„Zick zo fiere“ – Beim närrischen Frühschoppen der GVK wackelte die Festhalle

Bereits zum 16. Mal hatten die „Blauen“ in Viersens gute Stube eingeladen. Das mitreißende Programm sorgte bis zur letzten Minute für eine zünftige, närrische Party und beste Stimmung, die bis in den Nachmittag hinein anhielt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Fotograf Martin Häming

Viersche – Da waren wir nun bei der ersten jecken Veranstaltung seit Neujahrsbeginn in der Viersener Festhalle, in der auch am kommenden Wochenende die 5. Jahreszeit gefeiert wird. Die „Blauen“, die Grosse Viersener Karnevalsgesellschaft, eröffneten den Reigen an diesem Ort, denn schließlich wurden einige Hundert Karnevalisten aus der ganzen Region erwartet, die gemeinsam im Kreise der närrischen Familie das jecke Brauchtum begehen wollten. Für Sänger und Moderator Detlef Belk eröffnete sich von der altehrwürdigen Bühne aus das bereits bekannte und in jedem Jahr erneut beeindruckende Bild der verschiedenen Uniformen, hier und da eine Prinzenfeder oder blinkende Details an schmuck verkleideten Damen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Ja, der närrische Frühschoppen der GVK, der in dieser Session zum 16. Mal stattfindet, ist schon etwas ganz Besonderes. Das wissen nicht nur die Karnevalisten der Gesamtstadt zu schätzen, längst haben sich unter diese auch Gäste aus Düsseldorf oder gar Köln gemischt. Passend dazu war auch die Grosse Viersener Karnevalsgesellschaft mit ihrer weiblichen Tanzgarde erneut gewachsen, auf die traditionell das erste Scheinwerferlicht am noch frühen Vormittag fiel. Schließlich war es „Zick zo fiere“ und so ließ sich die GVK gemeinsam mit dem Viersener Tambour Corps 1925 e.V., in passend tiefblauen Uniformen, ihren Einmarsch durch die gut gelaunten Feierbiester nicht nehmen. Die Gesellschaft wollte mit ihren Gästen feiern und die Karnevalisten wollten mit der GVK feiern – was gibt es also Besseres für einen Sonntagmorgen in der närrischen Zeit.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Mit großer Freude griff deshalb Präsident Rainer Zaum zum Mikrofon. Umrahmt von einen Teil der Mitglieder versprach er keine Langeweile, für die in diesen Stunden sowieso niemand Zeit gehabt hätte. Startend mit dem energiegeladenen und gekonnten Auftritt der weiblichen Tanzgarde  – bis hin zum Auftritt der Prinzenpaare, wurde so auch der gesellschaftseigene Teil zum Programmhighlight. Dieses mündete nicht nur in die tänzerische Darbietung der Vierscher Prinzengarde mit ihrem fantastischen Tanzmariechen Anna-Lena (sowie einer Zugabe mit dem Viersener Kinderprinzenpaar) und dem singenden Prinzen Helmut II., sondern vor allen Dingen in die Unterstützung des Kinderkarnevals mit jeweils 333 Euro. Auf der Bühne mischten sich die großen und kleinen Prinzenpaare aus der Gesamtstadt und formten so das Bild, welches den Karneval ausmacht: In den Farben getrennt, aber im Brauchtum vereint.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming
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Die Stimmung war längst heißgelaufen, als die noch recht junge Band Auerbach auf der Bühne aufbaute. So frisch gegründet wie die Band selbst ist, so erfahren sind die Musiker, denn Sänger Daniel Vorholt tourt schon seit über 17 Jahren erfolgreich mit seiner Coverband Decoy und Gitarrist Floh Krahé schrieb schon Song für Größen wie Maite Kelly oder Roland Kaiser. Die vier Künstler brachten das kölsche Flair in die Viersener Festhalle mit ihrem aktuellen Titel „1Million“, „Künninge der Welt“ und „Heimweh“ – Klänge, die auch noch in den Ohren verlieben, als das Fauth Dance Company Gentlemen Ensemble zum Klaschmarsch animierte.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Wer die Gruppe kennt, der wusste was ihn erwartet … kein klassischer Gardetanz, sondern ein fast schon akrobatischer Mix aus Performance und Entertainment – und das sogar aus Viersen. Gegründet 2017 haben die Herren nicht nur die närrischen Bühnen im Sturm erobert und setzen mit ihrem unbändigen Charme einen charmanten Gegenpol zu den sonst eher üblichen weiblichen Tanzvorführungen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Da konnte auch die „schönste Boygroup der Welt“, die Big Maggas, nur schwerlich mithalten. Die tanzen aber auch weniger, dafür brachten sie gewohnt skurrile Showeinlagen und Live-Musik mit. Wo sonst kann man schließlich einen Unterhaltungsroboter als Bandmitglied bewundern. Die vier Big Maggas sind eben nicht traditionell, sondern eher schräg und genau das kommt an. Sie wollen ihr Publikum unterhalten, sie wollen ein Spektakel und das zünden Chef-Entertainer Roy Rakete Ostermann, der flotte Otto am Bass, der unglaubliche Go Go Günther an der Gitarre, Dr. Bum Bum Boxleitner am Schlagzeug und der Unterhaltungsroboter Horst Elvis seit mittlerweile über 15 Jahren bei jedem ihrer Auftritte im In- und Ausland.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Was aber wäre ein närrischer Frühschoppen ohne ein klassisches Gardecorps, welches in diesem Jahr in Persona der Nippeser Bürgerwehr die Viersener Bühne stürmte. Mit ihrem Motto aktuellen „Wat e Theater – wat e Jeckespill“ waren sie genau am richtigen Ort. In bekannten orange-weiß strahlenden Uniformen reicht ihre Geschichte bis in das Jahr 1903 zurück und das ist eine mehr als beachtliche Zeit. Ihre Darbietung strotzte vor Kunstfertigkeit und Artistik, es ist sicherlich keine Überraschung, dass dieses Corps auch auf den berühmten Bühnen im Kölner Pullmann oder Sartory auftritt. Auf das Corps mit ihrem hinreißenden Tanzpaar, Svenja Klupsch und Niklas Wilske, ein kräftiges „Dreemoal Bürgerwehr Alaaf“.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Apropos hinreißend … das sind natürlich auch die Ladies der Fauth Dance Company, die ebenfalls längst auf den bekannten Podien der närrischen Welt beheimatet sind. Köln, Düsseldorf … oder in der Heimatstadt Viersen, ob im Fernsehen oder live, die Damen machen immer nicht nur eine gute Figur, sie wissen zu entzücken und zu bezaubern. Partystimmung ist mit ihnen angesagt und Partystimmung brachten sie in Viersche mit. Bereits 1963 wurde diese Gruppe von Inge Fauth ins Leben gerufen und kann auf einige Jahrzehnte virtuose Auftritte verweisen.

Foto: Rheinischer Spiegel/Martin Häming

Als dann die Kölner Kult-Band die „Boore“ als letzter Auftritt des närrischen Frühschoppens dafür sorgte, dass jede Hand der Festhalle zum Klatschen genutzt wurde, da war die Stimmung nicht mehr heiß, sie glühte längst. Seit 1998 treten die kölschen Seelen in Lederhosen auf. Am Mikrofon fühlt sich Chris Koch seit 2019 ganz wie Zuhause, mit dem Schlagzeug weiß Julio Baterista umzugehen, der das Erbe der Band-Legende Peter Kellershoff angetreten hatte. Karlheinz „Kalli“ Lips an der Gitarre, na, das kölsche Urgestein muss man nun wirklich nicht vorstellen, schließlich ist er neben Peter, der im vergangenen Jahr aufgehört hatte, das bekannteste Gesicht der Boore. Den Bass zupft mittlerweile schon seit 2015 Kurt „Schogi“ Schoger und natürlich darf in dieser kleinen Aufzählung auch Bernd „Helga“ Hochheimer am Keyboard nicht fehlen. Eigentlich wollte der Nachmittag noch kein Ende nehmen, als die Grosse Viersener Gesellschaft nochmals zum Abschied auf die Bühne trat – und dennoch muss man halt manchmal aufhören, wenn es am Schönsten ist. (nb)