf neu.‘ Heute bringen die Leute diese Geräte zu uns. Und wenn’s bei einem Markengerät der Kondensator ist, kostet das vielleicht 100 oder 150 Euro – dafür muss einen sechs Jahre alten Fernseher nicht wegwerfen.“ Mit ihrem Reparaturservice stehen die Innungsfachbetriebe für Nachhaltigkeit und aktiven Umweltschutz, betont Marc Peters: „Immer mehr Menschen erkennen, dass es so nicht weitergehen kann mit dem riesigen Berg an Elektronikschrott.“

Um die Zukunft ihres Handwerks ist den Innungsvertretern jedenfalls nicht bange. „Wir sind sehr breit aufgestellt und können uns immer wieder neu erfinden“, sagt Stefan Klinkhammer. (opm)

Das Informationstechniker-Handwerk steht für Tradition und Innovation (v. l.): Obermeister Horst Rinsch, Vorstandsmitglied Stefan Klinkhammer, stv. Obermeister Josef Heckens und Hauptgeschäftsführer Marc Peters (Kreishandwerkerschaft) mit alter vor neuer Technik. Foto: Kreishandwerkerschaft