Der Calauer Bootsmann und die Ukrainische Tänzerin schmücken den Viersener Remigiusplatz.
Von RS-Redakteurin Claudia-Isabell Schmitz
Viersen – Im Rahmen der städtischen Aktion „Viersen blüht“ wird der Remigiusplatz aktuell von zwei eindrucksvollen Skulpturen geprägt, die weit mehr sind als dekorative Hingucker. Der „Calauer Bootsmann“ und die bepflanzte Figur der „Ukrainischen Tänzerin“ symbolisieren zwei lebendige Städtepartnerschaften und stehen zugleich für kulturelle Identität, Vielfalt und gelebten europäischen Zusammenhalt.

Die Skulptur des „Calauer Bootsmanns“ verweist auf die Partnerschaft mit der brandenburgischen Kleinstadt Calau, die im südlichen Spreewald liegt. Der Bootsmann steht stellvertretend für die traditionsreichen Flachboote der Region, mit denen früher Waren transportiert wurden. Heute erfreuen sie sich großer Beliebtheit bei Touristen, die sich durch das weit verzweigte Wasserwegenetz staken lassen.
Calau ist darüber hinaus auch für seine humorvolle Seite bekannt: Die Stadt gilt als Ursprung der „Kalauer“, jener typischen Wortspiele, bei denen das Wortspiel oft wichtiger ist als der Sinn. Ob sich der Stadtname nun mit „C“ oder „K“ schreibt – selbst unter den Einheimischen ist das ein gern genommener Diskussionsstoff.
Mit etwa 8000 Einwohnern liegt Calau rund 25 Kilometer von Cottbus entfernt, nahe der polnischen Grenze. Die Stadt wurde erstmals 1279 urkundlich erwähnt und hat slawische Wurzeln. In den vergangenen Jahrhunderten siedelten sich hier viele Sorben an, deren kultureller Einfluss noch heute spürbar ist, auch wenn ihre Zahl durch gesellschaftliche Veränderungen stark zurückgegangen ist.

Neben dem Bootsmann tanzt – zumindest sinnbildlich – die bepflanzte Figur der „Ukrainischen Tänzerin“. Sie ist ein farbenfrohes Symbol für die enge Partnerschaft zwischen Viersen und der ukrainischen Stadt Kanew. Die Skulptur würdigt die reiche Tanztradition des Landes, insbesondere den „Hopak“ – einen temperamentvollen Volkstanz, der durch akrobatische Sprünge, schnelle Drehungen und kraftvolle Bewegungen der Männer geprägt ist. Typisch dabei: Der Ausruf „Hop!“, mit dem die Tänzer zu noch mehr Energie angespornt werden.
Traditionelle ukrainische Tänze gehören zum immateriellen Kulturerbe und sind Ausdruck regionaler Identität. Dabei spielen auch die prachtvollen Trachten eine große Rolle – mit kunstvollen Stickereien, aufwändigen Kopfbedeckungen und leuchtenden Farben, die den Alltag weit hinter sich lassen. In Kanew werden diese Traditionen bis heute liebevoll gepflegt.
Die Stadt Kanew liegt am rechten Ufer des Dnepr in der zentralen Ukraine. Mit rund 24.000 Einwohnern blickt sie auf eine über 900-jährige Geschichte zurück – erstmals erwähnt wurde sie 1078. Früher eine bedeutende Handelsstation zwischen Kiew und dem Süden des Landes, verlor Kanew im Laufe der Geschichte an strategischer Bedeutung. Heute liegt sie unweit des Nationalparks Kaniw, einer grünen Lunge und einem beliebten Ziel für Naturfreunde.
Mit beiden Skulpturen setzt Viersen ein deutliches Zeichen für internationale Freundschaft, kulturelle Wertschätzung und gegenseitiges Interesse. Der Remigiusplatz wird dadurch zum Ort der Begegnung – nicht nur zwischen Menschen, sondern auch zwischen Traditionen, Geschichten und Nationen. (cs)
