Die Jecken feierten bereits: Soetele und Dölke waren gefallen, doch Viersche? Hier musste noch gekämpft werden! Am Nachmittag versammelten sich die Karnevalisten auf dem Rathausmarkt, um mit geballter närrischer Kraft das Stadthaus zu stürmen – und es sollte ein Angriff werden, wie ihn Viersen selten gesehen hat.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und RS-Fotograf Martin Häming
Viersche – „Mit Mispel und Löwe im Wappen wird Vierscher Karneval klappen!“ – mit diesem Motto rückten die Tollitäten und Vereine an. Doch der Widerstand war zäh, denn in Viersche ist eben alles ein wenig anders: Hier sind es die Möhnen, die das Stadthaus verteidigen! Und sie taten dies mit Scharfsinn, Humor und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein.
Deshalb versammelten sich die Karnevalisten zunächst am Remigiusbrunnen. Angeführt von der Zugleitung schlängelte sich der jecke Lindwurm durch die Fußgängerzone bis zum Stadthaus. Dort angekommen, wurden sie feierlich von den Hausherren der städtischen Obrigkeit und dem Senatspräsidenten empfangen. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn schnell wurde klar: Ein friedlicher Einlass ins Stadthaus war nicht zu erwarten!
Die erste Angriffswelle rollte an! Mit strahlenden Gesichtern marschierte das Viersener Kinderprinzenpaar mutig voran und legte einen mitreißenden Tanz aufs Parkett. Doch damit nicht genug! Verstärkt durch die gesamte Roahser Karnevalsjugend fegten sie wie ein bunter Wirbelwind über den Platz – doch die Möhnen blieben unerschütterlich.
Da donnerte plötzlich ein gewaltiger Böllerschuss durch die Luft! Kinderprinz Cilian I. hatte das Signal zum nächsten Angriff gegeben. Doch auch diesmal hielten die Vierscher Möhnen wie eine uneinnehmbare Festung. Aber die Roahser Narren gaben nicht auf! Mit einer einfallsreichen Roller-Aktion und einem stimmungsvollen neuen Lied wagten nun die Roahser Möhnen den nächsten Angriff. Doch was war das? Die Viersener Möhnen und die Obrigkeit rührten sich keinen Zentimeter. Standhaft wie eh und je trotzten sie den jecken Belagerern.
Dann ging es Schlag auf Schlag! Die Tanzgarde Alt-Viersen 2020 wurde als nächste Trumpfkarte ins nächste Spiel geworfen. Mit energiegeladenen Schritten präsentierten die Tänzerinnen ihre spektakulären Choreografien – von den kleinsten Nachwuchstalenten bis hin zu den erfahrenen Tänzerinnen. Ihr Einsatz zahlt sich aus: Die Tanzgarde konnte das Rathaus stürmen. Doch – oh Schreck – nur die Tanzgarde allein!
Nun wurde es ernst. Das große Prinzenpaar trat auf den Plan. Die Prinzessin höchstpersönlich ergriff das Mikrofon und mit eindringlichen Worten appellierte sie an die Obrigkeit endlich die Tore zu öffnen. Doch die Sperre wirkte so unerschütterlich wie die Mauern des Stadthauses. Es blieb nur noch eines: Feuer frei! Der zweite Kanonenschuss wurde von der tapferen Viersener Kinderprinzessin abgefeuert und kaum hatte sich der Rauch verzogen, ließ die Prinzengarde selbst den dritten Schuss folgen! Würde dieser letzte Angriff endlich den Durchbruch bringen? Die Spannung lag in der Luft, und die Narren hielten den Atem an …
Der diesjährige Sessionstanz der Viersener Prinzengarde und die legendäre Zugabe mit den Möhnen und den Prinzenpaaren brachten das Stadthaus dann endlich zum Beben. Die Jecken ließen nicht locker – und schließlich musste sich der Amtsschimmel geschlagen geben! Die letzte Aufgabe wurde gelöst, der goldene Stadthausschlüssel wechselte feierlich die Hände. Unter großem Jubel marschierte die Prinzengarde mit den Tollitäten ins Stadthaus ein – die Jecken hatten gesiegt!
Der goldene Stadthausschlüssel war endlich in den Händen der Narren – ein Triumph, der lautstark gefeiert wurde! Doch damit war das jecke Spektakel noch lange nicht vorbei. Auf der Bühne ging es schwungvoll weiter und auch die Prinzenpaare traten erneut ins närrische Rampenlicht. Mit der Narrenmacht über Alt-Viersche begann nun auch der Straßenkarneval – jetzt fehlt nur noch das passende Wetter für die kommenden Lindwürmer! (nb)