Ein schweres Holzportal, der Geruch nach gewachstem Boden, das gedämpfte Klingen einer Spieluhr im Hintergrund – wer das Schwarzwaldmuseum in Triberg betritt, hat das Gefühl, eine Schwelle in die Vergangenheit zu überschreiten.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker
Reisen – In dem 1936 errichteten Haus an der Wallfahrtstraße 4 begegnet man nicht bloß alten Exponaten, sondern einer lebendigen Chronik des Schwarzwalds, die das Leben, Arbeiten und Feiern seiner Bewohner bis heute greifbar macht.

Schon der erste Blick fällt auf ein Meer aus Uhren, die in leisen Takten ihre Geschichte erzählen. Über vier Jahrhunderte hinweg reicht die Sammlung, von filigranen, handgeschnitzten Kuckucksuhren bis zu monumentalen Standuhren, die einst stolze Bauernhäuser schmückten. Daneben zeugen Trachten mit farbenprächtigen Stickereien, kunstvolle Holzschnitzereien und filigrane Strohflechtarbeiten vom handwerklichen Können vergangener Generationen. Sogar eine originale Uhrmacherwerkstatt wurde im Museum detailgetreu eingerichtet – mit Werkzeugen, Schraubstöcken und feinsten Zahnrädern.
Wer weitergeht, trifft auf eine Welt voller Klänge. Musikautomaten, die längst vergangene Zeiten wachrufen, spielen wie von Geisterhand Walzer, Märsche oder Salonmusik. Mitten im Raum steht eine Bauernkapelle, deren Instrumente automatisch erklingen – eine kleine Sensation, die Besucher in Staunen versetzt. Die reiche Sammlung an Drehorgeln, eine der größten in ganz Europa, ist mehr als eine Kuriosität: Sie ist ein klingendes Archiv, das die Kulturgeschichte auf einzigartige Weise hörbar macht.

Im Untergeschoss öffnet sich ein anderer Kosmos. Ein nachgestellter Bergwerksstollen führt in die Tiefe der Erde. Dort funkeln seltene Mineralien im schummrigen Licht, und die schwere Arbeit der Bergleute wird anschaulich. Gleich nebenan rauscht es in Miniatur: Die große Modelllandschaft der Schwarzwaldbahn bringt auf kleinstem Raum das Meisterwerk der Ingenieurskunst zum Rollen. Lokomotiven bahnen sich ihren Weg durch Tunnel und über Brücken – und eine begleitende Ausstellung erzählt die Geschichte dieser legendären Strecke.
Auch der Wintersport hat seinen Platz im Museum gefunden. Fotos, Ausrüstungsstücke und Modelle berichten von den Anfängen des Bob- und Rodelsports im Schwarzwald. Stolz präsentiert wird der erste elektrische Skilift der Welt, ein Stück Technikgeschichte, das in Triberg entwickelt wurde und Wintersportlern einst ganz neue Horizonte eröffnete.
Ein besonders farbenfrohes Kapitel ist der „Fastnacht“ gewidmet. Im Bereich des Museums-Cafés stehen mehr als 25 Figuren der Triberger Fasnet – handgefertigte Masken, mit Stoff und Fell aufwendig gestaltet. Zwei „Triberger Teufel“, die Hauptfiguren des närrischen Brauchtums, laden Besucher sogar zu einem Foto ein. Filme und interaktive Stationen machen die Welt der Fasnet lebendig, und man spürt, wie tief dieses Fest in der Region verwurzelt ist. Weitere Informationen gibt es auf triberg.de. (nb)

