Mittlerweile zum vierten Mal hatten die Roahser Jonges und die Grosse Viersener Karnevalsgesellschaft für ihre gemeinsame Herrensitzung ein energiegeladenes und begeisterndes Programm zusammengestellt, welches Feiern bis in die letzte Minute nicht nur versprach, sondern auch hielt.
Von RS-Redakteurin Nadja Becker und Fotograf Martin Häming
Roahser – Das Festzelt an der Sittarder Straße hat am Wochenende hunderte von Karnevalisten vor der Kälte geschützt, die gemeinsam die schöne 5. Jahreszeit begehen wollten. Am Sonntag mündete der Veranstaltungsmarathon in die mittlerweile über die Region hinaus bekannte Herrensitzung der Roahser Jonges und der Grossen Viersener Karnevalsgesellschaft, deren gemeinsamer Elferrat von der Bühne aus das närrische Spiel begleitete.
Dass die Gesellschaften trotz der unterschiedlichen Farben im Brauchtum vereint fest sind, das zeigte sich bereits zuvor beim gemeinsamen Einzug mit dem Viersener Tambour Corps 1925 e.V. Die Moderation gebührte dann den Roahser Jonges, schließlich hatte Sitzungspräsident Wolfgang Genenger nicht nur in den Jahren zuvor, sondern auch bereits in dieser Session bei der Galasitzung der KG Helenabrunn sein charmantes Können auf der Bühne bewiesen.
Mit dem Einzug der erst im vergangenen Jahr gegründeten Roahser Funken startete dann auch das jecke Spiel, mit modernen und traditionellen Darbietungen der närrischen Zeit. Die Roahser Funken haben innerhalb kürzester Zeit ihren festen Platz zu Recht auf den karnevalistischen Bühnen gefunden. Ihr mitreißender Gardetanz entzückt mit einer hervorragenden Choreografie, ihre effektvolle Bühnendarstellung wird begleitet von einem abgestimmten Zusammenspiel. Damit legen sie nicht nur das Fundament auch weiterhin gern gesehener Gast auf den Spielflächen zu sein, sie zeigen begeisternd auf, dass der Nachwuchs bei den Roahser Jonges gesichert ist. Schließlich feierte die Gesellschaft an diesem Wochenende bereits ihr 8 x 11-jähriges Jubiläum.
Mit Torben Klein kündigte sich dann ein Sänger an, der eigentlich gar nicht hätte abreisen müssen, hatte er doch am Abend zuvor das Zelt sozusagen als letzter Act abgeschlossen. Torben Klein, aus dessen Feder bekannte Lieder wie „Für die Iwigkeit“ oder „Home is where the Dom is“ stammen, wusste auch zu noch früher Stunde das durchweg männliche Publikum anzuheizen. Immerhin ist er schon seit seinem 14. Lebensjahr in der Musikbranche beheimatet und sang schon bei der Traditions-Karnevals Band Boore, bei den Räubern oder arbeitete mit Künstlern wie Ireen Sheer, Wolfgang Petry, Uwe Hübner und DJ Ötzi. In dieser Session will er mit seinem aktuellen Titel „Wunderschön“ erneut die Charts erobern.
Die Charts sind es nicht, die Bauchredner Klaus Rupprecht erreichen möchte, er hat es vielmehr auf die Lachmuskeln gemeinsam mit Willi, seiner vorlauten Affenpuppe, abgesehen. So einfach ist das allerdings nicht mit einer rechten, vorlauten und sogar noch plappernden Hand mit eigenem Willen. Affe Willi machte nämlich sowieso gewohnt was er wollte und dabei war ihm so ziemlich jeder Karnevalist recht, der gerade in der ersten Reihe saß und dessen Nase ihm nicht gefiel. Eine Garantie für Lacher eben, wenn Klaus Rupprecht auch nicht so ganz genau weiß von wem er diese Gabe geerbt hat. In der eigenen Familie war nämlich der Badewannengesang das Highlight der künstlerischen Wurzeln, doch bereits im Alter von zehn Jahren gründete Rupprecht sein eigenes Marionetten-Theater, mit dem er auf Kinderveranstaltungen erfolgreich seinen Weg ging. Seit 1982 ist er mittlerweile auch im rheinischen Karneval bekannt und rockt einen Saal nach dem anderen.
Apropos rocken … auch die Tanzgarde der Grossen Viersener Karnevalsgesellschaft rockte das Zelt und präsentierte damit erstmals in dieser Session ihre neuen Tanzschritte. Im vergangenen Jahr ist die Garde erneut gewachsen und so formte sich auf der Bühne ein begeisterndes Bild der Damen in den glitzernden Tanzuniformen. Standing Ovations unterstrichen den schwungvollen Auftritt, dessen Dynamik in den Saal schwappte und zum lebhaften Klatschmarsch einlud.
Und wo wir gerade bei heimischen Gewächsen sind, auch der sich anschließende Act kann durchaus so bezeichnet werden, denn schließlich stammt die Party- und Stimmungsband Oedingsche Jonges aus der Nachbarstadt Krefeld. 1993 gegründet sind die Oedingschen Jonges allerdings keine reine Karnevalsband, sondern auch außerhalb der 5. Jahreszeit viel unterwegs. In der Besetzung Tim Valentin (Gesang), Joe Froebe (Sologitarre), Thorben Lang (Bass), Benjamin Hantke (Keyboard), Christian Kempkens (Drums) und Frank Mäkelburg (Rhythmusgitarre) hallten kölsche Lieder durch den Saal, bis dann eine weitere bekannte Tanzgarde den hervorragend gelaunten närrischen Pulk übernahm.
Die Süchtelner Tanzgarde wurde in der Session 2014/2015 gegründet und ist die jüngste Gruppe innerhalb des Süchtelner Festausschusses. Mittlerweile gehört eine Jugendgarde sowie eine Showtanzgruppe dazu und gerade erst wurde die neue Bambini-Garde vorstellt. Auch hier zeigt sich wie aus zarten Trieben wunderbare Blüten entstehen können, denn die Mädels tanzen sich regelmäßig erfolgreich zu Recht mit ihrem Können auf die verschiedenen Wettkampftreppchen.
Jubelnd empfangen wurden ebenfalls die Funky Marys. Seit 2002, wenn auch mittlerweile mit teilweise geänderter Besetzung, ist die fünfköpfige Gruppe nicht nur im Kölner Karneval unterwegs. Dass es sich eigentlich um eine Zusammensetzung handelt, die 2002 im Rahmen eines Castings des Kölner Express und der Plattenfirma Pavement Records gegründet wurde, davon war nichts zu spüren. Die Damen harmonierten hervorragend auf der Bühne und ließen keinen Zweifel aufkommen, dass sie den Karneval mit jedem Herzschlag leben.
Mit dem Tanzsportverein der Palm Beach Girls füllte sich die Bühne und es wurde eng auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Als „Pippiraten“ in Strapsen und Mieder sind die Tänzerinnen aus Palmersheim mit ihren atemverschlagenden Showtänzen und akrobatischen Leistungen in dieser Session unterwegs und kommen als Augenweisen mit Kawumms nicht nur auf Herrensitzungen daher. Die Begeisterung schwappte ihnen bereits bei der Sitzung der Jrön-Wette Jonges entgegen zu Beginn des Jahres, im Winterfestzelt war es nicht anders und man muss nun kein Hellseher sein um zu wissen, die Stimmungsrakete war längst hochgegangen.
Der Abschluss gebührte in diesem Jahr der „schönsten Boygroup der Welt“, den Big Maggas, die auch sonst auf den Viersener Bühnen nicht unbekannt sind. Obwohl, sind die nicht eher etwas für eine Damensitzung? Ganz eindeutig nicht, denn mit skurrilen Showeinlagen und Live-Musik von „Karneval in Kölle“ bis „Wir sind wieder auf der Hütte“ es gibt eigentlich nichts, was Chef-Entertainer Roy „Rakete“ Ostermann, der flotte Otto am Bass, Go Go Günther an der Gitarre, der Unterhaltungsroboter Horst Elvis, sowie Dr. Bum Bum Boxleitner am Schlagzeug nicht auf die Schippe nahmen. Eben ein perfekter Abschluss für die animierenden Stunden im Kreise der närrischen Familie. (nb)