Mit einer Wanderroute zur Wassergeschichte lädt die NEW ein die Geschichte der Wasserversorgung in Viersen näher kennenzulernen.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen/Sehenswürdigkeiten – Als zum Beginn des 19. Jahrhunderts die Städte wuchsen, wurde die Wasserversorgung der bis zu dieser Zeit dominierenden Einzelbrunnen auf eine zentrale Möglichkeit ausgeweitet. Zurückblickend übernahm an der Bleiche in Dülken zunächst am 21. September 1889 das Wasserwerk die Trinkwasserversorgung, gut ein Jahr später wurde das Werk in Viersen in Betrieb genommen. Damit auf den schwankenden Verbrauch über den Tag hinweg reagiert werden konnte, wurden zwischen Wasserwerk und den Verbrauchern Behälter eingerichtet, die der Speicherung und dem Druckausgleich dienten.
Damit allerdings ein ausreichender Versorgungsdruck vorhanden war, mussten die Speicher höher als die Zapfstellen liegen. Damals wie heute werden die Süchtelner Höhen daher genutzt um Trinkwassererdbehälter zu betreiben. Im Flachland dagegen wurden Wassertürme geschaffen, die mit einem Fassungsvermögen von einigen Hundert bis zu mehreren Tausend Kubikmetern Trinkwasser sogar Kirchtürme überragten. Sie sind Zeitzeugnisse und gehören zu den schützenswerten Denkmälern der Industriekultur. Auch heute noch betreibt die NEW verschiedene Wasserwerke, die über ein 400 Kilometer langes Rohrsystem die Viersener mit Trinkwasser versorgen.
Die Strecke des Trinkwasser-Wanderwegs verläuft auf rund sechs Kilometer Länge und einer Gehzeit von 1,5 Stunden von den Süchtelner Hochbehältern bis zur Windrose nach Dülken. Das Versorgungssystem besteht aus den Wasserwerken in Viersen und Dülken, dem Wasserturm Windrose und den beiden Hochbehältern Süchteln mit den Transport- und Versorgungsleitungen. Aufgesplittet sind sie in das Versorgungsgebiet der Tiefzone und der Hochzone – angepasst an die verschiedenen Höhenlagen der Stadtgebiete. Die Wanderung selbst verläuft meist entlang der Transport- und Versorgungsleitungen.
Der Trinkwasser-Wanderweg startet am Parkplatz „Sportpark Süchtelner Höhen“, in dessen Nähe sich die Hochbehälter Süchteln I und II befinden. Sie liegen an einem zentralen Punkt und speichern Trinkwasser für verbrauchsstarke Zeiten sowie als Feuerlöschreserve. Die Behälter werden zentral von der NEW in Mönchengladbach überwacht und gesteuert. Der Weg führt vorbei an den noch aktiven Behältern und verläuft, der Strecke rechts folgend, zu einem Denkmal der Industriekultur. Der Hochbehälter Süchtelner Höhen wurde 1907 durch die Firma Hermann Ehlert aus Düsseldorf erbaut und ist seit 1969 nicht mehr in Betrieb. Anlässlich des 125-jährigen Jubiläums der Trinkwasserversorgung in Viersen wurde die Fassade umfangreich durch die NEW restauriert.
Der Weg gegenüber führt zur nächsten Station der Wassergeschichte. In einer leichten Kurve am Sportpark Süchtelner Höhen auf der rechten Seite des Weges führt die Strecke, bis sie auf einen asphaltierten Weg, dem Süchtelner Höhenweg, trifft. Hier biegt die Wanderstrecke rechts in Richtung der Waldgaststätte Schroers und der Deutschen Waldjugend Viersen ab. Rechts an den Überresten des Kletterwaldes Niederrhein führt ein Weg zur nächsten Station am Hohen Busch. Wanderer folgend der Strecke, die zunächst leicht abwärts verläuft und dann bis zur Carl-Zahn-Hütte wieder ansteigt.
An der Hütte verläuft der Wanderweg entlang des querenden Weges nach rechts bis zum Ende, wo die Wanderer links abbiegen müssen bis zu einer Gabelung. Hier nochmals links abbiegen und der Bismarckturm ist bereits in Sichtweite. In direkter Nachbarschaft steht der genietete Hochbehälter Hoher Busch.
Die Transportleitung, die kurz vor dieser Trinkwasserstation den Weg kreuzt, verläuft vom Wasserwerk Viersen in die Tiefzone. Der heute nicht mehr genutzte Hochbehälter wurde 1911 errichtet und wurde zur Sicherstellung von Trinkwasser in verbrauchsstarken Zeiten eingesetzt. Beliefert wurde er mit aufbereitetem Wasser aus dem Wasserwerk Aachener Weg.
Um den Trinkwasserweg zu folgen verläuft der Weg nun zurück zum Bismarckturm. Ausgehend von dieser Sehenswürdigkeit verläuft die Strecke an der zweiten Möglichkeit links, dem Weg, der zum Hochbehälter geführt hatte. Der Weg verläuft leicht abwärts auf das Station des FC Viersen 05 zu. Am Stadion entlang ist das Ziel zunächst die Josef-Kaiser-Allee und dann die Grillwiese auf der linken Seite. Die Strecke verläuft bis zum Aachener Weg, von da aus links über die Eisenbahnbrücke und bis zur Dülkener Straße. Wer die Straße überquert erreicht schnell auf der rechten Seite (hier gibt es keinen Fußgängerweg) einen kleinen Weg. Diesem folgend erscheint auf der linken Seite die Grundwassermessstelle Benjes Hecke. Hierbei handelt es sich um kein großes Gebäude, denn hier (sowie an vielen anderen Stellen im Stadtgebiet) finden regelmäßige Messungen zum Grundwasserschutz, den vorhandenen Wassermengen und -qualität statt bevor das Grundwasser die Brunnen des Wasserwerks am Aachener Weg erreichen.
Die letzte Station des Trinkwasser-Wanderweges ist der Wasserturm Windrose in Dülken. Mit einer Höhe von 55 Metern ist er weit sichtbar und fasst 2.000 m³ Trinkwasser in der Hochzone. Früher Restaurant, erstrahlt heute ein energiesparendes Beleuchtungskonzept nach Einbruch der Dunkelheit.
Für dieses Stück der Wanderung bieten sich zwei Möglichkeiten an, denn unter den Füßen der Wanderer verlaufen sowohl zwei Transport- als auch eine Versorgungsleitung. An der Dülkener Straße überqueren die Wanderer die Grenze zwischen der Tief- und Hochzone, die von einer dieser Transportleitungen verbunden werden.
Weg 1: Der Weg führt zurück zur Dülkener Straße und dann links Richtung Dülken. Nach dem Stadtschild biegt rechts ein asphaltierter Weg zum Stadtgarten ab, der als Nebenstrecke über die Bahngleise führt. Links abbiegend wandern die Teilnehmer durch das Wohngebiet zum Stadtgarten und bis zur Dülkener Windrose.
Weg 2: Auch hier führt der Weg zurück zur Dülkener Straße. Diese überqueren und dem Aachener Weg folgen bis sich die erste Möglichkeit bietet links abzubiegen. Die Strecke führt unter der Autobahn hindurch und dann immer weiter geradeaus bis zum Wasserturm Windrose, Ziel und Ende der informativen Wanderung. (nb)