Jugendfreizeit- und Beratungsangebote gibt es nicht in jedem Dorf. Was es da braucht, sind kreative Ideen, finanzielle Förderung und das Engagement vieler. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert Projekte und das Ehrenamt im ländlichen Raum durch das EU-Programm LEADER.
Deutschland – Jugendliche auf dem Land müssen oft weitere Wege in Kauf nehmen und sind dabei umso mehr auf eine gute Infrastruktur angewiesen. Doch einige Jugendprojekte machen sich auf den Weg zu den jungen Leuten – an guten Ideen mangelt es nicht, wie das Musiktheater „Off Beat Culture“, der Jugendzirkus „Ubuntu“ und die Jugendmobile „Jumonofel“ und „Jumpa4You“ beweisen.
Sie vereint eines: Kulturelle Angebote mit und für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum zu schaffen. Die Rede ist von Engagierten aus Kultur und Pädagogik – die dahin gehen, wo junge Menschen sich aufhalten. Das wollen auch die Initiatorinnen und Initiatoren vom Verein „Off Beat Culture“. Sie entwickeln mit Jugendlichen Musiktheater, Filme und Konzerte.
Sich begegnen und kreativ werden
„Junge Menschen sind mit großer Selbstverständlichkeit Grenzgänger zwischen der digitalen und der analogen Welt. ,Off Beat Culture‘ möchte Sie genau dort – an dieser Grenze – treffen und sie dazu einladen, sich zu begegnen und miteinander kreativ zu werden“, sagt Achim Sondermann, Leiter und Gründer des Projekts. Ein Team von Ehrenamtlichen, bestehend aus echten Branchen-Profis aus den Bereichen Musik, Tanz und Schauspiel, trainiert die Jugendlichen. Ein Jahr lang proben die 9- bis 19-Jährigen an unterschiedlichen Orten, in Schulen und Gemeinderäumen.
„LEADER war für uns ein Powerboost!“
„Der logistische Aufwand, den die Bespielung einer weitläufigen ländlichen Gebietskulisse mit sich bringt, war nur mithilfe der finanziellen Unterstützung durch die LEADER-Förderung zu stemmen“, betont Sondermann. Doch unterstützt wurde das Projekt auch dadurch, dass das LEADER-Programm ihnen den Kontakt zu verantwortlichen Politikerinnen und Politikern in der Region verschaffte.
Was ist LEADER? LEADER ist ein EU-Förderinstrument auf Grundlage der ELER-Förderung. Diese ist Teil der zweiten Säule der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP). Dabei werden vor allem Projekte in ländlichen Regionen unterstützt.
„Ohne deren persönliche Bemühungen hätte die zur erfolgreichen Projektumsetzung erforderlichen Kooperationen mit Schulen und Theatern nicht realisiert werden können. LEADER war für uns ein Powerboost!“, sagt Sondermann rückblickend. Heute steht das Jugendprojekt mit Hilfe von Spenden und Förderern auf eigenen Beinen. In diesem Jahr soll das Angebot mit einem dauerhaftem Unterrichtskonzept im Rahmen einer Academy erweitert werden.
Circus „Ubuntu“: Gemeinschaft leben
Jeder Jugendliche ab zwölf Jahren, der schon immer mal das Zirkusleben kennenlernen wollte, findet beim Kinder- und Jugendzirkus „Ubuntu“ seinen Platz. „Jeder ist im Circus wertvoll und darf ,glänzen‘. Viele tun es in der Manege, während der Aufführung. Andere tun es vielleicht beim Zeltaufbau, wenn wir auf Tournee sind. Jeder findet in der Zeit des Miteinanders seinen individuellen Platz, wo er seine Stärken zeigen darf“, sagt Robert Scharmacher. Er leitet das Jugendprojekt, das es mittlerweile seit mehr als 25 Jahren gibt. Vor mehr als zehn Jahren gehörte „Ubuntu“ auch zu den geförderten LEADER-Projekten in Schleswig-Holstein.
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Damals wie heute machen rund 50 Mitwirkende „Ubuntu“ zu einem bunten und kreativen Ort der Jugendarbeit. Dabei kommt es vor allem auch auf das ehrenamtliche Engagement von Eltern und Jugendlichen an, die alle zusammen über den gesamten Zeitraum immer wieder tatkräftig unterstützen. Viele opfern sogar fast ihren gesamten Jahresurlaub, um der Manege mit den krönenden Aufführungen Leben einzuhauchen.
Auf den Teamgeist kommt es an
„Das Medium Circus zeigt uns immer wieder, ob wir eine funktionierende Gemeinschaft sind oder nicht, und das funktioniert ohne tiefgründige, didaktisch sinnvolle Erklärungen“, betont Scharmacher. Teamgeist ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Über mehrere Monate studieren die Jugendlichen akrobatische Kunststücke, musikalische und schauspielerische Darbietungen ein. Dabei lernen sich die Jugendlichen mit ihren Stärken und Schwächen besser kennen.
Für vier Wochen geht der Zirkus dann auf Tournee durch das Bundesland. Da kommt auch schon mal Heimweh auf, doch auch darüber hilft die Gemeinschaft hinweg. Die Erlebnisse im Zirkus stärken das Selbstbewusstsein der jungen Leute, mutig vor ein großes Publikum zu treten. „Das ist der Moment, in dem der Jugendliche lernt, allein eine Entscheidung zu treffen. Das sind Prozesse, an denen unsere Jugendlichen wachsen“, betont Scharmacher.
Unterwegs mit „Jumonofel“ und „Jumpa4You“ zu den jungen Leuten
Die mobile Jugendarbeit kommt zu den Jugendlichen. Vielmehr noch: Sie sucht ihre Lieblingsorte auf und ist für alle erreichbar. Mit diesem Ziel sind in der LEADER-Region Eifel zwei Jugendmobile unterwegs. Die Fahrzeuge von „Jumonofel“ (Städteregion Aachen) und „Jumpa4You“ (Landkreis Euskirchen) wurden zum Teil durch LEADER finanziert.
Für einige Jugendliche sind örtliche Jugendcafés und Angebote der Jugendarbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwierig zu erreichen. „Wir haben bei der aufsuchenden Arbeit mit dem Jumonofel immer genügend abwechslungsreiches Material im Gepäck, um alternative Freizeitangebote zu schaffen und die Möglichkeit zu bieten, auch mal etwas Neues auszuprobieren“, sagt Lara Mayer, Jugendarbeiterin vom Jugendamt der Städteregion Aachen. Neben Spiel- und Bastelangeboten können die Jugendlichen auch verschiedene Sportarten ausprobieren, wie Slackline, Badminton oder Basketball.
Für Nicolas Gath, Regionalmanager LEADER-Eifel, ist das ehrenamtliche Engagement im ländlichen Raum nicht wegzudenken. Im Zusammenspiel der Förderung durch LEADER sei es eine große Chance, „Ideen dort umzusetzen, wo es sonst keine anderen Fördermöglichkeiten gibt, kreativ zu werden und etwas Neues zu wagen. So können gerade Vereine und private Initiativen in der Region etwas bewegen“, betont er. So konnten auch insgesamt zwei Personalstellen für die beiden mobilen Jugendprojekte eingerichtet werden, womit Kontinuität und Regelmäßigkeit des Angebots sichergestellt werden.
Jungen Leuten eine Stimme geben
Die Mitarbeitenden der mobilen Jugendarbeit haben stets ein offenes Ohr für die Befindlichkeiten, Ängste und auch Wünsche der jungen Leute. „Insbesondere in Zeiten von Corona ist das Jumonofel ein ideales Medium, um draußen eine Mischung von Begegnung, Austausch und Interaktion von Gleichaltrigen zu schaffen“, berichtet Lara Mayer. Das ist auch die Erfahrung des Jugendmobils „Jumpa4You“. „In der Corona Zeit haben insbesondere Kinder- und Jugendliche unter den erheblichen Einschränkungen zur Bekämpfung der Pandemie gelitten“, sagt Jugendarbeiterin Cornelia Luxen vom Kreis Euskirchen. Einige von ihnen hätten in dieser Zeit auch Schwierigkeiten mit dem Ordnungsamt und der Polizei gehabt, berichtet sie weiter.
Ein besonderes Projekt entstand 2021 nach der Flutkatastrophe in der Region. Die Jugendlichen konnten während eines zweitägigen Workshops einen eigenen Musik-Clip drehen. In kreativer Weise verarbeiteten sie die teilweise traumatischen Erlebnisse. Darin spiegelte sich auch der grundsätzliche Ansatz von „Jumpa4You“ wider, den jungen Menschen eine Stimme zu geben und sie mitgestalten zu lassen. (opm/Bundesregierung)