Franziska Brantner: Neue Hoffnungsträgerin für den Grünen-Vorsitz?

Nach der überraschenden Ankündigung eines Rücktritts der Parteispitze um Ricarda Lang und Omid Nouripour am heutigen Mittwoch stehen die Grünen vor einer richtungsweisenden Personalentscheidung. Franziska Brantner, die Bundestagsabgeordnete und derzeitige Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, könnte dabei eine Schlüsselrolle spielen. Verschiedenen Medienberichten zufolge ist sie als Nachfolgerin für die Spitzenposition der Grünen im Gespräch.
Von RS-Redakteur Dietmar Thelen

Magazin – Die Ankündigung des Rücktritts der beiden Vorsitzenden kam für viele überraschend, war jedoch angesichts der desaströsen Ergebnisse bei den Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg kaum abzuwenden. Der Rückschlag im Osten hat tiefe Spuren in der Partei hinterlassen. Die Grünen befinden sich an einem Wendepunkt, an dem ein Neuanfang dringend notwendig erscheint – und der Bundesparteitag im November könnte genau diesen Wandel einläuten. Im Fokus steht dabei Franziska Brantner, deren politische Wurzeln im Wahlkreis Weinheim, Baden-Württemberg, liegen.

Franziska Brantner gilt als eines der größten Talente der Grünen, sowohl in parteiinternen Kreisen als auch darüber hinaus. Die 45-jährige Politikerin hat sich in den vergangenen Jahren durch ihre pragmatische und kompetente Arbeitsweise einen Namen gemacht. Seit 2021 ist sie Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Vizekanzler Robert Habeck. In dieser Funktion ist sie international aktiv und reist unter anderem, um Rohstoff- und Wasserstoff-Vereinbarungen auf globaler Ebene zu handeln. Ihre enge Zusammenarbeit mit Habeck und ihre Rolle als Ansprechpartnerin für zentrale wirtschaftliche Zukunftsfragen machen sie zur idealen Kandidatin für den Parteivorsitz, so die Meinung vieler Beobachter.

Doch Brantners Karriere reicht weiter zurück: Von 2009 bis 2013 war sie Europaabgeordnete und beschäftigte sich dort insbesondere mit Außen- und Sicherheitspolitik. Auch ihre mögliche Rolle als Wahlkampfleiterin für die Bundestagswahl 2025 steht bereits im Raum. Nun könnte ihre politische Zukunft an der Spitze der Partei liegen.

Sollte Brantner tatsächlich den Parteivorsitz übernehmen, steht sie vor enormen Herausforderungen. Die schlechten Wahlergebnisse im Osten spiegeln das tief verwurzelte Misstrauen vieler Wähler gegenüber der Grünen-Politik wider. Besonders in ländlichen Regionen scheint die Partei oft wenig Zugang zu den Menschen zu finden. Brantner müsste als Vorsitzender nicht nur die Partei einige, sondern auch den Dialog mit den verschiedenen Flügeln der Partei stärken, um eine klare und klare Linie für die nächsten Jahre zu entwickeln.

Ihre Zugehörigkeit zum pragmatischen Realo-Flügel könnte dabei sowohl eine Stärke als auch eine Herausforderung darstellen. Einerseits steht sie für eine Politik, die sich an realistischen, umsetzbaren Zielen orientiert. Andererseits müssen die innerparteilichen Spannungen mit dem eher idealistischen Fundi-Flügel ausgeglichen werden. Dies erfordert Fingerspitzengefühl, denn die Grünen sind bekannt für ihre lebhafte Debattenkultur.

Neben Brantner wird auch Felix Banaszak, Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Chef der Grünen Jugend, als möglicher Co-Vorsitzender in den Kommentarspalten gehandelt. Der 34-Jährige steht für den jüngeren, progressiven Teil der Partei und könnte gemeinsam mit Brantner die Grünen in eine neue Ära führen. Eine Doppelspitze mit Brantner und Banaszak könnte ein Zeichen für Erneuerung und Modernität sein, mit dem Ziel, sowohl die Basis als auch Wählergruppen zurückzugewinnen.

Der anstehende Bundesparteitag im November wird entscheidend für die Zukunft der Grünen sein. Die Wahl der neuen Parteiführung ist nicht nur ein personeller Wechsel, sondern ein politisches Signal für die Richtung, in die sich die Partei bewegen möchte. Mit Franziska Brantner als mögliche Vorsitzende könnte der Kurs pragmatischer und wirtschaftsorientierter werden – ohne jedoch die grünen Kernthemen wie Klima- und Umweltschutz aus den Augen zu verlieren. (dt)

Foto: Florian Reichelt