Seit sieben Jahrzehnten trägt Johannes Tönnissen den Meistertitel im Bäckerhandwerk. Zu diesem äußerst seltenen Jubiläum wurde der 92-jährige Brüggener mit dem Ehernen Meisterbrief ausgezeichnet – als einer der ersten Handwerksmeister überhaupt.
Brüggen – Den Ehernen Meisterbrief verleiht die Handwerkskammer Düsseldorf erst seit diesem Jahr. Johannes Tönnissen gehört zu den allerersten Handwerksmeistern, die diese besondere Urkunde erhalten haben. Sein langjähriger Meisterkollege und Weggefährte Erich Lehnen aus Bracht, stellvertretender Obermeister der Niederrheinischen Bäcker-Innung Krefeld-Viersen-Neuss, überreichte sie ihm während eines Besuchs bei Tönnissen zu Hause. „70 Jahre Meisterschaft im Bäckerhandwerk – das ist ein absolut bemerkenswertes Jubiläum“, sagte Lehnen anlässlich der Übergabe, über die sich Johannes Tönnissen sehr freute.
Mit gerade einmal 22 Jahren bestand Johannes Tönnissen, der am Neujahrstag 1931 im Altbierdorf Issum geboren wurde, 1953 die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk. Vier Jahre später setzte er zwei weitere wichtige Meilensteine in seinem Leben: Er machte sich in St. Hubert selbstständig – und er heiratete seine Frau Annemarie, mit der er im vergangenen Jahr die Eiserne Hochzeit gefeiert hat. Das Paar hat vier Kinder, außerdem gehören acht Enkelkinder und sechs Urenkel zur großen Familie.
Nach acht Jahren in St. Hubert zog die Familie nach Brüggen, wo Tönnissen die Bäckerei Jans übernahm. 1980 eröffnete er in der Fußgängerzone das Burg-Café mit 140 Plätzen, das seit zwölf Jahren von der Landbäckerei Oomen aus Wachtendonk betrieben wird. Viele Jahre engagierte sich Johannes Tönnissen ehrenamtlich für sein Handwerk: Er war Obermeister der Bäcker-Innung und ist heute ihr Ehrenobermeister, und er wirkte im Aufsichtsrat der Bäcker-Einkaufsgenossenschaft BÄKO mit.
„Die Kraft hat ein bisschen nachgelassen, aber sonst geht es uns gut“, sagt Tönnissen. Mit Ehefrau Annemarie (88) arbeitet er immer noch im Garten, in dem er einen Fischteich hat. Und er unternimmt als passionierter Fahrradfahrer nach wie vor Touren – inzwischen nicht mehr auf zwei, sondern auf drei Rädern: Vor zwei Jahren hat er sich ein Dreirad mit Elektroantrieb zugelegt. Damit fährt er zum Einkaufen und regelmäßig mit zwei Freunden durchs Brüggener Depot zum Weißen Stein, wo – natürlich – Kaffee getrunken wird. „Die Pausen sind doch das Wichtigste“, schmunzelt Tönnissen.
Die Liebe zu seinem Beruf ist ungebrochen, auch mit 92 Jahren lässt er das Backen nicht. „Am Wochenende muss man immer ein bisschen Kuchen haben“, sagt der Bäckermeister. Und so zaubert er gemeinsam mit seiner Frau leckere Sachen, beispielsweise Kirschstreusel oder Apfelkuchen. „Kein Blechkuchen, sondern alles was rund ist“, fügt Johannes Tönnissen hinzu. Und manchmal, sozusagen auf besonderen Wunsch der Familie, gibt es seine schwierig herzustellende, aber umso leckerere Spezialität: Spanische Apfeltorte. Und natürlich wird der Bäckermeister auch eine weitere Tradition pflegen: Zu seinem Geburtstag am 1. Januar kredenzt er immer selbst gebackene Neujahrsbrezeln. (opm)