Als am 10. Dezember 1941 Züge mit deportierten Juden von Düsseldorf und anderen Städten aus in Richtung Riga rollten, fanden sich unter ihnen auch 179 Frauen, Männer und Kinder aus Mönchengladbach. Sie erreichten Riga in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember 1941.
Mönchengladbach – Viele fanden den Tod in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki. Schätzungen gehen davon aus, dass in den Wäldern nahe Riga 35.000 bis 46.500 Menschen einen grausamen Tod fanden und an Ort und Stelle in Massengräbern verscharrt wurden. Um die Taten zu vertuschen, versuchten die Nazis 1944 noch, viele der Leichen zu verbrennen, bevor die sowjetischen Truppen Riga erreichen konnten. Daher kann die genaue Zahl nicht mehr ermittelt werden.
„Die Dimension des Holocaust wird einem erschreckend bewusst, wenn man hier in der Gedenkstätte im Wald von Bikernieki steht. Vor über 80 Jahren wurde dieser friedliche Wald zu einem Ort des Schreckens und des menschenverachtenden Mordens. Es war mir wichtig, auch persönlich den Opfern aus unserer Stadt Respekt zu zollen und an ihren Gräbern zu gedenken“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
Anlässlich der Gedenkveranstaltung des Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge gemeinsam mit den Botschaften der Bundesrepublik Deutschland, Österreichs sowie dem Museum der Juden in Lettland reisten rund 30 Mitgliedsstädte des Riga-Komitees in die lettische Hauptstadt. Mönchengladbach ist seit 2018 Mitglied des Riga-Komitees. Seitdem befindet sich auch ein Gedenkstein mit dem Namen der Stadt in der Gedenkstätte im Wald von Bikernieki.
Eine neue Ausstellung in der Gedenkstätte greift die Schicksale der Menschen auf, die Opfer des menschenverachtenden Terrorregimes der Nationalsozialisten geworden sind. Unter ihnen befindet sich etwa Hilde Shermann, 1923 in Mönchengladbach geboren. Sie gehört zu den wenigen Überlebenden. Ihre Erlebnisse im Ghetto von Riga hat sie in ihrem Buch „Zwischen Tag und Dunkel“ festgehalten.
Am 9. November 2021 wurde darüber hinaus am Mönchengladbacher Hauptbahnhof eine Gedenktafel angebracht, die an die Deportationen erinnert. „Die Erinnerung an die Gräueltaten muss lebendig bleiben. Die industrielle Tötung von Menschen, die nicht in das Nazis-System passten, ist das größte Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Solche Taten dürfen sich nie wiederholen und deshalb müssen wir wachsam bleiben und gerade jungen Menschen zeigen, welches unvorstellbare Leid die Menschen erdulden mussten“, so Heinrichs.
Dieter Breymann und Ulrich Elsen, die in ihren damaligen Ratsfunktionen den Beitritt zum Riga-Komitee mit initiiert hatten, begleiten die Delegation ebenfalls. „Unsere Gesellschaft trägt eine besondere Verantwortung für die Zukunft, damit das, was in der Vergangenheit geschehen ist, sich niemals wiederholt. Trotz aller uns bekannten Bilder und Geschichten, verblassen hinter den Gefühlen an diesem Wort, die einen unmittelbar anfassen. Wir können nur allen empfehlen, nach Riga zu kommen und die Gedenkstätten und missen zu besuchen“, so die beiden Politiker.