Eine Reise durch die deutsche Marinegeschichte – Imposante Einblicke im Deutschen Marinemuseum Wilhelmshaven

Direkt am Südstrand, wo sich die salzige Nordseeluft mit dem Duft der Geschichte vermischt, liegt das Deutsche Marinemuseum. Unter dem Motto „Menschen-Zeiten-Schiffe“ öffnet das Museum seinen Besucherinnen und Besuchern ein faszinierendes Fenster in die Geschichte der deutschen Marine – hautnah, authentisch und auf wissenschaftlicher Basis.
Von RS-Redakteurin Sabrina Köhler

Reisen – Ein besonderes Highlight des Marinemuseums sind die begehbaren Museumsschiffe, die einen lebendigen Eindruck im maritimen Erbe Deutschlands bieten. Hier werden Besucherinnen und Besucher auf einer Reise durch die Zeit mitgenommen, beginnend beim Kalten Krieg bis hin zu aktuellen Konflikten.

Bereits von weitem sichtbar zieht der Lenkwaffenzerstörer „Mölders“, Deutschlands größtes Museumskriegsschiff, die Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer beeindruckenden Länge von über 134 Metern und Platz für 334 Besatzungsmitglieder steht der „Mölder“ als imposanter Zeuge der Marinegeschichte. Das 2003 außer Dienst gestellte Schiff, das seit 2005 im Museumshafen liegt, bietet mit seinem weitläufigen Decks eine ausführliche Tour, die gut 45 Minuten in Anspruch nimmt.

Nicht weniger faszinierend ist das Minenjagdboot „Weilheim“, das seit 1998 im Museumshafen vor Anker liegt. Das Boot, das ursprünglich als Minensuchboot konzipiert wurde, war bis 1995 im Einsatz und half, gefährliche Minensperren zu beseitigen. Technikbegeisterte können hier hautnah erleben, wie komplex und gefährlich der Auftrag dieser Einheit war.

Foto: Rheinischer Spiegel/Olaf Josten

Ein absolutes Muss für Technikliebhaber und Fans klaustrophobischer Spannung ist der Besuch des Unterseeboots „U 10“. Das U-Boot, das von 1967 bis 1997 im Ostseekrieg stationiert war, bot Platz für eine enge Besatzung und diente während des Kalten Krieges als Verteidigung der NATO-Nordflanke. Der schmale Innenraum und die technische Ausstattung vermitteln auf faszinierende Weise die bewährten Verhältnisse, unter denen die Mannschaft lebte und arbeitete. 2016 erweiterte das Schnellboot „Gepard“ die Museumssammlung. Dieses Schiff, Typboot der letzten Schnellbootklasse der Deutschen Marine, prägt die maritimen Verteidigungsgeschichten seit 1916 und stellt ein über 100 Jahre altes Waffensystem dar, das heute obsolet geworden ist.

Das Museumsgebäude selbst, die denkmalgeschützte Scheibenhofwerkstatt aus dem Jahr 1888, ist bereits ein historisches Juwel. In der Dauerausstellung wird die Geschichte der deutschen Marine in drei Epochenräumen spannend und anschaulich aufbereitet. Der erste Raum beleuchtet die frühen Versuche, eine einheitliche deutsche Marine zu gründen, beginnend mit der Revolution von 1848 und der Kaiserlichen Marine im Deutschen Kaiserreich. Die Bedeutung dieser Seestreitkräfte, eng verwoben mit kolonialen Machtansprüchen, wird anhand zahlreicher Originalzeugnisse eindrucksvoll dokumentiert.

Im zweiten Epochenraum erfahren Besucherinnen und Besucher alles über die dramatischen Ereignisse der Marine während des Ersten Weltkriegs, die Rolle in der Novemberrevolution 1918 und die Reichsmarine der Weimarer Republik. Auch der Aufstieg und Einsatz der Kriegsmarine im Dritten Reich bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wird hier thematisiert.

Der dritte Raum bringt die Ausstellung in die Gegenwart. Nach 1945 entstanden zwei deutsche Marinen, die Bundesmarine der Bundesrepublik und die Volksmarine der DDR. Die Rolle dieser beiden Marinen im Kalten Krieg, ihr Zusammenwachsen nach der Wiedervereinigung und der Wandel der Bundeswehr zu einer modernen Einsatzarmee werden hier greifbar. Jüngere Einsätze der Deutschen Marine, wie etwa der Kampf gegen Piraterie und humanitäre Missionen, werden ebenfalls behandelt. Neben der beeindruckenden Dauerausstellung bietet das Deutsche Marinemuseum regelmäßig Sonderausstellungen zu wechselnden Themen an.

Foto: Rheinischer Spiegel/Olaf Josten

Wer nach einem erlebnisreichen Rundgang eine Pause braucht, kann sich im gemütlichen Museumscafé niederlassen. Mit Blick auf den Museumshafen bietet es sowohl innen als auch außen die Möglichkeit, bei Kaffee, Kuchen oder einem kleinen Mittagstisch zu verweilen. Der Museumsshop im Eingangsbereich lädt zum Stöbern ein. Hier finden Besucherinnen und Besucher nicht nur spannende Bücher zur Marinegeschichte, sondern auch zahlreiche maritime Souvenirs und praktische Mitbringsel.

Das Deutsche Marinemuseum bietet nicht nur vor Ort spannende Erlebnisse, sondern auch online. Auf dem eigenen YouTube-Kanal können digitale Führungen und Blicke hinter die Kulissen des Museums erlebt werden. Darüber hinaus gibt es regelmäßig Veranstaltungen, Vorträge und Lesungen, die einmal im Monat stattfinden. Weitere Details zu diesen und anderen Angeboten finden Sie auf www.marinemuseum.de oder www.facebook.com/Marinemuseum. (sk)

Foto: Rheinischer Spiegel/Olaf Josten