Viersener Galgenberg: Wo die Leiber zur Abschreckung im Wind schaukelten

Ein rundlicher Hügel mit einem Stein auf der letzten Anhöhe an der alten Heerstraße innerhalb der Viersener Landwehr zeigt noch heute, wo bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts das Todesurteil in Viersen vollstreckt wurde.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker

Viersen/Sehenswürdigkeit – Viele Ecken, Orte, manchmal sichtbar, manchmal versteckt erinnern an die Viersener Geschichte. Manchmal scheint es wie ein unscheinbarer Stein, der jedoch auf ein dunkles Kapitel der Urteilsverkündungen verweist. Ein Stein der so vielen Schülern als Sitzplatz dient und nur die wenigsten von ihnen wissen, was einst hier geschehen ist. 

Der flache, große Stein an der Remigiuskirche hat Geschichte geschrieben, wurden doch hier die Todesurteile verkündet. Sieben Schöffen entschieden über dieses Strafmaß und es war die Aufgabe des Jüngsten auf diesen Stein zu steigen, über dem Verurteilten zwei Stäbe zu zerbrechen. Die symbolische Darstellung mit der Gesellschaft gebrochen zu haben ist heute noch im Sprachgebrauch verankert.

Galgenberg Viersen
Foto: Rheinischer Spiegel

Von der Remigiuskirche aus zog der Tross mit dem Todgeweihten nach Helenabrunn. Heute von der Gladbacher Straße aus durch einen kleinen Weg begehbar und mit einem Hinweisstein sichtbar gemacht, stand hier der Galgen an dem die Leiber zur Abschreckung sichtbar hängen blieben und den Raben übergeben wurden.
Die letzte Anhöhe an der alten Heerstraße innerhalb der Viersener Landwehr ist der Galgenberg, der auch Kreutzges- oder Gerichtsberg genannt wurde.

Wo früher (bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts, denn bis 1727 konnte kein Einspruch gegen das Urteil eingelegt werden) der Galgen stand, ist auch heute durch eine Initiative des Viersener Verschönerungsvereins im Jahr 1928 gut zu erkennen – erinnert und mahnt an vergangene Zeiten.
Heute wie damals finden sich hier zwei Hügel (damals noch fernab der Häuser, so schwer wog der Aberglaube). Auf dem rundlichen Hügel, der von einem Graben umzogen war, stand der Galgen. Nur wenige Meter davon entfernt ein zweiter, flacher Hügel für die Gerichtspersonen.
Einer Legende nach reiste 1543 Kaiser Karl V. auf dem Weg zu Friedensverhandlungen in Venlo durch Viersen. Sein Weg führte ihn an dem Galgen vorbei. Daraufhin hielt Kaiser Karl an und grüßte die Viersener Gerechtigkeit. (nb)

Galgenberg Viersen
Foto: Rheinischer Spiegel