Nunmehr im vierten Jahr in Folge rufen Pax Christi, Gruppe Viersen, Internationaler Versöhnungsbund, Regionalgruppe Niederrhein, und IPPNW, Regionalgruppe Mönchengladbach/Viersen am Volkstrauertag zu einem speziellen Gedenken auf an die im Herbst 1944 auf Anordnung und mit Beteiligung der Gestapostelle Erkelenz in unserer Region ermordeten Zwangsarbeiterinnen. Sie wurden ohne Gerichtsverfahren oder rechtliches Gehör wegen angeblicher Plünderungen erschossenen.
Region – Fünf Frauen aus der Sowjetunion, von denen nur die Familiennamen, Vornamen und das Jahr ihrer Geburt bekannt sind, wurden am 13. Oktober 1944 von einem Polizeiposten in Elmpt in den Wald zwischen Varbrook und Arsbeck gebracht. Dort wurden sie erschossen, ihre Leichen an Ort und Stelle verscharrt. Ein Privatmann hat an dieser Stelle einen Gedenkstein niedergelegt. Das Areal wurde später von der Gemeinde Niederkrüchten eingefriedet. Es liegt in der Nähe des Wanderparkplatzes an der B221 zwischen Niederkrüchten und Arsbeck. Hier findet die Gedenkveranstaltung wie in den letzten Jahren um 14.00 Uhr statt.
17. November, 14.00 Uhr, Gedenkort bei Varbrook
(200 m vom Wanderparkplatz, Navi Eingabe Varbrook 100, festes Schuhwerk dringend empfohlen!)
Die Leichname der fünf Frauen wurden 1953, acht Jahre nach Ende der Naziherrschaft, an einer heute nicht mehr bekannten Stelle auf dem Friedhof Niederkrüchten beerdigt. Von dort wurden sie 1959 zum Erinnerungsort Rurberg für sowjetische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Nordeifel überführt und in Grabstellen mit Gedenksteinen für jeweils zwei Ermordete beigesetzt.
Auf dem Friedhof in Dalheim-Rödgen wurde im vorigen Jahr eine Stele errichtet zum Gedenken an sieben dort ebenfalls von Gestapo-Angehörigen unter Mitwirkung der Ortspolizei getötete Zwangsarbeiterinnen. Am 5. November 1944 wurden diese aus ihrer Heimat verschleppten Frauen wegen „Plünderung“ ohne jedes rechtliche Verfahren erschossen. Sie stammten aus Sowjetrussland, der sowjetischen Ukraine und Polen.
Die Stele wurde mit Beteiligung von VertreterInnen der Kirchen und der Stadt Wegberg sowie SchülerInnen der örtlichen Waldorfschule enthüllt. Von diesen Opfern der Naziwillkür sind auch Geburtsdaten und -orte bekannt. Sie waren vor einer Grube auf dem Friedhof erschossen und dort verscharrt worden. Auf Befehl des britischen Ortskommandeurs kurz nach Kriegsende musste diese Grube von Bewohnern des Ortes geöffnet werden. Die Leichname wurden in Einzelgräbern auf dem Friedhof beigesetzt, die mit sieben unbeschrifteten Holzkreuzen markiert wurden. 1959 wurden auch diese Opfer des Naziterrors nach Rurberg zur letzten Ruhe überführt.
Das Gedenken in Dalheim Rödgen findet statt am 17. November um
15:30 Uhr am Gedenkort
Eingangsbereich des Friedhofes in Dalheim-Rödgen
(Navi-Eingabe: Wegberg, Mühlenstr. 2)
Der Leiter der Gestapo-Stelle Erkelenz hat zu Beginn des Jahres 1945 eine Liste aufgestellt, in der 74 Erschiessungen von September 1944 bis Januar 1945 mit den Namen der Opfer, dem Datum der Ermordung und der Begründung, zumeist Plünderung, aufgeführt sind.
Weder für die Morde in Varbrook noch für die in Dalheim-Rödgen ist einer der Beteiligten bestraft worden. Soweit überhaupt gegen sie verhandelt wurde, wurden sie wegen eines sogenannten Befehlsnotstandes 1951 freigesprochen. Dieses Urteil wurde 1985 von der Staatsanwaltschaft Dortmund bestätigt.
Pax Christi, Internationaler Versöhnungsbund und IPPNW laden alle Menschen, ggf. auch nach Teilnahme an anderen Veranstaltungen zum Volkstrauertag, zu diesen beiden Gedenken an die Opfer der Naziherrschaft in unseren Heimatgemeinden ein. (opm)