Viersen im närrischen Rausch: Prinzenpaar Jürgen I. und Ela I. regieren mit Charme und Herz

In einer feierlichen und bis ins Detail liebevoll gestalteten Zeremonie wurde am gestrigen Abend in der ehrwürdigen Viersener Festhalle das Prinzenpaar der Session 2024/2025, Jürgen I. und Ela I., inthronisiert. Die Veranstaltung, die vom Festausschuss Viersener Karneval unter dem Motto „Mit Mispel und Löwe im Wappen wird Vierscher Karneval klappen“ ausgerichtet wurde, ließ die Herzen aller Jacken höherschlagen und setzte einen glanzvollen Startschuss für die fünfte Jahreszeit.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Martin Häming

Viersche – Aber fangen wir vorne an, denn den Auftakt der Feierlichkeiten bildete natürlich die Begrüßung durch den Senatspräsidenten Frank Schiffers, der mit Witz und Schlagfertigkeit durch den Abend führte. Nachdem dann die jecken Gesellschaften die große Festhallenbühne ganz klein schienen ließen und der Festausschuß Viersener Karneval mit Ex-Prinzen und Viersener Prinzengarde gemeinsam mit dem Viersener Tambour Corps 1925 e.V. eingezogen war, war es natürlich aber Zeit für die Hauptdarsteller des Abends.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Begleitet von der Kapelle Combo Favorit (übrigens unter der Leitung von Kapellmeister Armin Jakobi) marschierten sie dann ein, die nächsten närrischen Tollitäten, die in dieser Session das karnevalistische Volk in Alt-Viersen anführen werden. Für Jürgen und Daniela Vogt ein Moment, den sie sichtbar genossen, ja, es dauerte keine Sekunde und es wurde klar, diese beiden werden mit Charme und Herz für die 5. Jahreszeit regieren.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Prinz Jürgen I., bürgerlich Jürgen Vogt, hat seine Wurzeln tief im Viersener Boden. Der gebürtige Helenabrunner hat mit seiner beruflichen Laufbahn als Kfz-Mechaniker und seinem Engagement im Sportverein Blau-Weiß Helenabrunn einen festen Platz in der lokalen Gemeinschaft. Doch seine Leidenschaft für den Karneval prägt ihn seit über einem Jahrzehnt: Ob als Ausschankhelfer, Sitzungspräsident oder Senator – Jürgen ist ein närrisches Urgestein. Sein Beiname wird deshalb der „Blau-weiße Schrauber“ heißen, angelehnt an die Heimatgesellschaft der Blau-Wette Jonges. Auf eigene Lieder und Tänze verzichten die jecken Tollitäten allerdings in dieser Session, nein, dafür sei der Körper des Prinzen nicht gemacht und das Wichtigste sei sowieso Spaß im Karneval zu haben … und das haben sie auf jeden Fall, während ihr herzliches Lachen durch die Halle wehte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Seine Frau Daniela, frisch gekürt als Prinzessin Ela I., ergänzt die närrische Regentschaft mit ihrer ansteckenden Begeisterung und Hingabe. Seit 2009 aktiv in der KG Blau-Wette Jonges, ist sie eine unverzichtbare Stütze der Tanzgarde und bekannt für ihr Organisationstalent und ihre Kreativität.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Viersener Prinzengarde bereitete dem Prinzenpaar mit mitreißenden Tänzen eine glanzvolle Bühne vor, während die Regimentstochter Anna-Lena mit einer kunstvollen Solo-Darbietung das Publikum in Staunen versetzte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ein besonderes Highlight des Abends war zudem der Auftritt von Bernd Stelter, der als feste Größe des rheinischen Karnevals für Furore sorgte. Mit seinem unvergleichlichen Humor, der die kleinen und großen Sorgen des Alltags charmant aufs Korn nimmt, zog er das Publikum in seinen Bann. Stelter, der derzeit mit seinem neuen Programm „Reg‘ dich nicht auf. Gibt nur Falten!“ durch die Ländertour, greift dabei aktuelle Themen auf, die jeder aus der Seele sprechen. Ob es um die Ampelregierung, das Verkehrschaos oder die absurde Weltpolitik rund um Persönlichkeiten wie Donald Trump ging – der Comedian fand immer die perfekte Pointe, um die Gäste zum Lachen zu bringen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

„Warum regen wir uns über Dinge auf, die wir eh nicht ändern können?“, fragte Stelter, bevor er mit einem verschmitzten Lächeln fortfuhr: „Lachen ist besser als jede Anti-Aging-Creme!“ In seinem neuen Programm, das auch über die Karnevalszeit hinaus für ausverkaufte Häuser sorgt, vereint er intelligente Satire mit rheinischem Frohsinn. Dabei stellt er mit Schalk und Tiefgang dar, wie wichtig es ist, die alltäglichen Fähigkeiten mit Humor zu nehmen – von nervösen Staus bis hin zu den kleinen Missgeschicken des Lebens. Musikalisch untermalt Stelter seine Auftritte stets mit Gitarre und Gesang. Auch in Viersen griff er in die Saiten und präsentierte Lieder, die die Stimmung in der Festhalle zum Brodeln brachten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse bot die Formation „Die Barhocker“, die mit ihrer akustischen Besetzung erstmals einen ganz besonderen Sound in die Viersener Festhalle brachte. Die elf Musiker, bekannt für ihre moderne Interpretation rheinischer Brassmusik, heizten dem Publikum mit einem abwechslungsreichen Mix aus Stimmungshits, Dixieland und emotionalen Hymnen ein. Ihre Energie war ansteckend, ihre Bühnenpräsenz mitreißend – ein echtes Spektakel für Ohren und Herz.

Seit ihrer Gründung im Jahr 2003 sind „Die Barhocker“ eine feste Größe im Karneval und weit darüber hinaus. Ob beim Straßenkarneval in Köln, auf großen Bühnen des Rheinlands oder sogar überregional – die Band bringt mit ihrem einzigartigen Stil jedes Publikum zum Toben. Das Besondere: Sie verzichten vollständig auf elektronische Gitarreneffekte und setzen stattdessen auf reine, akustische Klänge. Der fetzige Bläsersatz und die dynamischen Arrangements schaffen dabei eine ganz eigene, unverwechselbare Klangwelt.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Die Ruhrgarde brachte Glanz und Glamour in die Viersener Festhalle. Mit ihren beeindruckenden Choreografien, schillernden Kostümen und mitreißender Energie bewies die Tanzgruppe, warum sie im Karneval als einer der besten Garden des Ruhrgebiets gilt. Die Ruhrgarde, die auf eine lange Tradition zurückblickt, verbindet klassische Gardetänze mit modernen Showelementen und zeigt so die Vielfalt und Dynamik des karnevalistischen Tanzsports.

Unter der Leitung erfahrener Trainerinnen und Trainer hat die Ruhrgarde es geschafft, Generationen von Tänzerinnen und Tänzern für den Karneval zu begeistern. In Viersen zeigt sie eine makellose Darbietung, die Eleganz und Präzision miteinander vereint. Besonders beeindruckend waren die akrobatischen Elemente, die den Atem des Publikums stocken ließen, sowie die synchronen Bewegungen, die Teamarbeit und die Hingabe der Gruppe widerspiegelten. Mit ihrem Tanzauftritt unterstreichen sie, dass der Karneval nicht nur Spaß, sondern auch harte Arbeit und Disziplin bedeutet. Neben ihrem tänzerischen Können zeichnen sich die Mitglieder der Ruhrgarde auch durch ihre Begeisterung und ihren Teamgeist aus, was bei jedem ihrer Auftritte spürbar ist. In Viersen präsentierte sich die Ruhrgarde als wahre Botschafterin karnevalistischer Tradition und moderner Interpretation.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Der deutsch-schweizer Entertainer Peter Löhmann war ein weiterer Höhepunkt des Abends und bescherte der Festhalle in Viersen mit seiner einzigartigen Mischung aus Comedy, Magie und herzerwärmenden Geschichten zum Lachen und Staunen. Löhmann, der als Meister der Erzählkunst gilt, verstand es sein Publikum von der ersten Minute an zu fesseln. Mit seinem charmanten Akzent, seinem gewinnenden Lächeln und seiner unverwechselbaren Bühnenpräsenz eroberte er die Herzen der Gäste im Sturm.

Löhmann präsentierte einen Auftritt voller Überraschungen. Mit viel Witz und Spontanität nahm er die Eigenheiten des Alltags aufs Korn und griff dabei auch gern seine Schweizer Heimat auf – stets mit einem Augenzwinkern. Besonders seine Anekdoten über kulturelle Unterschiede und Missverständnisse sorgen für schallendes Gelächter. Ein besonderes Markenzeichen von Peter Löhmann ist seine Fähigkeit ernste Themen mit einem Preis Humor anzusprechen. Neben seiner komödiantischen überzeugte Löhmann auch durch seine Fähigkeit, das Publikum in seine Geschichten einzubinden. Er ließ es nicht nur Zuschauer, sondern Teil der Show sein, was für eine außergewöhnlich herzliche Atmosphäre sorgte. Am Ende seines Auftritts blieb nicht nur ein Lächeln auf den Gesichtern der Gäste zurück, sondern auch die Erkenntnis, dass Lachen und Staunen Hand in Hand gehen können.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Und was fehlte an diesem Abend noch? Ein wenig Gardetanz natürlich … Die traditionelle FunkenGarde Erkelenz Blau-Weiß der EKG 1832 e. V. verkörpert seit ihrer erstmaligen Erwähnung im Jahr 1832 gelebte Tradition, kulturelles Erbe und lebendige Gemeinschaft. Als zweitältestes Traditionskorps im rheinischen Karneval steht die Garde nicht nur für die lange Geschichte des Erkelenzer Karnevals, sondern auch für Innovation und Dynamik im Brauchtum.

Die FunkenGarde trägt mit Stolz die Farben ihrer Heimatstadt, Blau und Weiß, und gliedert sich in verschiedene Korps: Das aktive Korps, die Reserve sowie das Corps à la Suite. Während das aktive Korps mit seinen beeindruckenden Bühnenauftritten und farbenfrohen Darbietungen im Rosenmontagszug das Herz des Vereins bildet, sorgen die passiven Mitglieder und das Corps à la Suite für den wichtigen Rückhalt hinter den Kulissen.

Mit über 220 Mitgliedern ist die FunkenGarde eine der größten und vielfältigsten Karnevalsgarden der Region. Sie begeistert mit einem gemischten Tanzkorps, einem rein weiblichen Tanzkorps, dem Kindertanzkorps und Solo-Tanzmariechen, die jede Bühne zum Leuchten bringen.

Die Geschichte der Funkengarde bleibt eng verbunden mit der Figur des Solo-Tanzmariechens, das seit jeher ein fester Bestandteil der Auftritte ist. Auch heute wird diese Tradition stolz weitergeführt, wie sie auch in Viersen mit viel Können darboten.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit den Paveier, einer der beliebtesten und traditionsreichsten Bands der kölschen Musikszene, ging der Abend dann kurz vor Mitternacht langsam zu Ende. Mit ihrem unverkennbaren Stil, der rheinische Lebensfreude und Melancholie verbindet, traf die Band direkt ins Herz des Publikums. Seit ihrer Gründung im Jahr 1983 stehen die Paveier für mitreißende Melodien und Texte, die das Leben in all seinen Facetten feiern.

In Viersen präsentierten sie eine gelungene Mischung aus ihren größten Hits und neuen Songs. Titel wie „Leev Marie“, „Heut‘ Abend trinken wir“ und das legendäre „Wenn et Leech ausgeht“ ließen das Publikum aus voller Kehle mitsingen. Doch die Paveier können nicht nur Party – ihre nachdenklichen Balladen, die das Leben und die Liebe besingen, sorgen für emotionale Gänsehautmomente in der Festhalle.

Zum krönenden Abschluss dieses unvergesslichen Abends eroberte dann erneut die Viersener Prinzengarde die Bühne und setzte mit einem letzten Tanz den perfekten Schlusspunkt. Auch der Geburtstag des Prinzenvaters Wilfried Vogt, der an diesem Abend 88 Jahre jung wurde, wurde herzlich gefeiert – ein weiterer Grund zur Freude in dieser außergewöhnlichen Nacht.

Mit der Inthronisierung von Jürgen I. und Ela I. als neues Prinzenpaar startete Viersen in eine vielversprechende Session. Der Auftakt ließ keinen Zweifel daran: Die Vierscher Jecken haben den Frohsinn im Herzen und feiern mit Leidenschaft, Witz und großem Gemeinschaftsgeist. Viersche Helau! (sk)

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming