Anton-Poeten-Weg: Eine Hommage an Viersens musikalische Seele

Viersens lebendige Geschichte … Straßen und Plätze erzählen
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Viersen – Seit dem 15. September 1998 erinnert der Anton-Poeten-Weg an eine der bedeutendsten Musikerfamilien, die das kulturelle Leben Viersens über Generationen hinweg prägte. Diese bescheidene, etwa 60 Meter lange Stichstraße der Ziegelbahn, unweit des Seilerwalls gelegen, mag auf den ersten Blick unscheinbar erscheinen – doch ihr Name birgt ein wertvolles Stück lokaler Geschichte.

Der Anton-Poeten-Weg beginnt primär als Zufahrtsweg zu den umliegenden Garagen. Doch die Benennung dieser Straße ist weit mehr als eine rein praktische Maßnahme. Sie ehrt das künstlerische Erbe der Familie Poeten, die seit dem frühen 19. Jahrhundert das musikalische Leben in Viersen maßgeblich mitgestaltete.

Anton Poeten, der Namensgeber des Weges, wurde 1802 geboren und verstarb 1853. Als Kapellmeister und Musiklehrer gründete er um 1820 die Poeten’sche Kapelle, die mit ihrer einzigartigen Mischung aus Blas- und Streichinstrumenten weit über die Grenzen Viersens hinaus bekannt wurde. Die Kapelle war nicht nur in lokalen Gaststätten eine feste Größe, sondern trug auch maßgeblich zur Etablierung eines lebendigen Musiklebens in der Stadt bei. Die musikalischen Darbietungen der Dichterkapelle wurden schnell zu einem beliebten Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens, der nicht nur Unterhaltung bot, sondern die kulturelle Identität Viersens stärkte.

Anton Poeten war jedoch nicht der einzige Musiker seiner Familie, dessen Wirken das kulturelle Leben der Stadt prägte. Auch seine Söhne Hermann Poeten (1833–1894) und Robert Poeten (1838–1900) traten in die Fußstapfen ihres Vaters und setzten das musikalische Erbe fort. Besonders bemerkenswert ist jedoch die Karriere von Anton Poetens Enkel Toni Poeten (1870–1947), der sich ebenfalls als Kapellmeister und Musiklehrer einen Namen machte. Mit seiner Leidenschaft für die Musik und seinem unermüdlichen Engagement trug er zur Fortführung der familiären Tradition bei und etablierte die Familie Poeten als musikalisches Aushängeschild Viersens.

Die Entscheidung, eine Straße nach Anton Poeten zu benennen, war somit weit mehr als nur ein symbolischer Akt. Sie steht stellvertretend für das Andenken an eine Familie, deren Leidenschaft für die Musik über Generationen hinweg nachhallte und das kulturelle Leben der Stadt tiefgreifend beeinflusste. Der Anton-Poeten-Weg ist ein stilles Denkmal für den Geist von Kreativität und Kunst, der in Viersen stets lebendig geblieben ist.

Obwohl der Weg heute primär als Zufahrt zu Autogaragen dient, erinnert er doch daran, dass große kulturelle Leistungen oft an den unscheinbarsten Orten ihren Ursprung haben. So wie die Musik der Poeten’schen Kapelle einst die Stadt mit Klang erfüllte, so bleibt die Erinnerung an diese Familie in der Namensgebung der Straße lebendig. (sk)

Foto: Rheinischer Spiegel