25 Jahre gelebte Gemeinschaft: Initiative „Miteinander-Füreinander Süchteln“ feierte Jubiläum im Weberhaus

Bei einem herzlichen Empfang am Freitagvormittag im Süchtelner Weberhaus wurde das 25-jährige Bestehen der Senioren-Initiative „Miteinander-Füreinander Süchteln“ gefeiert. Zahlreiche Gäste, darunter langjährige Wegbegleiter, Vertreter der Stadt Viersen, Unterstützer sowie viele engagierte Seniorinnen und Senioren, erlebten einen bewegenden und zugleich heiteren Rückblick auf ein Vierteljahrhundert lebendige Nachbarschaft und gelebten Zusammenhalt.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler und Rita Stertz

Viersen-Süchteln – Begrüßt wurden die Gäste herzlich von „Lucki“ Karl-Ludwig Hollweck, der gemeinsam mit Christa Stoltze als Sprecher der Senioren-Initiative aktiv ist, und der mit einer persönlichen und emotionalen Ansprache den Geist der Gemeinschaft eindrucksvoll aufleben ließ. „Heute ist ein besonderer Tag“, so Hollweck. „Wir feiern nicht nur unser Jubiläum, sondern auch ein Stück gelebte Menschlichkeit – miteinander statt nebeneinander, füreinander statt allein.“

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

In seinem Rückblick erinnerte Hollweck an die Anfänge der Initiative: Die Idee entstand bereits 1998 durch Michael Dörmbach (Caritas) und Ramund Ehm (Stadt Viersen), ehe im Jahr 2000 die Initiative offiziell gegründet wurde. Seither hat sich „Miteinander-Füreinander Süchteln“ zu einem Leuchtturmprojekt der Seniorenarbeit entwickelt – mit über 460 Mitgliedern, zahlreichen Gruppen, regelmäßigen Veranstaltungen und einer breiten Unterstützung durch Kirche, Stadt und Vereine.

Musikalisch berührend wurde es beim Auftritt des Shanty-Chors „Senioren Miteinander-Füreinander Süchteln“, der in diesem Jahr sein 16-jähriges Bestehen feiert. Die maritimen Lieder, voller Lebensfreude und Fernweh, rissen das Publikum mit und spiegelten auf schönste Weise die Seele der Initiative: Zusammenhalt, Geselligkeit und ein Hauch Abenteuergeist im besten Alter.

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

Ein Höhepunkt des Vormittags war zudem der Auftritt der Tanzgruppe „Tanzladys“, die erst 2024 gegründet wurde und mit ihrer schwungvollen Darbietung frischen Wind auf die Bühne brachte. Gekonnt verbanden die Damen rhythmische Eleganz mit sichtbarer Freude an der Bewegung und wurden mit langanhaltendem Applaus belohnt.

Ein besonders eindrucksvoller Aspekt, der bei der Jubiläumsfeier mehrfach gewürdigt wurde, ist das vielfältige und niedrigschwellige Angebot der Initiative, das über die Jahre hinweg gewachsen und stets weiterentwickelt wurde. Ziel war und ist es, soziale Isolation im Alter zu verhindern, Begegnungen zu ermöglichen und ein aktives Miteinander zu fördern – und das mit großem Erfolg.

Den Anfang machen die beliebten Klön-Cafés, die jeden Dienstag und Freitag vormittags von 9:30 bis 12:00 Uhr im Theodor-Graver-Haus an der Hindenburgstraße stattfinden – ganz bewusst an den Markttagen in Süchteln. Hier treffen sich Interessierte zu einer Tasse Kaffee oder Tee, kommen ins Gespräch, knüpfen neue Kontakte oder pflegen bestehende Freundschaften. Für viele ältere Menschen ist dieser regelmäßige Austausch zu einem festen Bestandteil ihres Alltags geworden. Der zwanglose Rahmen schafft eine warme, offene Atmosphäre, in der jede und jeder willkommen ist – ganz ohne Anmeldung oder Verpflichtung.

Viermal im Jahr öffnet zusätzlich das „Café Sonnenschein“ seine Türen – immer an einem Sonntagnachmittag. Neben Kaffee und selbstgebackenem Kuchen steht hier das Gemeinschaftserlebnis im Vordergrund. Kleine Programmeinlagen – von Musik und Sketchen bis hin zu Gedächtnistraining oder thematischen Lesungen – sorgen für eine angenehme, unterhaltsame Atmosphäre. Besonders für alleinstehende Seniorinnen und Senioren bieten diese Nachmittage einen wertvollen Ankerpunkt.

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz

Auch der Glaube und spirituelle Gemeinschaft haben ihren festen Platz im Jahresverlauf: So organisiert die Initiative gemeinsam mit der evangelischen und katholischen Kirche jedes Jahr im Juni einen ökumenischen Motorrad-Gottesdienst am Weberbrunnen. Dieses außergewöhnliche Ereignis ist längst über die Grenzen Süchtelns hinaus bekannt und zieht zahlreiche Besucherinnen und Besucher an – Gläubige, Neugierige, Familien und natürlich auch Motorradbegeisterte.

Im Herbst steht die „Rheinische Kaffeetafel“ auf dem Programm – eine herbstliche Festlichkeit mit traditionellen Speisen, Getränken und einem heiteren Programm, das von den eigenen Gruppen der Initiative gestaltet wird. Diese Veranstaltung ist stets ein Höhepunkt im Jahresverlauf und bringt Alt und Jung, Freunde, Nachbarn und Bekannte zusammen.

Ein besonderes Herzensprojekt ist der jährlich stattfindende Heiligabend-Gottesdienst auf dem Lindenplatz. Bis zu 300 Menschen – vom Kleinkind bis zur Seniorin, mit Kinderwagen und sogar mit Hund – feiern hier gemeinsam unter freiem Himmel Weihnachten. Für viele, die Heiligabend sonst alleine verbringen würden, ist dieses Angebot eine wertvolle Alternative. Die Freude über Gemeinschaft und das Gefühl, „nicht vergessen“ zu sein, sind in den leuchtenden Gesichtern der Teilnehmenden deutlich spürbar.

Auch die fünfte Jahreszeit wird von der Initiative mitgestaltet: In Kooperation mit dem Festausschuss Süchtelner Karneval findet eine speziell auf Seniorinnen und Senioren zugeschnittene Karnevalssitzung statt. Mit viel Humor, Tanz, Gesang und einem mitreißenden Bühnenprogramm wird hier ausgelassen gefeiert – und das auf eine Weise, die auch Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder geringem Einkommen Teilhabe ermöglicht.

Neben den regelmäßigen Veranstaltungen ist es das besondere Verdienst der Initiative, verlässliche Strukturen zu schaffen, die älteren Menschen das Gefühl geben, eingebunden zu sein und gebraucht zu werden. Begegnung fördern, Einsamkeit verhindern, Teilhabe ermöglichen – diese Ziele prägen das Angebot der Initiative von Anfang an.

Großen Stolz empfindet das Organisationsteam auch für die eigenen „Söetelsche Nachrichten“, die viermal jährlich in einer Auflage von 1.600 Exemplaren erscheinen und kostenfrei verteilt werden. Die Redaktionsleitung Angela und Wolfgang Döring, die das Heft seit 15 Jahren betreuen, wurden im Rahmen der Feierlichkeiten für ihr Engagement besonders gewürdigt.

Besonders bemerkenswert: Die Initiative kommt ohne Vereinsstatus aus – getragen wird sie ausschließlich durch ehrenamtliche Arbeit, Spenden, die Unterstützung der Stadt Viersen, der Kirchen und Süchtelner Vereine. „Wir alle leben Süchteln“, brachte es Hollweck auf den Punkt und erntete dafür zustimmendes Nicken im Saal.

Mit vielen persönlichen Gesprächen klang der Festvormittag in gelöster Stimmung aus – ein Tag, der eindrucksvoll bewies, dass das Altern in Gesellschaft nicht nur schöner, sondern auch erfüllender ist. 25 Jahre „Miteinander-Füreinander Süchteln“ – ein Beispiel dafür, wie aus einer Idee eine große Familie werden kann. (sk)

Foto: Rheinischer Spiegel/Rita Stertz