Im Zusammenhang mit dem vom Stadtrat beschlossenen vorzeitigem Auslaufen der PRIMUS-Schule sind für die Viersener Fraktion von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN noch viele Fragen offen. Um die Gesamtsituation an den Dülkener Grundschulen noch einmal genauer in den Blick zu nehmen, haben sie daher 15 Fragen an die Schulverwaltung gerichtet.
Viersen-Dülken – Von den Antworten erhoffen sie sich mehr Klarheit in Bezug auf die im Schulentwicklungsplan berechneten Prognosen zur Entwicklung der Schülerzahlen, Klassengrößen und Raumplanung an der Gemeinschaftsgrundschule Dammstraße und der Städtischen Katholischen Grundschule Paul-Weyers-Schule. Außerdem wollen sie mit ihrer Anfrage die Auswirkungen auf andere Viersener Stadtteile beleuchten, wenn der PRIMUS-Versuch wie beschlossen in Dülken ausläuft. Befürchtet wird auch eine starke Einschränkung der Wahlmöglichkeit der Eltern insbesondere im Stadtteil Dülken.
Die Fraktionsvorsitzende und schulpolitische Sprecherin Maja Roth-Schmidt erläutert dafür ihre Gründe: „Wir vermissen in der aktuellen Diskussion um die Verlängerung des PRIMUS-Schulversuchs in Viersen derzeit die Bereitschaft, sich mit der Situation sachlich und frei von Emotionen auseinanderzusetzen. Mögliche Alternativen zum vorzeitigen Auslaufen der PRIMUS-Schule werden dadurch einfach vom Tisch gewischt. Deshalb ist es uns wichtig, dass anstehende Entscheidungen auf Fakten und nicht auf einseitigen Behauptungen basieren.“
Als Beispiel führt Roth-Schmidt an, dass die Anmeldezahlen an der PRIMUS-Schule meist nur in Bezug auf ein dreizügiges Modell bewertet würden, obwohl die PRIMUS-Schule nur räumliche Kapazitäten für zwei Züge hat. Einige Schulen hätten mehr Platz und könnten mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen als andere. Wenn man jedoch einfach nur die absoluten Zahlen vergleiche, ohne die unterschiedlichen Kapazitäten der Schulen zu berücksichtigen, führe dies zwangsläufig zu einer falschen Darstellung der Situation. Auch werde die derzeit beengte Situation an der Paul-Weyers-Schule immer wieder in einen Zusammenhang mit der PRIMUS-Schule gebracht, obwohl die räumliche Überlastung dort zweifelsfrei durch die zeitweise Unterbringung der Schülerinnen und Schüler aus Boisheim verursacht würde. Mit der Fertigstellung der Gebäude am Standort Boisheim würde sich diese Situation aber voraussichtlich schon in diesem Sommer wieder entspannen.
Roth-Schmidt: „Wir beobachten mit Sorge, dass die Auseinandersetzung zwischen der Mehrheit des Stadtrats und der Bürgerinitiative für die Verlängerung des Schulversuchs PRIMUS unnötig weiter aufgeheizt wird. Ein bedauerlicher Fehler des Schulleiters, der die festgelegte Anmeldefrist in unzulässiger Weise um vier Tage vorverlegt hat, wird zum Skandal erhoben und politisch ausgeschlachtet, obwohl sich daraus kein objektiv messbarer Vorteil für den Erhalt der Schule ergeben kann. Sachliche und nüchterne Schulpolitik sieht für uns anders aus!“
Weitgehend unbeachtet, so die Grünen, blieben die Nachteile, die sich für die gesamte Stadt ergeben, wenn die PRIMUS-Schule demnächst keine neuen Schülerinnen und Schüler mehr aufnehmen darf. Rund die Hälfte der Kinder an der Dülkener PRIMUS-Schule kommt nämlich derzeit aus Boisheim, Alt-Viersen und Süchteln. Die dortigen Grundschulen wurden dadurch bislang entlastet. Ohne das PRIMUS-Angebot wird es auch demnächst in Dülken keine Wahlmöglichkeit für die Sekundarstufe I außerhalb der Gymnasien mehr geben, da Dülken weder über eine Real- noch über eine Hauptschule verfügt.
Die Grüne Ratsfraktion unterstützt von Beginn an die Eltern der PRIMUS-Schule, die den Beschluss der Ratsmehrheit, die PRIMUS-Schule auslaufen zu lassen, nicht akzeptieren und mit einem Bürgerentscheid kassieren möchte. Die erforderlichen 3791 Unterschriften wahlberechtigter Viersener Bürgerinnen und Bürger für das vorangestellte Bürgerbegehren konnten mit derzeit 5570 gesammelten Unterschriften weit übertroffen werden. Der Stadtrat wird sich also in Kürze, wie durch die Gemeindeordnung vorgesehen, erneut mit der PRIMUS-Frage beschäftigen müssen. Ändern sich die Mehrheitsverhältnisse dabei nicht, wird der Antrag der Elterninitiative den Wahlberechtigten in einem Akt direkter Demokratie zur Abstimmung vorgelegt werden.
Roth-Schmidt: „Wir freuen uns mit den Eltern, den Lehrenden und Lernenden an der PRIMUS-Schule über die gute Resonanz für ihr Anliegen, dieses besondere Schulangebot in Viersen zu erhalten. Wir können an die Vertreterinnen und Vertreter der beiden großen Parteien im Stadtrat nur appellieren, dies als Zeichen zu verstehen und sich noch einmal gründlich mit den Zahlen zu beschäftigen. Positive Entwicklungen der PRIMUS-Schule finden bislang zu wenig Beachtung. Die Anmeldungen für die ersten Klassen weisen eine konstante Zweizügigkeit auf. Damit sind die vorhandenen räumlichen Kapazitäten vollständig belegt. Außerdem verbleiben inzwischen fast alle Schülerinnen und Schüler nach der vierten Klasse auf der Schule und bleiben dort bis zum Abschluss in der 10. Klasse. Verabschieden wir uns von der ursprünglich geplanten Dreizügigkeit, so reichen die Räumlichkeiten an der Dülkener Ketteler Straße aus, um die Schule über die Verlängerung um drei Jahre hinaus vielleicht sogar dauerhaft in die Viersener Schullandschaft zu integrieren. Die Entlastung der beiden anderen Dülkener Grundschulen ergibt sich aus den für die nächsten Jahre prognostizierten sinkenden Schülerzahlen ohnehin. Maximal wäre an einer der beiden Schulen ein zusätzlicher Klassenzug übergangsweise einzurichten.“
Liegen die Informationen der Schulverwaltung auf ihre 15 Fragen vor, wollen die Grünen damit noch einmal neu auf die Mehrheitsfraktionen zugehen, um mögliche Alternativen zum Auslaufen der PRIMUS-Schule zu besprechen, wenn das Thema nach einem erfolgreichen Bürgerbegehren erneut auf der Tagesordnung des Stadtrats steht. (opm)
