Nordrhein-Westfalen erlebt einen regelrechten Solarboom. Auf immer mehr Dächern zwischen Rheinland und Westfalen glänzen Photovoltaik-Module in der Sonne. Besonders beliebt sind dabei sogenannte Mietmodelle, bei denen Hausbesitzer die Anlage nicht kaufen, sondern über monatliche Raten nutzen. Was auf den ersten Blick unkompliziert klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen oft als komplexes Vertragswerk mit Tücken.
Service – Die Verbraucherzentralen schlagen Alarm. Immer häufiger melden sich Hausbesitzer, die mit ihren Solarverträgen unzufrieden sind oder in Kostenfallen getappt sind. Das Problem: Viele unterschreiben enthusiastisch, ohne das Kleingedruckte zu lesen. Die monatliche Rate erscheint zunächst überschaubar, doch über die übliche Vertragslaufzeit von 20 Jahren summieren sich die Kosten erheblich.
Unabhängige Prüfungen durch Verbraucherschützer zeigen deutliche Qualitätsunterschiede bei den verschiedenen Anbietern auf dem Markt. Wer sich vorab informieren möchte, findet bei https://verbraucherschutz.tv/ detaillierte Analysen zu gängigen Solaranbietern und deren Geschäftsmodellen. Dort werden typische Vertragsfallen beleuchtet und konkrete Kostenfallen aufgedeckt, die in den Hochglanzbroschüren der Anbieter selten Erwähnung finden.

Die Kostenfalle im Detail
Ein Rechenbeispiel aus Altenburg verdeutlicht das Problem: Familie Müller zahlt monatlich 189 Euro für ihre gemietete Solaranlage. Über 20 Jahre macht das 45.360 Euro – für eine Anlage, die sie am Ende nicht einmal besitzt. Zum Vergleich: Der Direktkauf einer vergleichbaren Anlage hätte etwa 18.000 Euro gekostet. Selbst mit Finanzierung wäre das deutlich günstiger gewesen.
Hinzu kommt: Viele Verträge enthalten Preisanpassungsklauseln. Die anfangs beworbene Rate kann also steigen. Manche Anbieter koppeln die Zahlung an Inflationsindizes oder behalten sich jährliche Erhöhungen vor. Was mit 150 Euro monatlich beginnt, kann nach zehn Jahren bereits bei 200 Euro oder mehr liegen.
Regionale Unterschiede und Erfahrungen
Die Nachfrage nach Solaranlagen variiert auch innerhalb von NRW stark. Während in ländlichen Gegenden oft größere Dachflächen zur Verfügung stehen, setzen städtische Hausbesitzer zunehmend auf kompakte Lösungen. Regionale Berichterstattung zeigt: Die Skepsis gegenüber Mietmodellen wächst, je mehr Erfahrungsberichte von Betroffenen an die Öffentlichkeit gelangen.
Besonders problematisch wird es, wenn Hausbesitzer ihre Immobilie verkaufen möchten. Der neue Eigentümer muss den Mietvertrag oft zwingend übernehmen – was potenzielle Käufer abschreckt. Makler berichten von Preisabschlägen bis zu 30.000 Euro bei Häusern mit laufenden Solarmietverträgen. Das vermeintliche Öko-Investment entpuppt sich dann als Wertverlust.
Was Verbraucherschützer konkret empfehlen
Die Verbraucherzentrale NRW rät dringend zum Vergleich mit Kaufvarianten. In den allermeisten Fällen rechnet sich der Direktkauf mehr. Wer nicht die volle Summe aufbringen kann, fährt mit einem klassischen Bankkredit meist günstiger als mit Mietmodellen. Die Zinsen sind aktuell zwar gestiegen, liegen aber immer noch deutlich unter den versteckten Kosten vieler Mietverträge.
Wer dennoch ein Mietmodell in Erwägung zieht, sollte folgende Punkte unbedingt prüfen:
- Vertragslaufzeit und Gesamtkosten: Die volle Summe über die gesamte Laufzeit ausrechnen und mit Kaufpreisen vergleichen. Dabei auch künftige Preissteigerungen einkalkulieren.
- Wartung und Reparaturen: Wer trägt welche Kosten? Manche Anbieter verlangen zusätzliche Gebühren für Reparaturen, obwohl die Anlage ihnen gehört.
- Versicherung: Ist sie im Preis enthalten oder kommt sie obendrauf? Hausbesitzer sollten klären, wer bei Schäden durch Sturm oder Hagel zahlt.
- Vorzeitige Kündigung: Was passiert bei Verkauf der Immobilie oder finanziellen Engpässen? Viele Verträge erlauben keine vorzeitige Beendigung oder verlangen horrende Abstandszahlungen.
- Strommengen und Vergütungen: Wie wird der selbst erzeugte und eingespeiste Strom verrechnet? Hier verstecken sich oft die größten Unterschiede zwischen den Anbietern.
Alternative Finanzierungsmodelle
Neben klassischem Kauf und Mietmodellen gibt es noch weitere Optionen. Manche Hausbesitzer schließen sich zu Energiegenossenschaften zusammen. Regionale Stadtwerke bieten zunehmend eigene Solarprogramme an, die transparenter kalkuliert sind als die Angebote überregionaler Vertriebskonzerne.
Auch staatliche Förderprogramme sollten nicht außer Acht gelassen werden. Die KfW-Bank vergibt zinsgünstige Kredite für Solaranlagen, verschiedene NRW-Kommunen stocken diese Förderung zusätzlich auf. Wer diese Möglichkeiten ausschöpft, kann die Anschaffungskosten deutlich senken.
Auf lokale Handwerksbetriebe setzen
Ein weiterer Tipp von Verbraucherschützern: Die Installation durch regionale Handwerksbetriebe beauftragen statt über bundesweit agierende Vertriebskonzerne. Lokale Elektriker sind nicht nur oft günstiger, sie stehen auch bei Problemen direkt zur Verfügung und haben ein Interesse an ihrem Ruf vor Ort.
Zudem entfallen bei dieser Variante die hohen Vertriebsprovisionen, die bei Mietmodellen auf die Kunden umgelegt werden. Wer drei Angebote einholt und vergleicht, spart schnell mehrere tausend Euro. Wichtig ist dabei, auf Zertifizierungen und Referenzen zu achten.
Fazit: Augen auf beim Solarvertrag
Der Solaranlagen-Boom in NRW ist grundsätzlich positiv für Klimaschutz und Energiewende. Doch Hausbesitzer sollten sich nicht von vollmundigen Versprechen blenden lassen. Mietmodelle erscheinen bequem, sind aber in den meisten Fällen deutlich teurer als der Direktkauf.
Wer sich die Zeit nimmt, verschiedene Angebote einzuholen und genau durchzurechnen, vermeidet teure Fehler. Die Verbraucherzentralen bieten kostenlose Beratungen an – ein Service, der vor einer Entscheidung über mehrere zehntausend Euro unbedingt genutzt werden sollte. Denn eine Solaranlage soll das Portemonnaie entlasten, nicht belasten. (opm)
