Wo heute Kopfsteinpflaster den Platz säumt, lag einst das Zentrum des alten Viersener Stadtteils Dorf. Von dem lebendigen Marktplatz wurde ab 1990 mit der Umgestaltung der Autoverkehr verbannt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Viersen – Sein Gesicht hat der Remigiusplatz vielfach im Laufe der Zeit gewechselt, während die Remigiuskirche bereits seit 1484 ihren Schatten wirft. Einst stand hier das älteste Rathaus der Stadt um 1538 und überhaupt wurde hier in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Recht gesprochen.

Bereits 1569 wurde die Existenz des „Weisensteins“ auf dem früheren Marktplatz neben der Remigiuskirche schriftlich belegt, an welchem Recht gesprochen und Urteile verkündet wurden. Er ist der größere der beiden Steine, die heute auf dem Remigiusplatz nebeneinander liegen. Um ihn wurde ein Gefangener dreimal geführt – „umb eynen groeten witten stein“ – bevor die Befragung vor dem Gericht stattfinden konnte. Wurden hier Todesurteile gesprochen, wurde der Verurteilte zum Galgenberg am Rande der Stadt geführt.

Zudem diente der Weisenstein als Ort zur Verkündung von Weistümern, Erklärungen über das bestehende Recht, zu deren Verlesung sich die Gemeinde zusammenfand.

Gegenüber liegt heute der „Prangerstein“ oder „Kaeks“, der ursprünglich vor dem Gerichtshaus am Markt seinen Platz hatte. Bereits 1692 diente er dazu, die Verurteilten zum Gespött anderer mit einem Halseisen an den Pranger zu stellen. Wahrscheinlich aufrecht hat der Stein gestanden und machte eine Flucht unmöglich.

Viele Jahre danach durften Fahrzeuge den Remigiusplatz befahren – zumindest bis 1990. Denn seitdem ziert Kopfsteinpflaster die Fläche und wenn nicht gerade ein besonderes Ereignis ansteht, dann sind es meist die Marktstände, die dem Platz Leben einhauchen. (nb)





