Lobberich: Berliner ProGaslicht – Vorstand von Anwohnern des Windmühlenwegs empfangen

Petra Elbers (Anwohnerin) und Ralf Schmeink (Lobberland e.V.) bedankten sich für das überregionale Interesse und führten sie zusammen mit weiteren Anwohnern des Windmühlenweges herum.

Lobberich – Ralf Schmeink (Heimatverein Stammtischrunde 1953 / Lobberland e.V.): „Die Gaslaternen in Lobberich sind DAS kulturgeschichtliche Zeugnis des industriellen Aufschwungs und ungewöhnlichen Wohlstands der Kleinstadt Lobberich. Das technokulturelle Erbe gilt es zu bewahren und zu pflegen. Eigentum verpflichtet. Es wurden schon zu viele Zeugnisse der Vergangenheit vernichtet.“

Das Lobbericher Gaslicht wurde im September 1878 errichtet und war das erste Zeichen des Fortschrittes für den Ort und seine Bürger. Joachim Raetzer (Vorsitzender ProGaslicht e.V.) „Nur wenige Städte und Gemeinden haben nach den Abrisswellen ihr Gaslicht behalten. Das ist ein Glücksfall für Lobberich – der Ort ist heute die einzige Kleinstadt der Welt, die authentisches Gaslicht in ihren Straßen zeigen kann.“

Auf den Monat genau 135 Jahre nach Errichtung – auf dem Höhepunkt der Gaspreise – wurde das Gaslicht abgeschaltet. „Es kommt auf jede Kilowattstunde an“, begründete Bürgermeister Küsters seinerzeit die Maßnahme. Als aber die Gaspreise wieder fielen und andere Sparmaßnahmen wie die Verringerung der Schwimmbadtemperaturen wieder rückgängig gemacht wurden, warteten die Menschen auf dem Windmühlenweg vergeblich darauf, dass das einmalige Gaslicht wieder leuchtet. Stattdessen wurden den Anwohnern Monate später elektrische Provisorien auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor die Nase gesetzt.

Petra Elbers (Anwohnerin): Die derzeitigen Affenschaukeln des elektrischen Provisoriums sind sehr unschön. „Schmeiß‘ weg kauf neu“ war dabei noch nie ein Zeichen von Nachhaltigkeit. Was hier für Provisorien aufgewendet wird, sind verschwendete Ressourcen.“
Jürgen und Ruth Maaßen vermieten eine Ferienwohnung auf dem Windmühlenweg: „Mit dem Gaslicht können wir werben und unseren Gästen etwas bieten, das sie so nirgendwo sonst vorfinden: Eine scheinbar aus der Zeit gefallene städtische Atmosphäre ganz nah an der Natur. Aus dem Vorteil hat die Stadt mit ihrem Provisorium einen Nachteil gemacht.“

Anwohnerproteste hatten noch 2017 erreichen können, dass die Gaslaternen mit neuester Technik ausgestattet werden. Jetzt konnte die Gruppe erkennen, dass durch den Stillstand bereits Schäden an den an sich langlebigen Laternen entstanden sind.
Günter Eis (Gaslichttechniker ProGaslicht e.V.): „Gaslaternen können – anders als verschweißte LED–Bauteile – repariert werden, defekte Teile können recycelt und müssen nicht als Sondermüll entsorgt werden. Die Köpfe der Gaslaternen sind besonders langlebig, sie werden bis heute nahezu unverändert hergestellt, die Technik darin wird gleichzeitig weiterentwickelt. Der Berliner Hersteller bietet neuerdings fernsteuerbare Technik an. Damit ist auch eine Nachtabschaltung möglich.“

Gleich um die Ecke auf der Sassenfelder Straße wurde das Gaslicht schon vor Jahrzehnten ersetzt. Die Masten für Elektrolicht benötigen eine Revisionsöffnung. Hier rosten die Elektromaste vor sich hin – die elektrische Lichttechnik wurde dort in der Zwischenzeit bereits zweimal gewechselt.

2025 soll der Rat der Stadt über die Zukunft des Gaslichtes auf dem Windmühlenweg entscheiden.
Bettina Grimm (Chefredakteurin des Fachmagazins „der Zündfunke“): „Wir verfolgen die Ereignisse in Nettetal seit dem Abriss auf der Brabanter Straße und Schulzenburgweg vor gut 10 Jahren. Düsseldorf hat die Anerkennung als Weltkulturerbe für sein Gaslicht nur knapp verpasst, weil es in Berlin und Frankfurt ebenfalls in großer Zahl Gaslaternen leuchten. Überall aber gibt es Diskussionen um das historische Gaslicht.“

Ralf Schmeink ergänzt: „Wer das Klima schützen will, sollte das effektiv tun. Ein Vielfaches an CO2 Reduzierung ist mäglich, wenn das Steuergeld, das für den Abriss und Aufbau einer elektrischen Infrastruktur ausgegeben werden muss, z.B. in Solarenergie investiert wird. Dass Biogas, heute noch verstromt wird, ist nicht mehr zeitgemäß. Dieses Biogas kann die Laternen betreiben.“
Nun überlegen Anwohner und beteiligte Heimatvereine eine Ergänzung des seitens der Stadtverwaltung koordinierten Angebotes am Denkmalsonntag 8. September und eine Teilnahme am internationalen Tag des Gaslichts am 13. Dezember. Der renommierte Technikhistoriker Prof. Dr. Horst A. Wessel hat seine Mitwirkung bereits zugesagt (https://lobberi.ch/gaslicht). (opm)

Vorstandsmitglieder des Progaslicht e.V. mit Anwohnern des Windmühlenweges. Im Hintergrund das elektrische Provisorium. Mitte des Monats ließen sich Joachim Raetzer (3. v.l. – Vorsitzender proGaslicht e.V.), Bettina Grimm (7. v.l. Redaktion „der Zündfunke“) und Günter Eis (4. v.l. Technikexperte Gaslicht) von Anwohnern die Entwicklungen um den Windmühlenweg erläutern. Foto: J. Maaßen